Wohnen im Licht

Predigt über Johannes 12,46 zum 1. Sonntag nach Weihnachten

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Finsternis – wir wissen kaum mehr, was das ist. In Fürsten­walde ist es nie finster. Straßen­lampen, Leucht­reklamen, Mondschein, Licht aus den Fenstern der Wohnungen – all das lässt es nie wirklich dunkel sein, man kann immer etwas erkennen. Was Finsternis eigentlich ist, habe ich erst in Afrika erfahren. Das ist un­glaublich, wie raben­schwarz die Nächte da manchmal sind. Zum Beispiel auf dem Land in Botswana, wo es noch keinen elek­trischen Strom gibt. Bei Neumond sieht man die Hand vor Augen nicht, und man sieht auch nicht, wo die Füße hintreten. Ohne Taschen­lampe darf man sich eigentlich nicht hinaus­wagen. Natürlich werden in den stromlosen Siedlungen Feuer angezündet und Kerzen, man hat auch Taschen­lampen, aber das ist doch nur not­dürftiges Licht; die Finsternis ringsum bleibt. Freilich gibt es immer weniger stromlose Dörfer; die Elektrifi­zierung des Landes schreitet zügig voran. Das ist dann immer eine Freude, wenn wieder ein Haus elek­trisches Licht bekommen hat. Die Finsternis hat dann ein Ende, man kann die Nacht zum Tage machen! Und was das noch für zusätzliche Vorteile bringt: Man kann ohne Batterie fernsehen, man kann einen Kühlschrank und eine Wasch­maschine benutzen, man kann für hand­werkliche Arbeiten elektrische Werkzeuge verwenden! Wer mit elek­trischem Strom wohnt, hat Riesen­vorteile gegenüber dem, der im Finstern wohnt. Aber nicht alle können sich den Anschluss ans Stromnetz leisten. Die Anschluss­gebühr ist sehr teuer, die fällige Elektro­installation im Haus ebenso, und der Strom selbst kostet auch Geld.

Weihnachten ist so, wie wenn die finstere Welt an Gottes Stromnetz an­geschlossen wird. Jesus sagte: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ Man kann auch übersetzen: „…damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis wohne.“ Wer an Gottes Stromnetz an­geschlossen ist, wer an Jesus Christus glaubt, bei dem hat die Finsternis ein Ende, sein Leben erstrahlt im Licht und Glanz des Gottes­sohnes. In diesem Licht erkennen wir Gottes Liebe und Barmherzig­keit, und dieses Licht bringt uns viele zusätzliche Vorteile: Wir finden Hoffnung, wir finden Frieden, wir finden Freude, wir finden gute Gemein­schaft, wir finden Anleitung für gelingendes Leben. Mit Jesus ist Gottes Licht in die Welt gekommen, und wo dieses Licht ins Leben tritt, da wird aus Nacht Tag.

Was bedeutet das denn nun, dass wir durch Jesus nicht mehr im Finstern sind?

Erstens: In diesem Licht erkennen wir Gott. Gott bleibt nicht dunkel und unerkannt, ein launisches Schicksal, das bald Glück schenkt, bald un­barmherzig zuschlägt. In Jesus zeigt Gott sich uns mit einem mensch­lichen Gesicht. Und wir wissen, selbst wenn wir Schweres aushalten müssen: Dennoch hat Gott uns lieb, und er belastet uns nie stärker, als wir ertragen können.

Zweitens: In diesem Licht erkennen wir die Welt. Wir erkennen, dass Gott sie sehr gut geschaffen hat. Wir erkennen, dass er ihr eine gute Ordnung gegeben hat, die sich auch in seinen Geboten zeigt. Wir sehen unsere Mitmenschen trotz unserer Schwächen und Fehler mit Augen der Liebe an, denn auch Jesus hat ja wirklich jeden Menschen lieb. Nüchtern nehmen wir die Welt wahr in ihrer Sünde und Vergänglich­keit, wissen jedoch zugleich, dass Jesus die Sünden vergibt und die Welt überwunden hat.

Drittens: In diesem Licht sehen wir die Zukunft anders. Wer Jesus nicht kennt, für den ist der Übergang vom alten zum neuen Jahr so, wie wenn er aus der Tür seines Hauses in die raben­schwarze Finsternis Afrikas tritt. Nichts ist sicher erkennbar, man kann nur ahnen und tasten. Was wird mit dem Arbeits­platz? Was wird mit der Gesundheit? Was wird mit der Familie? Was wird mit der sozialen Sicherheit? Was wird mit dem Frieden? Welche Unglücke und Kata­strophen lauern im neuen Jahr? Was wird da alles wieder über uns herein­brechen? Zukunfts­angst beherrscht den heutigen Menschen, und das ist nichts anderes als die Finsternis, wenn man glaubenslos durch die Zeit geht. Wer an Jesus glaubt, für den ist das neue Jahr nicht finster. Er sieht natürlich auch nicht alles, was auf ihn zukommt, aber er sieht genug. Er weiß, es ist ein Jahr des Herrn, und dieser Herr hat alle Haare auf meinem Kopf gezählt, und kein Spatz fällt vom Baum gegen seinen Willen. Wer im Licht des Glaubens durch das neue Jahr geht, kann das ganz getrost tun, denn er weiß: Jeden neuen Tag ist Jesus an meiner Seite und wird mir Gutes schenken. Und am Ende meiner Reise durch die Zeit wartet das große Licht der ewigen Herrlich­keit auf mich.

Viertens: Das Licht Jesu vertreibt die Finsternis der Traurig­keit. Wenn nach trüben Tagen die Sonne wieder hell scheint, dann kann kaum einer noch traurig bleiben. So ist das mit der Gnadensonne Jesus Christus: Sie erleuchtet das Haus meines Lebens taghell, und alles strahlt in leuchtenden Farben. Hat Jesus mich so lieb, was sollte ich da noch traurig sein? Ist Gott für mich, wovor sollte ich noch Angst haben?

Fünftens – und das ist das Ent­scheidende: Jesus bringt Licht in die Dunkelheit unserer Sünde. Der Egoismus, der Hass, die Flucht vor Gott, das Wegschieben der Ver­antwortung für andere – all das macht das Leben finster. Wer in Sünde lebt, scheut das Licht des Tages; er schämt sich, er bleibt lieber unter dem Deckmantel der Finsternis. Jesus, das helle Licht, deckt unsere Sünde auf, wir können uns dann nicht mehr damit verstecken. Das ist zunächst schmerz­haft, aber es ist heilsam. Denn wo helles Licht herrscht, da kann richtig sauber­gemacht werden. Da können auch die letzten Winkel unseres Lebens­hauses vom Schmutz befreit werden. Jesus ist als Licht in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen.

Jesus sagte: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleiben wird.“ Wenn ein Menschen an Jesus glaubt, dann ist das so, wie wenn sein Lebenshaus an Gottes Stromnetz angeschlossen wird und in nie gesehener Helligkeit erstrahlt. Freilich, mancher sagt auch hier – wie einige in Botswana: „Das ist mir zu teuer, das kann ich mir nicht leisten.“ Ja, viele denken, der Glaube ist zu teuer: Da muss man viel Zeit und viel Geld für die Kirche aufwenden, da muss man sein Leben gründlich ändern, da muss man von lieb gewordenen Gewohn­heiten lassen. Aber das ist nicht wahr, es ist nicht teuer für uns Menschen. Teuer war es nur für Jesus selbst; der hat mit seinem Leben dafür bezahlt, dass es bei uns hell wird. Jesus will dieses Licht allen Menschen schenken. Glaube ist nichts anderes, als sich dieses Licht schenken zu lassen. Das, was viele unwissend für teuer halten beim Glauben, das ist in Wahrheit die große Ver­änderung, die durch das neue Licht im Leben eintritt. Natürlich, wer elek­trischen Strom hat, sitzt nicht mehr im Dunkeln; vieles ändert sich in seinem Leben, aber das ist ja gerade das Gute. Darum: Freuen wir uns, dass wir im Licht des Herrn Jesus Christus leben dürfen, und tun wir nicht so, als säßen wir noch in der Finsternis! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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