Antwort an die Feinde Jesu

Predigt über Johannes 5,31‑40 zum 3. Advent

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In der Advents­zeit freuen wir uns besonders darüber, dass Jesus in die Welt gekommen ist, und auf sein Wieder­kommen. Deshalb ist dieses Bibelwort eigentlich nichts für uns. Jesus redet hier nämlich zu Menschen, die sich nicht über sein Kommen gefreut haben, sondern die Anstoß an ihm genommen haben. Jesus redet hier zu seinen Feinden: zu denjenigen unter den Juden, die es für eine Anmaßung halten, dass er sich als Gottes Sohn ausgibt. Wie gesagt, zu diesen Menschen gehören wir nicht, und wir können diese Worte unseres Herrn darum auch nicht direkt auf uns beziehen. Aber wir können von diesen Worten Jesu etwas lernen. Wir lernen, wie auch wir Jesu Feinden Rede und Antwort stehen können. Zum Beispiel den Atheisten, die sagen: Jesus mag wohl ein be­deutender Mensch gewesen sein, aber Gottes Sohn – das kann ich nicht glauben; ich glaube nur, was ich sehe und erlebe. Gott, der Himmel und die Engel, das sind Mythen einer längst ver­gangenen Zeit. Heute, im auf­geklärten Zeitalter der Natur­wissen­schaft und Technik, sind wir doch wohl darüber erhaben. Oder wir können lernen, den allgemein-religiösen Menschen zu antworten, die sagen: Ich glaube zwar an ein höheres Wesen, aber ob man es nun Gott oder Allah oder Buddha nennt, ist doch egal. Auch Jesus schätze ich sehr; die Muslime erkennen ihn ja als Propheten an, und viele moderne Juden schätzen ihn als Rabbi. Aber dass er Gottes Sohn sein soll, Mensch gewordener Gott, und dass nur die Christen selig werden, das halte ich für in­tolerant, das ist doch Ver­messen­heit. Oder wir können lernen, den christ­lichen Brüdern und Schwestern zu antworten, die ihren Herrn noch nicht recht erkannt haben. Ja, das gibt es auch. Ich habe schon einige Male Mit­christen gefragt: Was bedeutet dir eigentlich Jesus?, und sie haben mich dann irritiert angeschaut und dann in etwa gesagt: Ich glaube natürlich an Gott! Aber von Jesus wussten sie nichts zu sagen. Was hilft ihnen aber der Glaube daran, dass es einen Gott gibt? Das glaubt auch der Teufel, heißt es im Jakobus-Brief, das weiß er sogar ganz genau. Aber dieser Glaube, dass es einen Gott gibt, der macht nicht selig, sondern allein der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes. Wir können schließ­lich auch lernen, der Stimme des Feindes in uns selbst Antwort zu geben, der Stimme Satans, die in uns Zweifel säen will. Kennt ihr diese Stimme? Sie sagt: Bildest du dir deinen Glauben nicht bloß ein? Ist das nicht alles ganz ungereimt und un­vernünf­tig? Was die Bibel von der Sünde sagt, vom Mensch gewordenen Gott, vom Opfertod für alle Sünden der Welt, von der Auf­erstehung, vom Jüngsten Tag, von der Hölle und vom ewigen Leben? Du bist doch ein denkender Mensch! Und überlege mal: Was hast du eigentlich vom Glauben? Du opferst viel Zeit für die Gemeinde und für den Kirchgang, zahlst viel Geld, machst dir ein schlechtes Gewissen zu vielen Dingen, die doch alle tun, und bist deswegen auch nicht glück­licher. Du weißt doch: Christen müssen ebenso mit Leid, Krankheit, Unfällen, Traurig­keit und Tod leben wie alle anderen Menschen auch.

Wir wollen nun von Jesus lernen, was wir den Feinden antworten können – den Feinden außer uns und in uns.

Jesus antwortete seinen Feinden zunächst: „Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.“ Er meint damit: Wenn er nur einfach auftreten und behaupten würde: Ich bin Gottes Sohn!, so wäre das un­glaubwür­dig, so könnte man mit Recht daran zweifeln, ob das stimmt. Wander­prediger mit über­steigertem Selbst­bewusst­sein gab es viele, und es gibt sie auch heute noch. Aber nun liegt die Sache bei Jesus anders. Er kann nämlich Zeugen nennen dafür, dass er glaub­würdig ist, dass er wirklich Gottes Sohn ist. „Ein anderer ist's der von mir zeugt; und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt“, fährt Jesus fort. Wer ist dieser andere Zeuge? Es ist Gott selbst, der himmlische Vater, der All­mächtige, der Schöpfer Himmels und der Erden. Und wie sieht das Zeugnis des Vaters aus? Darauf geht Jesus nicht sofort ein, sondern erst später. Zunächst redet er von Johannes dem Täufer, denn mancher seiner Hörer hat sicher gedacht, Jesus meint den Täufer mit dem „anderen, der von mir zeugt“. Folgendes sagt Jesus über Johannes den Täufer: „Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt. Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen; sondern ich sage das, damit ihr selig werdet. Er war ein brennendes und scheinen­des Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.“ Was bringt Jesus damit zum Ausdruck? Er sagt damit: Johannes der Täufer hat ein wahres und zu­treffendes Zeugnis über mich abgelegt. Er hat gesagt: Seht mal, dieser Jesus ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt. Er hat ver­kündigt, dass ich der lange erwartete Messias bin. Er hat bezeugt, dass ich Gottes Sohn bin, und spürte deswegen, dass er nicht würdig ist, mir auch nur beim Schuhe-Ausziehen zu helfen. Nun ist es für mich als Gottessohn freilich un­erheblich, was Menschen von mir sagen; von solchem Zeugnis bin ich nicht abhängig, und darauf will ich auch nicht meine Glaub­würdig­keit stützen. Aber ich will euch damit helfen, wenn ich jetzt von Johannes rede, denn ihr haltet ihn doch für einen Propheten. Ihr Juden erwartet doch von ihm, dass er euch dem himm­lischen Vater näher­bringt; ihr wollt doch „fröhlich sein in seinem Licht“. Nun, dann glaubt doch auch, was er von mir gesagt hat! Ja, ich bin das Gottes­lamm, das der Welt Sünden trägt, wie er bezeugt hat. Und wenn jemand Vergebung der Sünden haben will, dann muss er an mich glauben. Sicher, es gibt nur einen Gott, und den haben wir alle. Aber es gibt auch nur einen Weg zu Gott, und dieser Weg bin ich, das Gottes­lamm. Wenn ihr das mir schon nicht abnehmt, dann glaubt doch wenigstens dem Johannes.

Liebe Gemeinde, wir sehen daran: Wenn man den Feinden Jesu antworten möchte, kann man sie zunächst auf andere Menschen verweisen, die von Christus Zeugnis geben – Menschen, die auch von den Feinden als Autorität anerkannt sind. Johannes der Täufer und sein Zeugnis sind natürlich heute nicht mehr vielen bekannt. Aber wir können andere Zeugen ins Feld führen: Martin Luther zum Beispiel. Seine Worte haben auch heute noch für viele Gewicht. Und Luther hat ein Zeugnis vom Gottessohn abgegeben so klar wie kaum ein anderer. Noch heute bekennen wir mit seinen Worten, dass der wahre Gottessohn und wahre Mensch Jesus Christus „sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat.“ Oder springen wir in die Gegenwart: Großer Beliebt­heit erfreuen sich Bücher mit den Zeugnisses christ­licher Promi­nenter. Wenn ein bekannter Sportler oder ein berühmter Politker mit eigenen Worten sich zu Jesus bekennt, dann macht das auf viele Eindruck. Und letztlich kann jeder von uns selbst so ein mensch­licher Zeuge sein im Gespräch mit Jesu Feinden. Wir können einfach sagen: Dieser Jesus ist mein Leben, und ich wüsste nicht, wie man zu Gott finden sollte ohne ihn. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass so ein per­sönliches Zeugnis manchmal mehr be­eindruckt als viele Argumente.

Wir müssen nun aber auch nüchtern die Grenzen solcher mensch­lichen Zeugnisse sehen. Vor dem inneren Feind, der Stimme des Satans, ist es nicht sehr über­zeugend zu sagen: Aber derjenige und diejenige glauben doch auch an Jesus. Und Jesus selbst hat gesagt, dass er nicht Zeugnis von einem Menschen nimmt – das heißt, dass er darauf nicht seine Glaub­würdig­keit gründen will, sondern Menschen­zeugnis nur als Hilfe und als Hinführung zum selig­machenden Glauben zulässt. Darum spricht Jesus weiter: „Ich habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, eben dieses Werke, die ich tue, bezeugen von mir, dass mich der Vater gesandt hat. Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat. Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.“ Dieses Zeugnis, das Zeugnis des himm­lischen Vaters über seinen Sohn Jesus Christus, ist das größte und kräftigste Zeugnis. Jeder, der dieses Zeugnis an sich heran­lässt, wird dadurch zum Glauben an den Gottessohn geführt beziehungs­weise in diesem Glauben bestärkt.

Jesus beschreibt dieses Zeugnis seinen Feinden doppelt. Er sagt sinngemäß: Erstens habt ihr die Werke, also die Wunder, die der Vater mir gegeben hat. Und zweitens sind es die Worte meines Vaters über mich. Denkt doch daran, was für Wunder ich unter euch getan habe: Kranke wurden gesund, Besessene wurden geheilt, Hungernde wurden satt, Tote wurden lebendig – durch die Kraft, die der Vater mir gab. Und wir dürfen heute hinzu­fügen: Er selbst, Jesus, ist von den Toten auf­erstanden. Sein Vater hat ihn auf­erweckt, um aller Welt zu zeigen: Das ist mein lieber Sohn, das ist der Heiland aller Welt. Und er hat ihn in den Himmel auffahren lassen, damit alle merken: Er ist nun erhöht als Herr über alle Herren. Diese Wunder sind uns durch zu­verlässige Augen- und Ohren­zeugen im Neuen Testament über­liefert. Die Augen­zeugen haben sich bis in den Tod dafür verbürgt. Das alles ist einmalig in der Welt­geschich­te, und es zeigt klar: Hier ist kein über­geschnapp­ter Wander­prediger auf­getreten, sondern wirklich Gottes Sohn. Und das andere, worauf Jesus hinweist: Ihr habt doch das Zeugnis, die Stimme und die Worte von meinem Vater selbst – nur ihr achtet nicht darauf, das ist euer Problem; ihr wollt das nicht annehmen, was er sagt. Denkt doch daran, wie bei meiner Taufe die Stimme vom Himmel kam: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohl­gefallen habe“ (Matth. 3,17). Denkt an sein Wort im Munde der Propheten, denkt an das Alte Testament. Es ist voll vom Zeugnis über mich, es ist ein Christus-Buch. Da ist doch ver­blüffend klar und genau voraus­gesagt, was sich jetzt in meiner Person erfüllt. Lest das doch nach und be­schäftigt euch damit, dann werdet ihr merken: Ich bin der Davids­sohn, ich bin der Prophet, ich bin der verheißene Priester und König, ich bin Gott selbst, der jetzt zu seinem Volk gekommen ist, um es von seinen Sünden zu erlösen und in Ewigkeit selig zu machen.

Ja, liebe Gemeinde, wenn wir Gottes Wort annehmen, ist alles wunderbar klar. Dann gibt es nur einen Erlöser, einen Weg zu Gott: Jesus Christus. Sein Vater hat so über­reichlich, be­eindruckend und mächtig von ihm Zeugnis gegeben und sich zu ihm bekannt, dass eigentlich jeder Zweifel Torheit wäre. Aber wir erleben immer wieder diese Torheit bei anderen Menschen und in uns selbst. Möge der Vater durch die Kraft seines Heiligen Geistes diese Torheit überwinden und uns das helle Licht des Glaubens schenken. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 1989.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum