Gott gibt es nur dreieinig

Predigt über 2. Korinther 13,13 und Augsburger Bekenntnis Artikel 1 zum Gedenktag der Augsburger Konfession

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Es waren einmal drei Personen, die betrieben zusammen ein kleines Restaurant: ein Koch, ein Kellner und ein Geschäfts­führer. Der Koch kochte nicht nur, sondern besorgte auch den Einkauf, und wenn es voll war, dann half er dem Kellner beim Auftragen der Speisen. Der Kellner servierte nicht nur, sondern er schälte vormittags auch Kartoffeln und machte am Abend die Abrechnung. Und der Geschäfts­führer kümmerte sich nicht nur im Büro um die Buchführung, sondern half auch in der Küche und im Gastzimmer aus. Die drei arbeiteten perfekt zusammen. Alle Gäste sagten: Das ist ein hervor­ragendes Restaurant, da gehen wir immer wieder gern hin!

Diese kleine Geschichte kann uns als Gleichnis dienen für Gott Vater, Sohn, und Heiligen Geist. Der Apostel Paulus schreibt am Ende seines zweiten Briefs an die Korinther: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Gottes Sohn Jesus Christus gleicht dem Koch: Er hat uns Gottes Gnaden­geschenk, die Erlösung, gewisser­maßen zubereitet mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung von den Toten. Gott der Heilige Geist gleicht dem Kellner: Er gibt uns immer wieder „Gemein­schaft“ beziehungs­weise Anteil an diesem Gnaden­geschenk; er serviert es uns gewisser­maßen. Und Gott der Vater gleicht dem Geschäfts­führer: Seine Liebe ist das unermesslich große Kapital, das hinter Christi Erlösung steht und das dieses Unternehmen so erfolgreich macht. Wie sich nun in dem Restaurant keiner auf sein Ressort beschränkt, sondern alle drei als perfektes Team zusammen­arbeiten, so lassen sich auch Gottes Gnade, Liebe und Gemeinschaft nicht nach den drei göttlichen Personen zerteilen, sondern alle drei lieben uns und geben uns gemeinsam Anteil an Gottes Gnade. Das müssen wir berück­sichtigen, wenn wir unser Pauluswort recht verstehen wollen. Wir Menschen aber sind gewisser­maßen die Gäste des dreieinigen Gottes; uns kommt diese perfekte Zusammen­arbeit zugute. Und so sagen wir: Bei diesem wunderbaren Gott bleiben wir und lassen uns immer wieder gern von ihm bewirten.

Nicht nur das Schlusswort des 2. Korinther­briefes, sondern auch viele andere Bibelworte zeigen uns Gott als perfektes Dreier-Team. In der christlichen Lehre setzte sich dafür schon früh der Begriff der Trinität durch, auf Deutsch: Dreieinig­keit. Die ältesten christlichen Bekenntnisse entfalten die Lehre vom dreieinigen Gott: das Aposto­lische, das Nizänische und das Atha­nasianische Glaubens­bekenntnis. Die ersten beiden sind uns aus unseren Gottes­diensten vertraut. Das Zeugnis dieser sogenannten „öku­menischen Symbole“ gilt praktisch in allen christlichen Kirchen; auch die lutherischen Bekenntnis­schriften bauen auf ihnen auf. Ja, das ist von Anfang an grundlegend für den christlichen Glauben, da kann es keine Dikussionen und Kompromisse geben: Es gibt nur einen wahren Gott, und der hat sich dreifaltig offenbart. Wer sagt, dass Gott nicht dreifaltig, sondern nur einfaltig ist, der irrt – ebenso wie der, der sagt, dass es drei oder mehr Götter gibt, und ebenso wie der, der sagt, dass es überhaupt keinen Gott gibt.

Das alles greift das Augsburger Bekenntnis in seinem ersten Artikel auf. Das Erfreuliche an diesem Artikel ist, dass es über ihn keinen Streit gab zwischen den Reformatoren und der Papstkirche. Deshalb heißt es auch gleich am Anfang, dass dieser Artikel „einmütig“ in voller Überein­stimmung mit dem Nizänischen Glaubens­bekenntnis gelehrt wird. Dann legt der Artikel die Trinitäts­lehre sorgfältig dar als Fundament für alle folgenden Artikel. Artikel eins der Augsburger Konfession bezeugt, dass es ein einziges göttliches Wesen gibt, nämlich den einen allmächtigen und allwissenden Gott, den Schöpfer aller Dinge, der durch und durch gut ist. Er ist an keinen materiellen Körper gebunden, weder an einen noch an drei; er hat aber die Freiheit, jede Gestalt anzunehmen – das sehen wir an Jesus. Der Artikel bezeugt auch, dass die drei göttlichen Personen nicht einfach Eigen­schaften oder Teile von Gott sind, sondern dass jede Person für sich eigenständig ist. Das ist wichtig, um zu erkennen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen: Gott ist in sich selbst kein Gott der Einsamkeit, sondern ein Gott der Gemein­schaft. Wie in unserem Gleichnis Koch, Kellner und Geschäfts­führer drei eigen­ständige Personen sind, so sind auch Vater, Sohn und Heiliger Geist drei eigen­ständige Personen. Und wie es in unserem Gleichnis nur um ein einziges Restaurant geht (also einen einzigen Wirtschafts­betrieb, eine einzige Körperschaft und juristische Person), so gibt es nur ein einziges göttliches Wesen. Und wie in unserem Gleichnis Gäste in ein Restaurant kommen, es loben und weiter­empfehlen, so glauben wir Christen an den einen Gott, loben ihn und bezeugen ihn mit Wort und Tat.

Im letzten Abschnitt weist dieser Artikel des Augsburger Bekennt­nisses ausdrücklich Irrlehren zurück, die die heilige Dreifaltig­keit in Frage stellen. Neben ver­schiedenen alten Sekten werden da auch die Muslime genannt, denn sie verabscheuen die Dreieinig­keit. Muslime glauben zwar auch nur an ein einziges göttliches Wesen, aber das ist eben nicht der dreieinige Gott der Bibel, sondern das ist der Allah des Koran. Bei allem Repekt vor anderen Religionen und bei aller Dialog­bereitschaft mit dem Islam dürfen wir niemals verleugnen, dass es den wahren Gott nur dreieinig gibt; alles andere sind erdachte Götzen. Auch vor den Auswüchsen moderner Theologie müssen wir uns hüten, wenn Jesus rein menschlich dargestellt wird oder wenn man aus dem Heiligen Geist eine un­persönliche Kraft machen will.

Zugegeben: Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist ein wenig rätsel­haft. Mit unserem Verstand können wir nicht begreifen, dass es nur einen einzigen Gott gibt, aber drei göttliche Personen. Aber selbst wenn Gott nicht dreieinig wäre, könnte unser Verstand ihn nicht fassen. Wer wollte so vermessen sein anzunehmen, dass etwas so Gewaltiges wie Gott in drei Pfund Gehirnmasse hineinpasst? Das lutherische Bekenntnis tut in seinem ersten Artikel nichts anderes, als was die rechten Christen aller Zeiten getan haben und tun: nämlich das nach­buchstabie­ren, was Gottes Wort vor­buchstabiert.

Mit dem zweiten Artikel der Confessio Augustana verhält es sich nicht anders, und ebenso mit dem dritten und vierten bis hin zum achtund­zwanzigsten. Das Augsburger Bekenntnis will ja keine besonders vernünftige, fort­schrittliche oder originelle Theologie entfalten, sondern es will schlicht das zusammen­fassen, was die Christenheit seit eh und je glaubt. Es geht dabei nicht in erster Linie um konfessio­nelle Identität oder um ein lutherisches Profil, sondern es geht um Ökumene im besten und eigentlichen Sinn. Möge der dreieinige Gott schenken, dass der vom Augsburger Bekenntnis bezeugte eine Glaube der einen heiligen christlichen Kirche von allen wahren Christen auch einmütig und einträchtig bekannt und weiterverbreitet wird. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2017.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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