Glauben und bekennen

Predigt über Römer 10,9 zur Konfirmation

Liebe Kon­firmanden, liebe Gemeinde!

„… so wirst du gerettet“, heißen die letzten Wörter in unserem Bibelvers. Wollt ihr das, wollt ihr gerettet werden? Nun, ich gehe einfach mal davon aus: Ihr wollt gerettet werden. Ihr wollt selig werden. Ihr wollt einmal in den Himmel kommen. Ihr wollt ewiges Leben. Wer es nicht will, den wird dieser Bibelvers und diese Predigt kaum interes­sieren; er wird dann einst vor dem Welten­richter allerdings recht dumm aus der Wäsche schauen, wenn Christus zu ihm sagt: „Ich kenne dich nicht.“ Also noch einmal: Ich gehe jetzt davon aus, dass ihr gerettet werden wollt, dass ihr selig werden wollt.

Wenn wir das wollen, schließt sich sogleich die Frage an: Wer wird denn, wer kann denn überhaupt gerettet werden? Und vielleicht die bange Frage: Ob ich wohl dabei bin, ob ich gerettet werde? Diese Frage beantwortet der Heilige Geist durch den Apostel Paulus hier ganz klar und einfach: „Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Das ist die gute Nachricht, das Evangelium von Jesus Christus: Deine Rettung hängt nicht davon ab, wie gut du bist, wie gut du die Gebote hältst oder wie gut dir ein frommes Leben gelingt. Nein, deine Rettung ist durch Jesus Christus schon geklärt. Es kommt nur darauf an, dass du dich im Glauben an diesen Jesus Christus hältst, dass du also glaubst und ent­sprechend bekennst: „Jesus ist der Herr!“, und: „Der Herr ist auf­erstanden!“

Glauben und Bekennen, das sind nicht zwei ganz ver­schiedene Sachen. Glauben und Bekennen gehören zusammen. Wie sie zusammen­gehören, das möchte ich euch mit meiner Predigt­hilfe deutlich machen, mit dieser Flasche hier. Was ist wohl in dieser Flasche drin? Richtig, Wein. Warum nehmen wir das an? Weil die Flasche so aussieht und weil das auf dem Etikett steht. Kann man sonst bei einer un­geöffneten Flasche fest­stellen, was drin ist? Nein, man ist auf das Etikett angewiesen.

Genauso ist das mit dem Glauben und Bekennen. Ich möchte uns Christen mal mit dieser Weinflasche ver­gleichen. Der Glaube an den Herrn Jesus Christus, der Glaube in unserem Herzen, der rettet uns, der macht uns selig. Dieser Glaube ist der eigentliche Inhalt der Wein­flasche, der Wein selbst. Auf den Inhalt kommt es an, das andere ist nur Verpackung. Aber den Glauben im Herzen kennen nur wir selbst und Gott. Für die anderen sind wir ver­schlossene Wein­flaschen. Die anderen sind auf das Etikett angewiesen, wo drauf steht, was drin ist. Und dieses Etikett ist das Bekenntnis mit dem Mund. Wenn einer sagt: „Jesus ist mein Herr!“, dann darf man annehmen, dass er in seinem Herzen auch an Jesus glaubt: dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, dass er heute lebt, dass er die Sünden vergibt und dass er uns in das Reich des himmlischen Vaters führt. Der Glaube ist der Wein, das Bekenntnis ist das Etikett.

Für euch, liebe Konfir­manden, ist heute der Tag gekommen, wo ihr öffentlich vor der Gemeinde euer Etikett zeigen sollt. Kon­firmation, das ist ein Bekenntnis­tag. Natürlich ist das nicht alles, Kon­firmation bedeutet mehr: die besondere Fürbitte der Gemeinde für euch, der besondere Segen, der Gang zum Heiligen Abendmahl. Und es ist ja auch schön, wenn man dies dann nach dem Gottes­dienst im Kreis der Familie noch festlich feiert und zusammen fröhlich ist, und wenn ihr dann vielleicht bei dieser Gelegenheit an der Festtafel erstmals Wein statt Saft ein­geschenkt bekommt. Aber der Ausgangs­punkt für all dies ist euer Bekenntnis zu Jesus Christus. Heute werdet ihr mündig, also mit eigenem Mund, das Bekenntnis sprechen, das bei eurer Taufe Paten und Eltern gesprochen haben, weil ihr da noch unmündig wart.

Ja, heute ist Bekenntnis­tag: Heute ist der Zeitpunkt gekommen, wo ihr euer Etikett zeigen sollt. Ihr wisst: Wir können nur sehen, was da drauf steht, wir können nur hören, dass ihr dem Teufel entsagt und euch zum dreieinigen Gott bekennt. Uns könntet ihr heute etwas vormachen – so wie der arabische Händler, der einmal eine teure Whiskey-Flasche unten anbohrte, den Whiskey heraus­pumpte und die Flasche mit schwarzem Tee füllte. Er verschloss dann das winzige Loch unauffällig und verkaufte die Flasche teuer. Das Etikett stimmte da nicht mehr mit dem Inhalt überein. Leider ist es heutzutage bei vielen Kon­firmanden so: Sie zeigen ihr Etikett, bekennen sich zu Jesus Christus – aber der Inhalt entspricht dem nicht, sie glauben nicht an ihn. Sie tun das nur wegen der schönen Feier und den Geschenken, oder um nicht aufzufallen als Nicht­konfir­mierte. Wie gesagt: Wir können bei euch nur das Etikett sehen und das Bekenntnis hören, aber Gott kennt euer Herz und weiß, ob ihr wirklich an Christus glaubt. Dem könnt ihr heute nichts vormachen.

So wichtig die Kon­firmation als Bekenntnis­tag ist – sie ist nicht der einzige Bekenntnis­tag. Das Bekenntnis und auch der Glaube, der dahinter steckt, müssen sich immer wieder neu bewähren im Christen­leben. Liebe Gemeinde­glieder, die ihr schon konfirmiert seid: Wie oft nach der Kon­firmation habt ihr schon euren Glauben bekannt! Hoffentlich habt ihr das getan: in jedem Gottes­dienst zum Beispiel, in dem gemeinsam das Glaubens­bekenntnis gesprochen wird. Aber auch außerhalb der Kirche ist das Bekenntnis gefragt, wo keine Mitchristen sind. Ja, da ist es sogar ganz besonders gefragt. Da zeigt sich dann auch noch deutlicher, welche Qualität der Wein in der Flasche hat. Da braucht man Mut und Glaubens­kraft, wenn man zum Beispiel in der Schule, in der Clique Gleich­altriger oder am Arbeits­platz bekennt: Jesus ist mein Herr; er hat ganz viel für mich getan, er ist die Nummer Eins in meinem Leben.

„So du bekennst mit dem Munde“, heißt es im Römerbrief, aber wir wissen: Bekenntnis ist nicht nur eine Sache des Mundes, Bekenntnis ist auch eine Sache der Tat. Ob einer sich zu Christus bekennt, das zeigt sich auch daran, was er tut oder nicht tut. Wenn einer die Mitmenschen lieb hat, gleich ob Freund oder Feind, und wenn er besonders den Mitchristen Gutes tut, dann ist das auch ein Bekenntnis. Oder wenn jemand nicht mitmacht bei Dingen, die gegen Gottes Gebote sind, dann ist das auch ein Bekenntnis. Ihr Kon­firmanden habt im Unterricht gelernt, dass man auch mit den Füßen bekennen kann. Jawohl: Wenn eure Füße euch oft zur Kirche tragen und wenn sie euch in der Kirche oft vor den Altar bringen, wo das Heilige Abendmahl gefeiert wird, dann bekennt ihr damit: Christus ist mein Herr; sein Wort und und sein Sakrament begehre ich; die Gemein­schaft seiner Glieder suche ich.

Schließlich ist das Bekenntnis auch eine Sache der richtigen Konfession, der rechten Glaubens­richtung. „Kon­fession“ heißt ja auf deutsch nichts anderes als „Be­kenntnis“. Ihr werdet nachher gefragt werden, ob ihr bei der evangelisch-lutheri­schen Kirche bleiben wollt, die den Glauben an Christus un­verfälscht bekennt. Diese Frage ist nicht nur eine alte Tradition, sondern sie hat auch heute im Zeitalter der Ökumene ihre Bedeutung. Um das deutlich zu machen, möchte ich noch einmal meine Predigt­hilfe bemühen. Es gab vor ein paar Jahren mal einen Wein­skandal: Da kam heraus, dass manche Sorten Wein mit Frostschutz­mittel versetzt waren, um den Geschmack zu verbessern. Die Weintrinker waren entsetzt und bemühten sich natürlich nach Kräften, nur noch un­vermischten Wein ohne Frostschutz­mittel zu bekommen. So ist das auch mit den Glaubens­richtungen: Da gibt es auch manche Mischungen, wo der gute Wein von Gottes Wort mit mensch­lichen Gedanken versetzt wird, damit er den Menschen besser schmeckt. Das geht manchmal so weit, dass eben nicht mehr eindeutig bekannt wird, dass Jesus von den Toten auf­erstanden ist oder dass nur der Glaube an den Herrn Jesus Christus selig macht. Wir Christen sollten nun aber mindestens so anspruchs­voll sein wie die Wein­trinker. Wir sollten nicht sagen: Ist doch egal, zu welcher Kirche ich gehöre; es wird doch überall von Gott geredet. Nein, wir sollten uns zu der Kirche halten, wo Gottes Wort wirklich un­verfälscht verkündigt wird. Und das ist die evangelisch-lutherische Kirche – dort, wo sie bibeltreu geblieben ist.

Kon­firmation ist Bekenntnis­tag – ein Tag, an dem besonders deutlich wird: Das ganze Christen­leben ist ein Glauben und ein Bekennen mit Wort und Tat. Liebe Kon­firmanden, es könnte sein, dass euch im Geheimen angst und bange ist und ihr euch fragt: Wird mein Bekenntnis auch ehrlich sein? Ist mein Glaube stark genug? Habe ich überhaupt Glauben? Ihr sollt wissen, dass solche Gedanken nicht schlecht sind. Im Gegenteil, sie zeigen, wie ernst es euch mit dem Glauben ist. Und ihr sollt auch wissen, dass es den längst Kon­firmierten oft ebenso geht, ja sogar eurem Pastor. Das sind An­fechtungen, die der Teufel in unser Leben schickt, um uns von Christus weg­zubringen. Allein wären wir ihnen machtlos aus­geliefert. Aber ihr habt ja gelernt, dass wir beim Glauben mit eigener Macht sowieso nichts ausrichten können: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus glauben oder zu ihm kommen kann“ (Kl. Katechis­mus, Erklärung zum 3. Glaubens­artikel). Aber bei solchen An­fechtungen will und wird euch Jesus helfen. Es ist ja eine gute Nachricht, die er bringt! Er hat durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen nicht nur für unsere Rettung gesorgt, er sorgt durch den Heiligen Geist auch dafür, dass wir glauben können und dass wir in der Anfechtung nicht untergehen.

Liebe Kon­firmanden, um diese Glaubens­hilfe Jesu Christi für euch wird nachher die ganze Gemeinde bitten. Auch das ist ein wichtiger Teil der Kon­firmation. Und ihr könnt sicher sein, dass viele, die euch lieb haben, schon längst für euch beten und auch über den heutigen Tag hinaus für euch beten werden. Diese Glaubens­hilfe will Jesus euch auch heute in diesem Gottes­dienst schicken. Sie wird euch mit dem besonderen Segen zuteil, den ihr gleich empfangen werdet. Wegen dieses Segens wird die Kon­firmation manchmal auch „Ein­segnung“ genannt. Vor allem aber dürft ihr heute zum ersten Mal den Leib und das Blut Jesu Christi empfangen im Heiligen Abendmahl, für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Da steckt eine ungeheuer große Kraft von Gott drin; da will er euren Glauben stark machen.

Ja, zu diesem Mahl des Herrn lädt auch meine Predigt­hilfe ein. Denn der Wein in dieser Flasche ist für das Heilige Abendmahl bestimmt. Mit dem Wein in dieser Flasche soll noch einmal Großes geschehen: Er wird Träger werden für die kostbarste Substanz, die diese Welt je gesehen hat: Christi Blut, das für uns vergossen ist am Kreuz auf Golgatha und das uns reinigt von allen unseren Sünden. Damit wir gerettet werden. Damit wir selig werden. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 1990.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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