Auferstanden – ganz einfach!

Predigt über 1. Korinther 15,1‑11 zum Ostersonntag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Die Oster­botschaft ist ganz einfach, selbst Kinder können sie verstehen. Jesus war tot und ist am dritten Tag wieder lebendig geworden – ganz einfach! Die Zeugen des Auf­erstandenen haben es verkündigt, und ihre Worte sind bis zum heutigen Tag in der Bibel überliefert – ganz einfach! Wenn aber Jesus auf­erstanden ist und nicht zwischen­durch wieder gestorben ist, dann lebt er heute noch – ganz einfach! Und wenn er Macht über den Tod hat, dann kann er machen, dass der Tod auch über uns nicht das letzte Wort hat – ganz einfach!

Kompliziert wird das alles nur, wenn wir uns zu sehr über Einzel­heiten den Kopf zergrübeln. Oder wenn wir unseren Verstand und unsere dürftige Lebens­erfahrung zum Maßstab aller Dinge machen. Oder wenn wir kein Vertrauen mehr zu Gottes Wort in der Bibel haben, wenn wir meinen, das ist alles un­zuverläs­sig, das ist alles Auslegungs­sache, Ansichts­sache. Wenn wir solchen Gedanken Raum geben, dann wird die klare, einfache Oster­botschaft un­glaubwür­dig. Dann machen wir Gottes einfaches Evangelium nicht nur kompli­ziert, dann machen wir es für uns selbst kaputt.

Diese Gefahr bestand auch schon bei den Christen in Korinth. Da gab es einige, die versuchten, die Oster­botschaft umzudeuten. Es waren kompli­zierte und abgehobene Gedanken, und am Ende kam dabei heraus, dass die Toten wohl doch nicht mehr auferstehen werden. Grund genug für den Apostel Paulus, das Thema in einem Brief an­zuschnei­den. Ganz lieb fängt er an: „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evan­gelium!“ Ja, genau das brauchen wir auch immer wieder: dass wir an Gottes Botschaft erinnert werden, an das gute alte einfache Evangelium. Da muss mal Frühjahrs­putz gehalten werden in unseren Köpfen! Der Staub des Vergessens, die Spinnweben der Zweifel, der Dreck un­göttlicher Gedanken muss raus, und die alten Farben müssen auf­gefrischt werden! Lassen wir uns also erinnern an das Evangelium, die einfache Oster­botschaft. Sie ist dreimal ganz einfach, nämlich: l. Was damals geschah, 2. wie es überliefert wurde, 3. was es für uns heute zu bedeuten hat. Darüber informiert uns hier der Heilige Geist durch Paulus.

Erstens: Was damals geschah, ist ganz einfach. Paulus hat es in wenigen Worten weiter­gegeben: Christus ist für unsere Sünden gestorben nach der Schrift; er ist begraben worden; Er ist auf­erstanden am dritten Tage nach der Schrift. „Für unsere Sünden gestorben“ – damit ist der ganze Grund unserer Erlösung gesagt. „Für unsere Sünden“ – als Sühne für das, was wir angerichtet haben gegen Gottes Willen und Gebot. „Für unsere Sünden“ – stell­vertretend, an unserer Statt. „Begraben“ – das Grab besiegelte es: Jesus war wirklich tot. Doch am Morgen des dritten Tages war das Grab leer: „Auf­erstanden am dritten Tage!“ Er lebte wieder, er zeigte sich den Seinen lebendig, er zeigte sich als Sieger über den Tod. Und das alles „nach der Schrift“, also gemäß der Weis­sagungen des Alten Testaments. „Nach der Schrift“ – so, wie es Gottes Wille schon von Ewigkeit her vorgesehen hatte und wie er es schon von alters her durch Propheten offenbarte, den Vätern zur Hoffnung und uns zur Ver­gewisserung.

Was damals geschah, ist ganz einfach. Manchen Zeit­genossen zu einfach. Es gibt Leute, die gehen nicht mehr zur Kirche, weil sie immer nur dasselbe in der Predigt hören: Jesus Christus ist gestorben für unsere Sünden und am dritten Tag auf­erstanden. Oder sie gehen nur dort zur Kirche, wo die Predigten eher ein Kommentare zu den aktuellen Ereignissen der Welt­geschichte sind. Wir aber wollen festhalten an dem guten alten einfachen Evangelium. Wir wollen uns immer wieder nur an dasselbe erinnern, weil es das Einzige ist, das uns ewiges Leben schenkt. Ich will als Prediger des Evangeliums nicht klüger sein als Paulus, der einmal sagte: „Ich wusste bei euch nichts anderes als Jesus Christus, den Ge­kreuzigten“ (1. Kor. 2,2), oder an anderer Stelle: „Dass ich euch immer wieder dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch desto gewisser“ (Phil. 3,1).

Zweitens: Wie es überliefert wurde, ist ganz einfach. Es begann damit, dass der Auf­erstandene einer Menge Leute erschienen ist. Paulus schreibt: „Er ist gesehen worden von Kephas (das ist der aramäische Name des Simon Petrus), danach von den Zwölfen (also vom gesamten Zwölfer­kreis ein­schließlich Petrus und ein­schließlich Matthias, der später offiziell die Nachfolge des abtrünnigen Judas angetreten hat). Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind ent­schlafen.“ Eine gewaltige Schar von Augen­zeugen! Und die meisten lebten noch, als Paulus den l. Korinther­brief schrieb. Es ist, als wollte Paulus sagen: Ihr könnt euch überzeugen, ihr könnt noch heute viele Leute aufsuchen und fragen: Wie war das damals mit der Auf­erstehung? Und sie werden euch bestätigen, dass sie den auf­erstandenen Jesus leibhaftig vor sich gesehen haben. Weiter schreibt Paulus: „Danach ist er gesehen worden von Jakobus (das ist der leibliche Bruder Jesu, heute bekannt als Jakobus der Jüngere), danach von allen Aposteln (hier sind Apostel im weiteren Sinne gemeint, also nicht nur der Zwölfer­kreis, sondern alle, die Jesus damit beauftragt hat, sein Evangelium zu ver­breiten). Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.“ Paulus bezeichnet sich hier als eine „Fehl­geburt“, was wohl damals als herab­würdigendes Schimpfwort benutzt wurde. Paulus macht sich aber nicht deshalb so gering, weil er den Auf­erstandenen erst nach der Himmelfahrt in einer Vision gesehen hatte, sondern weil er ur­sprünglich ein Christen­verfolger war, wie er dann gleich an­schließend schreibt: „Ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Durch Gottes Gnade ist er ein Apostel geworden, der nach­träglich von Christus persönlich offenbart bekam, was der Grund des Glaubens und aller Seligkeit ist: Jesus, für unsere Sünden gestorben, begraben, am dritten Tag auf­erstanden.

Ja, und Gottes Gnade ist es auch, dass wir das Zeugnis des Paulus und der anderen Apostel hier vor uns haben, heute, an diesem Osterfest, auf­geschlagen vor uns in der Bibel! Gottes Gnade ist es, dass die Oster­botschaft nicht im Nebel der Geschichte ver­schwunden ist. Gottes Geist ist es, der für die Zuverlässig­keit dieses Zeugnisses garantiert. Es ist ein Gräuel, wenn heute an vielen Orten genau das in Zweifel gezogen wird, und damit die Oster­botschaft selbst. Da suchen Theologen in den Quellen der Bibel hände­ringend nach einem sogenannten „histo­rischen Jesus“ und stellen dunkle Vermutungen über ihn an, aber seinen Aposteln und ihrer klaren Botschaft in der Bibel stehen sie kritisch gegenüber. Oder da meinen viele, die Bibel sei unklar und offen für viele Deutungen. Liebe Gemeinde, das Problem der vielen Deutungen steckt nicht in der Bibel, sondern in den Köpfen der Ausleger! Die Oster­botschaft ist klar und deutlich über­liefert, das ist ganz einfach.

Drittens: Auch was die Oster­botschaft für uns heute bedeutet, ist ganz einfach. Sie bedeutet zunächst: Jesus ist heute noch lebendig. Wir haben einen lebendigen Herrn. Wir glauben nicht nur, dass es Jesus gegeben hat, sondern dass es ihn heute noch gibt und in alle Ewigkeit. Und wir glauben noch viel mehr: Wir setzen unser Vertrauen darauf, dass er bei uns ist, bei einem jeden Christen und mitten in der christ­lichen Gemeinde. Er feiert jetzt mit uns Ostern, es ist sein Gottes­dienst, zu dem er uns eingeladen hat. Er ist hier und beschenkt uns mit dem Segen, der aus seinem Tod und aus seiner Auf­erstehung kommt. Dass er damals für unsere Sünden gestorben ist, heißt, dass wir heute von ihm Vergebung der Sünden empfangen – wenn wir sie bereuen, Buße tun und seine Gabe im Glauben annehmen. Jesus lebt – ganz einfach! Wir können mit ihm rechnen und mit ihm reden. Erinnern wir uns immer wieder daran! Wie schwer machen wir es uns oft im Leben, wieviele Sorgen machen wir uns, weil wir nicht ernsthaft damit rechnen, dass unser Herr mit uns lebt und alles gut machen wird, wenn wir ihn darum bitten. Wie anders würde auch unser Gemeinde­leben aussehen, wenn das allen immer ganz groß vor Augen stünde: Jesus lebt und ist da!

Wie Paulus damals die Korinther erinnert hat an die Bedeutung der Oster­botschaft für sie, so wollen wir uns auch heute erinnern lassen: „Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht“ – ja, davon will auch ich ausgehen: dass ihr es angenommen habt und fest darin steht, in festem Glauben! – weiter mit Paulus: „Durch das ihr auch selig werdet!“ Durch das ihr jetzt schon Frieden mit Gott habt und Gemein­schaft mit dem lebendigen Jesus, durch das ihr einst auch zum ewigen Leben in den Himmel eingehen werdet nach der Auf­erstehung der Toten, dorthin, wo uns der lebendige Jesus voran­gegangen ist. „Durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe.“ Ja, festhalten wollen wir es, das gute alte Evangelium, das so einfach ist: „Christus ist für unsere Sünden gestorben nach der Schrift, begraben worden und am dritten Tage auf­erstanden nach der Schrift.“ Lasst uns das einfach glauben, einfach bekennen, einfach daran festhalten, einfach damit selig werden. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 1992.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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