Die Tür zur Seligkeit

Predigt über Johannes 10,7.9a zum Sonntag Miserikordias Domini

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Reich Gottes ist eine so wunderbare Sache, dass es kaum Worte gibt, um es richtig zu be­schreiben. Das hat auch Jesus gemerkt, wenn er vom Reich Gottes predigte. Aber er hat sich zu helfen gewusst: Er hat immer wieder neue Bilder und Vergleiche für das das Reich Gottes gefunden; das sind seine berühmten Gleich­nisse. Eines davon wollen wir uns jetzt einmal ausführlich vornehmen.

Gottes Reich ist wie ein Haus. In diesem Haus wohnen wir Christen und haben es gut. Weil Jesus uns Christen auch mit einer Schafherde vergleicht, können wir dieses Haus auch einen Schafstall nennen. Aber das Haus hat noch viele andere Namen, z. B. Christen­heit, Gottes Volk, Kirche und Gemeinde. Wer getauft wird, der geht in dieses Haus hinein. Wer getauft ist, der gehört dazu: zur Christen­heit, zur Kirche, zum Reich Gottes, zur christ­lichen Schafherde. Wenn man in ein Haus hineingeht, braucht man dazu allerdings eine Tür. Und da hat Jesus in seiner Predigt gesagt: „Ich bin die Tür zu den Schafen“! Wer an Jesus glaubt und auf seinen Namen getauft wird, der kommt in Gottes Reich hinein, und zwar sofort. Denn das Reich Gottes fängt nicht erst nach dem Tod im Himmel an, sondern das gibt es jetzt schon hier bei uns in der Welt – überall da, wo Christen sind und wo Jesus durch den Heiligen Geist mitten unter ihnen gegenwärtig ist.

Wenn Jesus sagte, dass er selbst die Tür ist zum Reich Gottes, dann muss die Tür in diesem Gleichnis etwas ganz Wichtiges sein. Das ist sie auch. Denken wir also mal über die Tür nach! Wozu braucht man überhaupt Türen?

Man braucht Türen, damit man etwas hat, was man hinter sich zumachen kann. So eine Tür bietet nämlich Schutz und Geborgen­heit. Habt ihr euch schon mal überlegt, wie schlecht es ein Obdachloser hat? Der hat normaler­weise keine Tür, die er hinter sich zumachen kann. So ist er ungeschützt dem Wetter aus­geliefert, dem Regen, dem Wind, der Kälte. Und wenn böse Menschen ihn verprügeln wollen oder bestehlen, dann schützt ihn wieder nicht eine Tür, die er hinter sich zuschließen könnte. Wie vielen Menschen in der Welt geht es so! Wie viele Straßen­kinder leben ohne Zuhause in den großen Städten der Welt! Wieviel brutale Gewalt müssen sie ertragen! Wie oft erleben sie es, dass das Wenige, was sie besitzen, ihnen weggerissen wird! Und da ist keine Tür, die sie hinter sich zumachen könnten, da gibt es keinen Schutzraum und kein Zuhause für sie.

Wir können Gott danken, dass wir es besser haben, dass wir ein Zuhause haben. Trotzdem gibt es unsichtbare Feinde, bei denen nützt eine Tür aus Holz und Stahl nichts, die können uns auch in unserer Wohnung auf den Pelz rücken. Das sind böse Gedanken, schlechte An­gewohnhei­ten, Süchte, Ängste, Ärger, Streit oder Ver­zweiflung. Diese Feinde sind letztlich die unsicht­baren finsteren Mächte, von denen die Bibel redet, und ihr Boss ist der Teufel. Er kann uns unser ganzes Leben kaputt machen. Aber es gibt einen Schutzraum, in dem wir vor ihm sicher sind: Das ist Gottes Reich. Es gibt eine Tür, mit der wir die finsteren Mächte aussperren können, und diese Tür heißt Jesus Christus. Wer getauft ist und an Jesus Christus glaubt, dem können die finsteren Mächte nicht mehr schaden. Wer durch die Tür Jesus Christus in den Schafstall des Volkes Gottes gekommen ist, der ist geschützt, der ist geborgen. Jesus sagte: „Ich bin die Tür zu den Schafen.“ Jesus ist eine lebendige Tür. Damals, als er das sagte, hatten Schafställe oft noch keine Türen aus Holz oder Eisen. Wenn die Schafe nachts im Stall waren, dann setzte sich der Hirte in diesem Fall als lebendige Tür in die Mauer­öffnung und passte auf, dass kein Wolf einbrach und den Schafen ein Leid tat. Jesus ist so eine lebendige Tür, Jesus passt auf uns auf; durch ihn sind wir in Gottes Reich geschützt und geborgen.

Aber nun wollen wir die Tür auch noch von einer anderen Seite betrachten, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Tür kann man nicht nur hinter sich zumachen, man kann sie auch vor sich aufmachen. Sie dient nicht nur dazu, dass alles Un­erwünschte draußen bleibt, sondern auch dazu, dass wir Zugang haben zu einem Raum, in dem wir uns gern aufhalten. Als ich ein Kind war, da war am Heiligen Abend die Tür zur Weihnachts­stube besonders faszi­nierend für mich. Ich konnte es kaum erwarten, dass hinter dieser Tür das Glöckchen klingelte, denn ich wusste: Dann dürfen wir Kinder 'rein, dann öffnet sich diese geheimnis­volle Tür, und dahinter strahlen viele Kerzen, dahinter strahlt der Weihnachts­baum im vollen Glanz, da singen wir dann die herrlichen Weihnachts­lieder, da ist die Krippe aufgebaut, und da – das ist für Kinder ja immer ganz wichtig – , da liegen auch meine Weihnachts­geschenke.

Wir können die Tür zum Reich Gottes auch mit solch einer Tür zum Weihnachts­zimmer ver­gleichen: Durch Jesus treten wir ein in einen festlich ge­schmückten Raum, einen Raum der Freude, einen Raum mit Glanz und Gesang, mit Geschenken und strahlenden Gesichtern. Die Gottes­dienste in unserer Kirche sollen ein bisschen was von diesem Glanz und dieser Freude des Gottes­reichs wider­spiegeln, darum feiern wir auch hier mit Kerzen und Blumen und Musik­instrumenten und Gesang. Die schönen Geschenke aber sind Gottes Worte aus der Bibel, das Heilige Abendmahl und der Segen. Jeder Sonntags­gottesdienst ist daher auch ein bisschen wie Weihnachten und natürlich auch ein bisschen wie Ostern. Und wer durch Jesus zu Gottes Reich gehört, für den wird sogar der Tod zu so einer Tür zur Freude werden, denn er wird dann in eine noch schönere Welt treten, die er nie mehr verlassen muss.

Jesus sagt: „Ich bin die Tür.“ Damit sagt er: Ich bin ein Schutz vor allen finsteren Mächten, die außerhalb von Gottes Reich lauern. Damit sagte er auch: Ich bin der Eingang zu Gottes Freude. Schutz und Freude im Reich Gottes, das bedeutet das Gleichnis von der Tür. Schutz und Freude – dafür hat die Bibel ein einziges schönes kurzes Wort: „Seligkeit“ nennt sie das. „Selig“ ist, wer zu Gottes Reich gehört, von Jesus beschützt, von Jesus zur Freude geführt. „Ich bin die Tür zu den Schafen“, sagte Jesus. „Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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