Liebes Brautpaar, liebe Gemeinde!
Am Anfang eurer Ehe feiern wir diesen Gottesdienst. Das ist gut so. Denn wie könnte man ein neues Kapitel im Lebensbuch besser beginnen als unter Gottes Wort und Segen, unter Gesang und Gebet in der christlichen Gemeinde. Rein äußerlich betrachtet ist dieser Gottesdienst freilich kurz im Vergleich zur gesamten Hochzeitsfeier, noch kürzer im Vergleich zu hoffentlich vielen Jahren Eheglück. Äußerlich betrachtet! Aber der Apostel Paulus hilft uns mit dem 12. Kapitel des Römerbriefs, den Gottesdienst noch anders zu betrachten. Er zeigt uns, dass eigentlich das ganze Christenleben ein einziger Gottesdienst ist. Und weil ihr, liebe Brautleute, ja eine christliche Ehe führen wollt und dies gleich feierlich versprecht, beginnt heute euer gemeinsamer Lebensgottesdienst als Mann und Frau unter Gottes herrlicher Ordnung der Ehe. Betrachten wir es so, dann ist dieser Gottesdienst nicht in einer Stunde schon wieder vorbei, sondern dann geht er weiter – an der Hochzeitstafel, in eurem Haus, an eurem gemeinsamen Arbeitsplatz und wo auch immer ihr sein werdet.
Das ganze Christenleben ist ein Gottesdienst, und die christliche Ehe ist ein Gottesdienst zu zweit. Wie dieser Gottesdienst aussehen soll, das hat der Apostel Paulus in einer langen Liste im 12. Kapitel des Römerbriefs aufgeschrieben. Es täte uns allen gut, diese Liste mal in einer ruhigen Minute ganz durchzulesen und durchzudenken. Euer Trauspruch ist ein kleiner Ausschnitt aus dieser Liste, allerdings ein sehr wichtiger: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“
„Seid fröhlich in Hoffnung“ – das ist das erste Stück Lebensgottesdienst, das wir hier betrachten wollen. Nun gibt es ja ganz unterschiedliche Hoffnungen. Die Kinder hoffen jetzt vielleicht, dass die Predigt nicht zu lange dauert. Die Hochzeitsgäste hoffen, dass es nachher ein schönes Festessen gibt. Viele hoffen, dass ihr miteinander glücklich werdet, das wird sicher in den Glückwünschen deutlich werden. Ihr selbst, liebe Brautleute, hofft vielleicht, dass ihr euch recht lange haben werdet. Das sind alles schöne berechtigte Hoffnungen, und auch ich wünsche euch alles erdenklich Gute für euren gemeinsamen Weg. Aber bei all diesen Hoffnungen bleibt doch immer die Frage: Wird es wirklich so sein; kann es nicht auch anders kommen? Mit der Hoffnung, die Paulus hier meint, steht es anders. Es ist eine gewisse Hoffnung. Es ist eine Hoffnung, die auf Gottes Wort und Zusage fest gegründet steht. Es ist eine Gottesdiensthoffnung, die ihr hier aus der Kirche und aus Gottes Wort mitnehmen könnt in euren Alltag, in euren Lebensgottesdienst. Es ist die gewisse Hoffnung, dass ihr Gottes geliebte Kinder seid, weil Jesus Christus euch erlöst hat. Es ist die gewisse Hoffnung, dass Jesus, der auferstandene Herr, euch auf eurem gemeinsamen Weg leitet und begleitet. Es ist die gewisse Hoffnung, dass Gott diese Ehe will und schützt, denn er hat sie gestiftet. Es ist die gewisse Hoffnung, dass euer Weg schließlich in Gottes ewiger Herrlichkeit sein Ziel finden wird. Diese gewisse Hoffnung, diese göttliche Zusage gilt fest und zuverlässig für euch. Und auf der Grundlage dieser Hoffnung soll euer Lebensgottesdienst fröhlich sein. Denn wenn Gott so viel für euch tut und euch so herzlich lieb hat, wie solltet ihr da nicht fröhlich sein? „Seid fröhlich in Hoffnung“ – nicht, wenn ihr mal Hoffnung habt, sondern weil ihr stets die Hoffnung der Gotteskinder habt!
„Seid geduldig in Trübsal“ – das ist das zweite Stück Lebensgottesdienst. Wir wollen es ganz nüchtern sehen: Trübsal ist ein Freudenkiller. Auch wir Christen, die wir von der göttlichen Hoffnung wissen und aus dieser Hoffnung leben, sind nicht immer unangefochten fröhlich. Manche Enttäuschung kann uns die Freude der Gotteskinder trüben. Und auch wenn geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid ist, so wartet doch auch auf Eheleute ein gewisses Maß an Trübsal auf ihrem gemeinsamen Weg. Die Gefahr besteht nun darin, dass die Trübsal die Freude auslöscht oder gar, was noch viel schlimmer ist, die Hoffnung antastet, aus der wir leben. Es können Zeiten kommen, in denen der Trost von Gottes froher Botschaft nur noch wie eine schwache Vertröstung aussieht angesichts übermächtiger Probleme, die turmhoch vor einem stehen. In diese Situation hinein fordert Paulus uns auf: „Seid geduldig.“ Oder ganz genau übersetzt: „Bleibt dran!“ Bleibt dran an der Hoffnung, die Gott uns schenkt, und an der Freude, die daraus fließt! Bleibt dran am Hören des Wortes, am Lesen der Schrift! Bleibt dran – ruft es euch gegenseitig zu! Das ist eine großartige Chance, die das gemeinsame Leben bietet. Wieviele einsame Menschen beneiden Eheleute um diese Chance: einer kann den andern wieder froh machen; einer kann den andern daran erinnern, dass doch die Hoffnung und Freude der Gotteskinder weitaus größer ist als jede noch so große Trübsal, die uns in diesem Leben begegnen mag.
„Haltet an am Gebet“ – das ist der dritte Ratschlag des Apostels Paulus für den Lebensgottesdienst. Nicht nur in der Kirche soll gebetet werden, sondern auch zu Hause oder wohin euch der Alltag führt. Das Gebet ist der Schlüssel dazu, dass aus einem ganz normalen menschlichen Leben ein Gottesdienst wird. Zur Freude kann sich niemand zwingen. Hoffnung kann man sich kaum einreden. Geduld in Trübsal kommt nicht von allein. Aber Gott kann und will das alles schenken – denen, die ihn darum bitten. Nur dem Beter wird es gelingen, bei all den wunderlichen Windungen des Lebensweges dranzubleiben an der Hoffnung und an der Freude. Darum vergesst das Beten nicht, sondern bezieht es fest ein in euren Alltag: jeder für sich und ihr beide als Eheleute!
Die Predigt ist nun beinahe zu Ende, dieser Traugottesdienst wird auch schnell vorüber sein. Euer gemeinsamer Lebensgottesdienst aber hat gerade erst begonnen. Haltet dieses wichtige Wort fest und setzt es um in euerem Lebensgottesdienst: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“ Amen.
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