Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Es waren einmal drei Personen, die betrieben zusammen ein kleines Restaurant: ein Koch, ein Kellner und ein Geschäftsführer. Der Koch kochte nicht nur, sondern besorgte auch den Einkauf, und wenn es voll war, dann half er dem Kellner beim Auftragen der Speisen. Der Kellner servierte nicht nur, sondern er schälte vormittags auch Kartoffeln und machte am Abend die Abrechnung. Und der Geschäftsführer kümmerte sich nicht nur im Büro um die Buchführung, sondern half auch in der Küche und im Gastzimmer aus. Die drei arbeiteten perfekt zusammen. Alle Gäste sagten: Das ist ein hervorragendes Restaurant, da gehen wir immer wieder gern hin!
Diese kleine Geschichte kann uns als Gleichnis dienen für Gott Vater, Sohn, und Heiligen Geist. Der Apostel Paulus schreibt am Ende seines zweiten Briefs an die Korinther: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Gottes Sohn Jesus Christus gleicht dem Koch: Er hat uns Gottes Gnadengeschenk, die Erlösung, gewissermaßen zubereitet mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung von den Toten. Gott der Heilige Geist gleicht dem Kellner: Er gibt uns immer wieder „Gemeinschaft“ beziehungsweise Anteil an diesem Gnadengeschenk; er serviert es uns gewissermaßen. Und Gott der Vater gleicht dem Geschäftsführer: Seine Liebe ist das unermesslich große Kapital, das hinter Christi Erlösung steht und das dieses Unternehmen so erfolgreich macht. Wie sich nun in dem Restaurant keiner auf sein Ressort beschränkt, sondern alle drei als perfektes Team zusammenarbeiten, so lassen sich auch Gottes Gnade, Liebe und Gemeinschaft nicht nach den drei göttlichen Personen zerteilen, sondern alle drei lieben uns und geben uns gemeinsam Anteil an Gottes Gnade. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir unser Pauluswort recht verstehen wollen. Wir Menschen aber sind gewissermaßen die Gäste des dreieinigen Gottes; uns kommt diese perfekte Zusammenarbeit zugute. Und so sagen wir: Bei diesem wunderbaren Gott bleiben wir und lassen uns immer wieder gern von ihm bewirten.
Nicht nur das Schlusswort des 2. Korintherbriefes, sondern auch viele andere Bibelworte zeigen uns Gott als perfektes Dreier-Team. In der christlichen Lehre setzte sich dafür schon früh der Begriff der Trinität durch, auf Deutsch: Dreieinigkeit. Die ältesten christlichen Bekenntnisse entfalten die Lehre vom dreieinigen Gott: das Apostolische, das Nizänische und das Athanasianische Glaubensbekenntnis. Die ersten beiden sind uns aus unseren Gottesdiensten vertraut. Das Zeugnis dieser sogenannten „ökumenischen Symbole“ gilt praktisch in allen christlichen Kirchen; auch die lutherischen Bekenntnisschriften bauen auf ihnen auf. Ja, das ist von Anfang an grundlegend für den christlichen Glauben, da kann es keine Dikussionen und Kompromisse geben: Es gibt nur einen wahren Gott, und der hat sich dreifaltig offenbart. Wer sagt, dass Gott nicht dreifaltig, sondern nur einfaltig ist, der irrt – ebenso wie der, der sagt, dass es drei oder mehr Götter gibt, und ebenso wie der, der sagt, dass es überhaupt keinen Gott gibt.
Das alles greift das Augsburger Bekenntnis in seinem ersten Artikel auf. Das Erfreuliche an diesem Artikel ist, dass es über ihn keinen Streit gab zwischen den Reformatoren und der Papstkirche. Deshalb heißt es auch gleich am Anfang, dass dieser Artikel „einmütig“ in voller Übereinstimmung mit dem Nizänischen Glaubensbekenntnis gelehrt wird. Dann legt der Artikel die Trinitätslehre sorgfältig dar als Fundament für alle folgenden Artikel. Artikel eins der Augsburger Konfession bezeugt, dass es ein einziges göttliches Wesen gibt, nämlich den einen allmächtigen und allwissenden Gott, den Schöpfer aller Dinge, der durch und durch gut ist. Er ist an keinen materiellen Körper gebunden, weder an einen noch an drei; er hat aber die Freiheit, jede Gestalt anzunehmen – das sehen wir an Jesus. Der Artikel bezeugt auch, dass die drei göttlichen Personen nicht einfach Eigenschaften oder Teile von Gott sind, sondern dass jede Person für sich eigenständig ist. Das ist wichtig, um zu erkennen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen: Gott ist in sich selbst kein Gott der Einsamkeit, sondern ein Gott der Gemeinschaft. Wie in unserem Gleichnis Koch, Kellner und Geschäftsführer drei eigenständige Personen sind, so sind auch Vater, Sohn und Heiliger Geist drei eigenständige Personen. Und wie es in unserem Gleichnis nur um ein einziges Restaurant geht (also einen einzigen Wirtschaftsbetrieb, eine einzige Körperschaft und juristische Person), so gibt es nur ein einziges göttliches Wesen. Und wie in unserem Gleichnis Gäste in ein Restaurant kommen, es loben und weiterempfehlen, so glauben wir Christen an den einen Gott, loben ihn und bezeugen ihn mit Wort und Tat.
Im letzten Abschnitt weist dieser Artikel des Augsburger Bekenntnisses ausdrücklich Irrlehren zurück, die die heilige Dreifaltigkeit in Frage stellen. Neben verschiedenen alten Sekten werden da auch die Muslime genannt, denn sie verabscheuen die Dreieinigkeit. Muslime glauben zwar auch nur an ein einziges göttliches Wesen, aber das ist eben nicht der dreieinige Gott der Bibel, sondern das ist der Allah des Koran. Bei allem Repekt vor anderen Religionen und bei aller Dialogbereitschaft mit dem Islam dürfen wir niemals verleugnen, dass es den wahren Gott nur dreieinig gibt; alles andere sind erdachte Götzen. Auch vor den Auswüchsen moderner Theologie müssen wir uns hüten, wenn Jesus rein menschlich dargestellt wird oder wenn man aus dem Heiligen Geist eine unpersönliche Kraft machen will.
Zugegeben: Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist ein wenig rätselhaft. Mit unserem Verstand können wir nicht begreifen, dass es nur einen einzigen Gott gibt, aber drei göttliche Personen. Aber selbst wenn Gott nicht dreieinig wäre, könnte unser Verstand ihn nicht fassen. Wer wollte so vermessen sein anzunehmen, dass etwas so Gewaltiges wie Gott in drei Pfund Gehirnmasse hineinpasst? Das lutherische Bekenntnis tut in seinem ersten Artikel nichts anderes, als was die rechten Christen aller Zeiten getan haben und tun: nämlich das nachbuchstabieren, was Gottes Wort vorbuchstabiert.
Mit dem zweiten Artikel der Confessio Augustana verhält es sich nicht anders, und ebenso mit dem dritten und vierten bis hin zum achtundzwanzigsten. Das Augsburger Bekenntnis will ja keine besonders vernünftige, fortschrittliche oder originelle Theologie entfalten, sondern es will schlicht das zusammenfassen, was die Christenheit seit eh und je glaubt. Es geht dabei nicht in erster Linie um konfessionelle Identität oder um ein lutherisches Profil, sondern es geht um Ökumene im besten und eigentlichen Sinn. Möge der dreieinige Gott schenken, dass der vom Augsburger Bekenntnis bezeugte eine Glaube der einen heiligen christlichen Kirche von allen wahren Christen auch einmütig und einträchtig bekannt und weiterverbreitet wird. Amen.
PREDIGTKASTEN |