Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Wer den biblischen Schöpfungsbericht aufmerksam liest, wird feststellen, dass Gott die Welt in Paaren von Gegensätzen geschaffen hat: Licht und Finsternis, Tag und Nacht, Himmel und Erde, Land und Meer, Sonne und Mond, Fische und Vögel, Tiere und Menschen… Und wer sich ein bisschen in den Naturwissenschaften auskennt, der findet das Prinzip der Gegensatz-Paare sogar in den kleinsten Strukturen der Welt wieder: positive und negative Elementarteilchen, magnetischer Nordpol und magnetischer Südpol, rechtsdrehende und linksdrehende Milchsäuren… Auch bei der Erschaffung von uns Menschen hat Gott dieses Prinzip der Gegensatz-Paare angewendet: Er schuf den Menschen männlich und weiblich, „als Mann und Frau“, heißt es in 1. Mose 1. Nicht männlich, weiblich und divers, sondern nur in diesem Gegensatz-Paar Mann und Frau, gemäß seinem universalen Schöpfungs-Prinzip.
Auf dieser Grundlage hat Gott dann eine geniale Idee verwirklicht: Er hat die Voraussetzung dafür geschaffen, dass das Gegensatz-Paar Mann und Frau zu einer wunderbaren Einheit verschmelzen kann. Diese geniale Idee nennen wir Ehe. Davon handelt der Hauptteil unseres heutigen Evangeliums, und davon soll auch diese Predigt handeln. Lasst uns nacheinander betrachten 1. Gottes wunderbare Ordnung der Ehe, 2. Menschliche Verfälschungen von Gottes wunderbarer Ordnung, 3. Gottes wunderbare Ordnung und die alltägliche Wirklichkeit.
Erstens also: Gottes wunderbare Ordnung der Ehe. Als Jesus von den Pharisäern zur Ehe befragt wurde, erinnerte Jesus an den Schöpfungsbericht und sagte: „Von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
In diesem Wort unsers Herrn wird deutlich, was nach Gottes Willen wesentlich für die Ehe sind: da ist ein Menschenpaar, bestehend aus Mann und Frau; da kommen diese gegensätzlichen Menschen zusammen, gründen einen eigenen Haushalt und verschmelzen zu einer leiblichen und seelischen Einheit; und da soll diese Verbindung unauflöslich bis ans Lebensende bestehen bleiben, in aller Treue. „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Unzählige christliche Ehepaare können bezeugen, was für ein großartiges Geschenk uns Gott mit der Ordnung der Ehe gemacht hat, trotz mancher Belastungen, die sie mit sich bringt (da werde ich im dritten Teil noch drauf eingehen). Es ist wirklich wunderbar, als Mann und Frau gemeinsam in der Ehe zu leben. Aber über dieses persönliche Glück hinaus hat Gott noch etwas Größeres mit der Ehe gestiftet: nämlich ein lebendiges Abbild seiner göttlichen Liebe. Da ist auf der einen Seite der ewige heilige Gott, der allmächtige Schöpfer. Und da sind auf der anderen Seite wir, die kleinen Geschöpfe, die vergängliche Kreatur. Und da geschieht nun das Wunderbare, dass der Schöpfer diesen gewaltigen Gegensatz überbrückt und eine Beziehung aufbaut zu uns, seinen Menschengeschöpfen. Er tut es, indem er zu uns redet und an uns handelt. An vielen Stellen der Heiligen Schrift wird die Liebe Gottes zu den Menschen mit der Liebe eines Mannes zu seiner Frau verglichen. Dabei kann auch unsere Sünde Gottes Liebe nicht kaputt machen. Gottes Liebe geht nämlich einher mit unerschütterlicher Treue – so wie Eheleute einander ihr Leben lang treu sein sollen. In Jesus hat diese göttliche Liebe und Treue eine einzigartige Zuspitzung erfahren. Da vereinen sich Gottheit und Menschheit in Gottes Sohn, da macht sich der Schöpfer dem Geschöpf gleich, um uns seine Liebe zu zeigen und uns für die Ewigkeit zu erlösen. Da sorgt Jesus dafür, dass wir als Erlöste in ihm leben können, und er in uns. Als Paulus im Epheserbrief über die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau schrieb, fügte er an: „Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.“ Und in der Offenbarung des Johannes wird Christus als das Lamm und die Christenheit als seine Braut bezeichnet. Ja, die Ehe ist nicht nur eine wunderbare Ordnung für eine glückliche Zweisamkeit von Mann und Frau hier auf Erden, sondern auch ein wunderbares Zeichen und Zeugnis für Gottes ewige Liebe und Treue.
Ich komme zum zweiten Teil, den menschlichen Verfälschungen von Gottes Ordnung der Ehe. Die haben in den letzten Jahrzehnten in unserm Land erschreckend zugenommen. Es hat damit angefangen, dass man in der Gesetzgebung das sogenannte Zerrüttungsprinzip eingeführt hat. Man hat gesagt: Wenn zwei Eheleute nicht mehr zusammen leben wollen, dann können sie nach einer gewissen Zeit einfach Tschüss sagen und sich scheiden lasssen. (Nur dass es in der Praxis alles andere als einfach ist, Tschüss zu sagen ‑ im Blick auf die Vermögensverhältnisse zum Beispiel, und vor allem im Blick auf gemeinsame Kinder.) Bei der standesamtlichen Trauung müssen die Eheleute auch nicht mehr versprechen, dass sie sich ein Leben lang treu bleiben wollen, dieser Vorsatz wird vom Gesetzgeber nicht mehr erwartet. Weiterhin hat man den Familienstand „liiert“ erfunden und solche Partnerschaften ohne Trauschein der Ehe fast gleichgestellt. Im Grundgesetz gibt es zwar noch den Artikel 6, der so beginnt: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ In der neueren Gesetzgebung ist aber kaum noch etwas von diesem besonderen Schutz vorhanden. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes, die ausdrücklich „im Bewusstsein ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen“ (Präambel) gewirkt haben, sind selbstverständlich auch davon ausgegangen, dass eine Ehe aus einem Mann und einer Frau besteht. Aber das hat unser Parlament inzwischen gekippt und durch eine Neudefinition von Ehe ermöglicht, dass auch zwei Männer oder zwei Frauen einander heiraten können. Schon rein rechtlich muss man feststellen: Hier ist der ursprüngliche Sinn der Verfassung verändert worden, und zwar ohne die notwendige Zweidrittelmehrheit im Parlament. Wir sehen: Das, was da heute auf den Standesämtern geschlossen wird, sind eigentlich keine richtigen Ehen mehr, jedenfalls nicht im Sinne der Bibel, nicht im Sinne des Christentums und auch nicht im ursprüngliche Sinne unserer Verfassung.
Und dann ist da auf der Buchmesse, die letzte Woche in Frankfurt stattfand, ein Buch mit dem Titel „Das Ende der Ehe“ groß präsentiert worden. Auf den 384 Seiten dieses Buches wird keineswegs der Niedergang einer jahrtausendealten weltweiten Ehekultur beklagt, sondern das Gegenteil ist der Fall. Im Klappentext heißt es unter anderem: „Die Autorin Emilia Roig blickt hinter die Fassade eines patriarchalen Konstrukts und weist Wege zu einer Revolution der Liebe. Die Ehe normiert Beziehungen und Familie, kontrolliert Sexualität, den Besitz und die Arbeitskraft. Sie ist eine wichtige Stütze des Kapitalismus und lässt uns in binären Geschlechterrollen verharren. In ihrem Buch ruft Emilia Roig daher das Ende der Ehe aus. Sie hinterfragt die Übermacht der Paare und untersucht, ob man Männer lieben und zugleich das Patriarchat stürzen kann. Letztlich wäre eine Abschaffung der Ehe nicht nur für Frauen befreiend, sondern für alle…“ Wer dies liest, merkt spätestens jetzt, wohin die Reise im Zug des Feminismus und der Gender-Ideologie geht.
Wie verhalten wir uns als Christen dazu? Das Wichtigste: Wir sollten uns nicht verwirren lassen, sondern an Gottes klarer Ordnung festhalten, auch wenn viele Menschen um uns herum inzwischen ganz anders denken. Wir brauchen freilich nicht auf die Barrikaden zu gehen gegen geltendes Recht, und wir sollten auch nicht die standesamtliche Trauung boykottieren. Wir sollten uns aber trauen, den Mund aufzumachen und Gottes gute Ordnung der Ehe zu verteidigen, wo sie angegriffen wird. Dabei sollten wir uns allerdings davor hüten, wie besserwisserische Pharisäer aufzutreten und die Andersdenkenden zu verachten. Gott hat alle Menschen lieb, auch Emilia Roig, und darum sollten wir ihnen allen mit Fairness und Respekt begegnen. Auch wenn Menschen falsch denken, reden und leben, bleiben sie ja trotzdem unsere Nächsten. Dennoch: Was nach Gottes Wort falsch ist, muss auch falsch genannt werden.
Ich komme zum dritten und letzten Teil: Gottes wunderbare Ordnung der Ehe und die alltägliche Wirklichkeit. Die Ehe ist zwar eine wunderbare Ordnung, aber auch bei ernsthaften Christenmenschen geschieht es, dass diese Ordnung durch Sünde gestört wird. Da betreten ein junger Mann und eine junge Frau in großer Liebe und mit den besten Vorsätzen den gemeinsamen Lebensweg, aber irgendwann wird er mühsam. Sie verstehen sich nicht mehr gut, es mangelt an gegenseitigem Respekt und an Wertschätzung, die Fehler des einen erscheinen dem anderen manchmal schier unerträglich. Wie gut, wenn man dann trotz allem weiß: Gott will diese Ehe, und er will, dass sie ein Leben lang hält, darum kann es nur ratsam sein, sie auch in schwierigen Zeiten fortzusetzen. Wobei wir den Trost haben, dass solche schwierigen Zeiten vorübergehen. Und wobei wir auch die stärkste Waffe gegen den Ehefrust kennen: das Vergeben nämlich, also ein ständiger Neuanfang aus der Kraft der Liebe heraus, die Jesus Christus selbst uns schenkt.
In seltenen Fällen kann es dennoch dazu kommen, dass ein Zusammenleben nicht mehr möglich ist. Zum Beispiel wenn einer der beiden den anderen verlässt und sich einen neuen Partner sucht. Das ist eine schwere Schuld, die er auf sich lädt und unter der der andere zu leiden hat. Trotzdem muss in solchen Fällen geregelt werden, wie das Leben weitergehen soll, nicht zuletzt im Hinblick auf viele praktische Fragen. Deshalb gab es schon im Gesetz des Mose für das Volk Israel Bestimmungen für den Fall einer Scheidung. Darauf spielten die Pharisäer an, wenn sie sagten: „Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.“ Jesus macht deutlich: Das ist eine Notverordnung wegen der Sünde, die hebt auf keinen Fall Gottes gute Ordnung der lebenslangen Ehe auf.
Wenn wir Gottes Wort betrachten und Gottes Willen bedenken, lasst uns nicht so sehr auf Notverordnungen und Ausnahmesituationen schauen, sondern vor allem auf den Segen, den Gott damit gestiftet hat. Lasst uns dabei aber nicht übersehen: Gott hat seinen Segen auch denen verheißen, die nicht heiraten. Wer die Parallelstelle unseres Predigttextes in Matthäus 19 nachliest, wird feststellen, dass Jesus auch das ausdrücklich festgestellt hat. Seien wir sensibel dafür, besonders in der christlichen Gemeinde! So sehr wir uns über Ehepaare und Familien in der Kirche freuen ‑ wir sollten die anderen nicht übersehen und übergehen, die (freiwillig oder unfreiwillig) allein durchs Leben gehen. Vergessen wir nicht: Jesus selbst war ein Single, und auch der Apostel Paulus! Im Reich Gottes zählt letztlich nicht, ob jemand verheiratet ist oder nicht, sondern es zählt vor allem, dass wir auf ewig mit unserm Herrn Jesus Christus verbunden sind, unserm himmlischen Bräutigam. Amen.
PREDIGTKASTEN |