Wahrhaftig, wirkkräftig und wiederbelebend

Predigt über Johannes 3,31‑36 zum 1. Weihnachtsfeiertag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

„Vom Himmel hoch, da komm ich her“, so singt der Weihnachts­engel in Martin Luthers Choral. Vom Himmel hoch, von oben, von Gott her kam die Weihnachts­botschaft zu den Hirten auf den Feldern von Bethlehem: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Vom Himmel hoch, von oben, von Gott her leuchtete der Weihnachts­stern auf die Weisen herab und führte sie den Weg an die Krippe; auch dieser Stern war ein Verkündiger der Weihnachts­botschaft. Vom Himmel hoch, von oben, vom Vater her kam Jesus selbst, der Gottessohn, um auf unserer armen Erde zu wohnen. Johannes der Täufer hat von ihm Zeugnis gegeben: „Der von oben her kommt, ist über allen.“ Vom Himmel auf die Erde, von oben nach unten, von Gottes Welt in unsere Menschen­welt, das ist die Bewegungs­richtung der Weihnachts­botschaft, und das ist die Bewegungs­richtung der christ­lichen Botschaft überhaupt. Wir finden Gott nicht, wenn wir uns von unten zu ihm hinauf­bemühen wollen – etwa mit Opfern, mit heiligen Riten, mit guten Taten oder mit frommen Medi­tationen. Wir finden Gott nur, wenn wir uns von ihm beschenken lassen, wenn wir uns mit seinem Geist über­schütten lassen – von oben nach unten. Der Geist öffnet uns dann das Herz für Gottes Botschaft, und wir erkennen: Die Weihnachts­botschaft ist wahrhaftig, wirkkräftig und wieder­belebend.

Erstens: Die Weihnachts­botschaft ist wahrhaftig. Der himmlische Vater hat seinem Sohn die ganze Wahrheit anvertraut, die er auf Erden bezeugen sollte. In unserem Textwort heißt es: „Der vom Himmel kommt, bezeugt, was er gesehen und gehört hat… Der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte.“ Jesus ist das Fleisch gewordene Wort Gottes. „Ich bin die Wahrheit“, hat Jesus gesagt. Achte auf Jesus, und du weißt, was Gott zu sagen hat. Und andersherum gilt auch: Ohne Jesus kannst du nie die volle Wahrheit finden über Gott und die Welt. Jesus selbst ist nicht müde geworden zu betonen, dass er nichts eigen­mächtig verkündet, sondern dass er verlässlich Gottes Wahrheit sagt und ist. Das Kind in der Krippe ist Gottes Wahrheit, die Predigten des Rabbis Jesus von Nazareth, die Wunder, sein Tod am Kreuz, seine Auf­erstehung, sein Missions­befehl für alle Völker der Erde – das alles ist Gottes Wahrheit, absolut ver­lässlich. Was die Propheten und Apostel in der Bibel von ihm bezeugt haben, das ist Gottes zu­verlässiges Wort. Freilich: Es ist Wahrheit „von oben“, vom Himmel, nicht von der Erde. Darum lässt sich diese Wahrheit auf Erden nicht überprüfen und beweisen. Wir Menschen wissen ja nicht, wie es oben bei Gott ist, und darum müssen wir Jesus schon vertrauen, wenn er zu uns redet. Blind vertrauen, was die himmlischen Dinge anbetrifft. Die Weihnachts­botschaft, das Evangelium von Jesus Christus und die ganze Heilige Schrift stellen dich also an eine Weg­gabelung, an der du dich entscheiden musst: Entweder ich vertraue diesen Worten nicht und muss dann ihren göttlichen Anspruch verwerfen, oder ich vertraue ihnen als Gottes Wort, muss sie dann aber auch ohne Wenn und Aber für mein Leben gelten lassen.

Dem Menschen, der nur mit den Dingen dieser Welt lebt, leuchten Gottes Weihnachts­botschaft und die Wahrheit des Evangeliums freilich überhaupt nicht ein. Dass das Kind in der Not­unterkunft in Bethlehem Gottes Sohn ist, dass durch seinen gewaltsamen Tod am Kreuz die Sünden der ganzen Welt abgebüßt sind, dass er wieder lebendig wurde und als höchster König ewig herrscht, dass er einmal für alle sichtbar wieder­kommt, das muss den meisten Menschen wie Unsinn vorkommen. In unserem Textwort heißt es sogar: „Sein Zeugnis nimmt niemand an.“ Wirklich niemand? Ja, aus eigener Vernunft und Kraft wirklich niemand. Aber das Wunderbare ist: Das Evangelium selbst kann im Herzen eines Menschen bewirken, dass es angenommen wird. Darum halten wir zweitens fest: Die Weihnachts­botschaft ist wirk­kräftig. Anders als Menschen­worte auf der Erde hat das Gotteswort, das von oben kommt, eine ungeheure Energie in sich stecken. Durch die Kraft dieses Wortes schuf Gott einst Himmel und Erde; durch die Kraft dieses Wortes weckte Jesus einst Tote auf. Diese Kraft ist der Heilige Geist. Mit Jesus, dem Fleisch gewordenen Wort, ist auch der Heilige Geist in seiner vollen Wirkkraft erschienen, nicht nur teilweise, auf Sparflamme. Darum heißt es: „Der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß.“ Und dieser Geist wirkt durch die Weihnachts­botschaft den Glauben in allen, die Gott sich erwählt – das sind alle, die sich seinem Geist nicht ver­schließen, die nicht bockig die Ohren und das Herz verstopfen vor Gottes Wort. Glaube ist kein Kraftakt des Willens, Glaube ist ein Geschenk Gottes, und wenn du es haben willst oder mehr davon haben willst, dann mach einfach deine Ohren und das Herz auf und lass die Weihnachts­botschaft in dich hinein. Glaube ist daher auch kein Verdienst – nichts, worauf du stolz sein kannst oder womit du dich über andere erhaben fühlen kannst. Glaube ist die Frucht von Gottes froher Botschaft, denn diese Botschaft ist wirk­kräftig.

Und drittens: Die Weihnachts­botschaft ist wieder­belebend. Am Ende unseres Textes heißt es: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Das ewige Leben hat jetzt schon angefangen für alle, die an Jesus glauben. Denn wir leben ja, leben im doppelten Sinne: Seit wir geboren wurden, haben wir unser natürliches Menschen­leben. Das hat freilich durch die Sünde ein Verfalls­datum bekommen, wir sind sterblich. Aber in der Taufe sind wir wiederbelebt worden: Seit wir neu geboren wurden aus Wasser und Geist, leben wir nicht mehr nur natürlich, sondern auch geistlich – das heißt, wir leben als heilige Menschen mit neuem Herzen im Frieden mit Gott. Genau das ist der Friede, von dem die Engel von oben her bezeugten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.“ Ich betone noch einmal, was ich schon zu Anfang sagte: Das Wesen unseres Glaubens besteht darin, dass Gottes Gabe von oben herab zu uns kommt. Unser natürliches Menschen­leben wird einmal verlöschen, aber unser geistliches Menschen­leben wird in Ewigkeit weiter­gehen, nach der Auf­erstehung dann auch mit einem neuen, herrlichen, ewigen Leib. Das alles schenkt uns das Kind in der Krippe. Dazu ist der Gottessohn von oben herab­gekommen. Dazu kommt der Geist noch heute in Gottes Wort und im Heiligen Abendmahl zu uns. Wer sich nicht ver­schließt, hat das ewige Leben. Ohne Jesus ist es freilich nicht zu finden; ohne Jesus bleibt ein Mensch unter Gottes Zorn, denn es gibt sonst keinen anderen Weg, um Vergebung der Sünden zu finden.

Du siehst, lieber Christ, es hängt viel ab von dem Kind in der Krippe, ja eigentlich alles, dein ganzes Leben. Darum vertrau dich ganz der göttlichen Botschaft an, ordne dich ihr unter, glaube ihr und lebe mit ihr. Denn diese Botschaft, die direkt von unserem Vater im Himmel kommt, ist wahrhaftig, wirkkräftig und wieder­belebend. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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