Gottes gute Ordnung der Ehe

Predigt über Markus 10,2‑9 zum 20. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wer den biblischen Schöpfungs­bericht aufmerksam liest, wird fest­stellen, dass Gott die Welt in Paaren von Gegensätzen geschaffen hat: Licht und Finster­nis, Tag und Nacht, Himmel und Erde, Land und Meer, Sonne und Mond, Fische und Vögel, Tiere und Menschen… Und wer sich ein bisschen in den Natur­wissen­schaften auskennt, der findet das Prinzip der Gegensatz-Paare sogar in den kleinsten Strukturen der Welt wieder: posi­tive und nega­tive Elementar­teilchen, magnetischer Nordpol und magneti­scher Südpol, rechts­drehende und links­drehende Milch­säuren… Auch bei der Erschaffung von uns Menschen hat Gott dieses Prinzip der Gegensatz-Paare angewen­det: Er schuf den Menschen männlich und weiblich, „als Mann und Frau“, heißt es in 1. Mose 1. Nicht männlich, weiblich und divers, sondern nur in diesem Gegensatz-Paar Mann und Frau, gemäß seinem universalen Schöp­fungs-Prinzip.

Auf dieser Grundlage hat Gott dann eine geniale Idee ver­wirklicht: Er hat die Voraus­setzung dafür geschaffen, dass das Gegensatz-Paar Mann und Frau zu einer wunderbaren Einheit ver­schmelzen kann. Diese geniale Idee nennen wir Ehe. Davon handelt der Hauptteil unseres heutigen Evan­ge­liums, und davon soll auch diese Predigt handeln. Lasst uns nach­ein­ander betrachten 1. Gottes wunderbare Ordnung der Ehe, 2. Menschliche Ver­fäl­schun­gen von Gottes wunderbarer Ordnung, 3. Gottes wunderbare Ordnung und die alltägliche Wirklich­keit.

Erstens also: Gottes wunderbare Ordnung der Ehe. Als Jesus von den Pha­risäern zur Ehe befragt wurde, erinnerte Jesus an den Schöpfungs­bericht und sagte: „Von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter ver­lassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zu­sammen­gefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“

In diesem Wort unsers Herrn wird deutlich, was nach Gottes Willen we­sent­lich für die Ehe sind: da ist ein Menschen­paar, bestehend aus Mann und Frau; da kommen diese gegen­sätz­lichen Menschen zusammen, gründen einen eigenen Haushalt und ver­schmelzen zu einer leiblichen und see­li­schen Ein­heit; und da soll diese Verbindung un­auflös­lich bis ans Lebens­ende bestehen bleiben, in aller Treue. „Was nun Gott zusammen­gefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“

Unzählige christliche Ehepaare können bezeugen, was für ein großartiges Geschenk uns Gott mit der Ordnung der Ehe gemacht hat, trotz mancher Be­lastun­gen, die sie mit sich bringt (da werde ich im dritten Teil noch drauf eingehen). Es ist wirklich wunderbar, als Mann und Frau gemeinsam in der Ehe zu leben. Aber über dieses persönliche Glück hinaus hat Gott noch et­was Größeres mit der Ehe gestiftet: nämlich ein lebendiges Abbild seiner göttlichen Liebe. Da ist auf der einen Seite der ewige heilige Gott, der all­mächtige Schöpfer. Und da sind auf der anderen Seite wir, die kleinen Ge­schöpfe, die ver­gäng­liche Kreatur. Und da geschieht nun das Wun­derbare, dass der Schöpfer diesen gewaltigen Gegensatz überbrückt und eine Be­ziehung aufbaut zu uns, seinen Menschen­geschöpfen. Er tut es, indem er zu uns redet und an uns handelt. An vielen Stellen der Heiligen Schrift wird die Liebe Gottes zu den Menschen mit der Liebe eines Mannes zu seiner Frau ver­glichen. Dabei kann auch unsere Sünde Gottes Liebe nicht kaputt machen. Gottes Liebe geht nämlich einher mit un­erschütter­licher Treue – so wie Eheleute einander ihr Leben lang treu sein sollen. In Jesus hat diese göttliche Liebe und Treue eine einzig­artige Zuspitzung erfahren. Da ver­einen sich Gottheit und Mensch­heit in Gottes Sohn, da macht sich der Schöpfer dem Geschöpf gleich, um uns seine Liebe zu zeigen und uns für die Ewigkeit zu erlösen. Da sorgt Jesus dafür, dass wir als Erlöste in ihm leben können, und er in uns. Als Paulus im Epheser­brief über die Bezie­hung zwischen Ehemann und Ehefrau schrieb, fügte er an: „Dies Geheim­nis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.“ Und in der Offenbarung des Johannes wird Christus als das Lamm und die Christen­heit als seine Braut bezeichnet. Ja, die Ehe ist nicht nur eine wunderbare Ordnung für eine glückliche Zwei­sam­keit von Mann und Frau hier auf Er­den, sondern auch ein wunderbares Zeichen und Zeugnis für Gottes ewige Liebe und Treue.

Ich komme zum zweiten Teil, den mensch­lichen Ver­fälschun­gen von Got­tes Ordnung der Ehe. Die haben in den letzten Jahrzehnten in unserm Land er­schreckend zugenommen. Es hat damit angefangen, dass man in der Ge­setz­gebung das sogenannte Zerrüttungs­prinzip eingeführt hat. Man hat ge­sagt: Wenn zwei Eheleute nicht mehr zusammen leben wollen, dann kön­nen sie nach einer gewissen Zeit einfach Tschüss sagen und sich scheiden lasssen. (Nur dass es in der Praxis alles andere als einfach ist, Tschüss zu sagen ‑ im Blick auf die Ver­mögens­verhält­nisse zum Beispiel, und vor al­lem im Blick auf gemeinsame Kinder.) Bei der standes­amt­lichen Trauung müssen die Ehe­leute auch nicht mehr ver­sprechen, dass sie sich ein Leben lang treu bleiben wol­len, dieser Vorsatz wird vom Gesetzgeber nicht mehr erwartet. Weiter­hin hat man den Familien­stand „liiert“ erfunden und solche Partner­schaften ohne Trauschein der Ehe fast gleich­gestellt. Im Grund­gesetz gibt es zwar noch den Artikel 6, der so beginnt: „Ehe und Familie stehen unter dem be­sonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ In der neueren Gesetz­gebung ist aber kaum noch etwas von diesem besonderen Schutz vorhanden. Die Väter und Mütter des Grund­gesetzes, die aus­drück­lich „im Bewusst­sein ihrer Ver­antwortung vor Gott und den Menschen“ (Präambel) gewirkt haben, sind selbst­verständ­lich auch davon aus­gegan­gen, dass eine Ehe aus einem Mann und einer Frau besteht. Aber das hat unser Par­lament in­zwischen gekippt und durch eine Neu­definition von Ehe ermöglicht, dass auch zwei Männer oder zwei Frauen einander heiraten kön­nen. Schon rein rechtlich muss man fest­stellen: Hier ist der ur­sprüng­liche Sinn der Ver­fassung ver­ändert worden, und zwar ohne die not­wendige Zweidrittel­mehrheit im Parlament. Wir sehen: Das, was da heute auf den Standes­ämtern geschlos­sen wird, sind eigentlich keine richtigen Ehen mehr, jeden­falls nicht im Sinne der Bibel, nicht im Sinne des Christen­tums und auch nicht im ur­sprüng­liche Sinne unserer Verfassung.

Und dann ist da auf der Buchmesse, die letzte Woche in Frankfurt stattfand, ein Buch mit dem Titel „Das Ende der Ehe“ groß präsentiert worden. Auf den 384 Seiten dieses Buches wird keineswegs der Niedergang einer jahr­tausende­alten weltweiten Ehekultur beklagt, sondern das Gegen­teil ist der Fall. Im Klappentext heißt es unter anderem: „Die Autorin Emilia Roig blickt hinter die Fassade eines patriar­chalen Konstrukts und weist Wege zu einer Revolution der Liebe. Die Ehe normiert Beziehungen und Familie, kon­trolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeits­kraft. Sie ist eine wichtige Stütze des Kapitalis­mus und lässt uns in binären Ge­schlech­ter­rollen ver­harren. In ihrem Buch ruft Emilia Roig daher das Ende der Ehe aus. Sie hinterfragt die Übermacht der Paare und untersucht, ob man Män­ner lieben und zugleich das Patriarchat stürzen kann. Letztlich wäre eine Abschaffung der Ehe nicht nur für Frauen befreiend, sondern für alle…“ Wer dies liest, merkt spätestens jetzt, wohin die Reise im Zug des Feminis­mus und der Gender-Ideologie geht.

Wie verhalten wir uns als Christen dazu? Das Wichtigste: Wir sollten uns nicht verwirren lassen, sondern an Gottes klarer Ordnung festhalten, auch wenn viele Menschen um uns herum inzwischen ganz anders denken. Wir brauchen freilich nicht auf die Barrikaden zu gehen gegen geltendes Recht, und wir sollten auch nicht die standes­amt­liche Trauung boy­kottieren. Wir sollten uns aber trauen, den Mund aufzumachen und Gottes gute Ordnung der Ehe zu ver­teidigen, wo sie angegriffen wird. Dabei sollten wir uns al­ler­dings da­vor hüten, wie besser­wisserische Pharisäer aufzutreten und die Anders­denkenden zu verachten. Gott hat alle Menschen lieb, auch Emilia Roig, und darum sollten wir ihnen allen mit Fairness und Respekt begeg­nen. Auch wenn Menschen falsch denken, reden und leben, bleiben sie ja trotzdem unsere Nächsten. Dennoch: Was nach Gottes Wort falsch ist, muss auch falsch genannt werden.

Ich komme zum dritten und letzten Teil: Gottes wunderbare Ordnung der Ehe und die alltägliche Wirklich­keit. Die Ehe ist zwar eine wunderbare Ordnung, aber auch bei ernsthaften Christen­menschen geschieht es, dass diese Ordnung durch Sünde gestört wird. Da betreten ein junger Mann und eine junge Frau in großer Liebe und mit den besten Vorsätzen den gemein­samen Lebensweg, aber irgendwann wird er mühsam. Sie verstehen sich nicht mehr gut, es mangelt an gegen­seitigem Respekt und an Wert­schät­zung, die Fehler des einen erscheinen dem anderen manchmal schier un­erträg­lich. Wie gut, wenn man dann trotz allem weiß: Gott will diese Ehe, und er will, dass sie ein Leben lang hält, darum kann es nur ratsam sein, sie auch in schwierigen Zeiten fort­zusetzen. Wobei wir den Trost haben, dass solche schwierigen Zeiten vorüber­gehen. Und wobei wir auch die stärkste Waffe gegen den Ehefrust kennen: das Vergeben nämlich, also ein ständi­ger Neuanfang aus der Kraft der Liebe heraus, die Jesus Christus selbst uns schenkt.

In seltenen Fällen kann es dennoch dazu kommen, dass ein Zusammen­leben nicht mehr möglich ist. Zum Beispiel wenn einer der beiden den an­deren verlässt und sich einen neuen Partner sucht. Das ist eine schwe­re Schuld, die er auf sich lädt und unter der der andere zu leiden hat. Trotz­dem muss in solchen Fällen geregelt werden, wie das Leben weiter­gehen soll, nicht zuletzt im Hinblick auf viele praktische Fragen. Deshalb gab es schon im Gesetz des Mose für das Volk Israel Be­stimmun­gen für den Fall einer Scheidung. Darauf spielten die Pharisäer an, wenn sie sagten: „Mose hat zugelassen, einen Scheide­brief zu schreiben und sich zu scheiden.“ Je­sus macht deut­lich: Das ist eine Not­verordnung wegen der Sünde, die hebt auf keinen Fall Gottes gute Ordnung der lebens­langen Ehe auf.

Wenn wir Gottes Wort betrachten und Gottes Willen bedenken, lasst uns nicht so sehr auf Not­verordnun­gen und Ausnahme­situationen schauen, son­dern vor allem auf den Segen, den Gott damit gestiftet hat. Lasst uns dabei aber nicht übersehen: Gott hat seinen Segen auch denen verheißen, die nicht heiraten. Wer die Parallel­stelle unseres Predigt­textes in Matthäus 19 nachliest, wird fest­stellen, dass Jesus auch das aus­drück­lich fest­gestellt hat. Seien wir sensibel dafür, besonders in der christ­lichen Ge­meinde! So sehr wir uns über Ehepaare und Familien in der Kirche freuen ‑ wir sollten die anderen nicht übersehen und übergehen, die (freiwillig oder un­freiwil­lig) allein durchs Leben gehen. Vergessen wir nicht: Jesus selbst war ein Single, und auch der Apostel Paulus! Im Reich Gottes zählt letzt­lich nicht, ob jemand verheiratet ist oder nicht, sondern es zählt vor allem, dass wir auf ewig mit unserm Herrn Jesus Christus verbunden sind, unserm himm­lischen Bräutigam. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2023.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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