Halleluja!

Predigt über Psalm 150 zum Sonntag Kantate

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Am liebsten würde ich jetzt nur über ein einziges Wort predigen, das erste und zugleich letzte im 150. Psalm: Halleluja! Kein Wort passt besser zur österlichen Freudenzeit, in der wir uns befinden. Ich habe mal nachgezählt, wie oft das Wort „Halleluja“ in den Osterliedern unseres Gesangbuchs vorkommt, und ich bin auf 223‑mal gekommen. Neben „Amen“ ist „Halleluja“ das bekannteste hebräische Fremdwort.

Genau genommen sind es zwei Wörter: „hallelu“ und „Ja“. „Hallelu“ heißt „lobt!“ und „Ja“ ist die Kurzform von „Jahwe“; das ist der alte Gottesnamen „Ich bin“. In unseren Bibel­ausgaben wird „Ja“ beziehungs­weise „Jahwe“ meistens mit „der Herr“ wieder­gegeben. „Halleluja“ ist also die Auf­forderung: „Lobt Jahwe!“ – „Lobt den Herrn!“ Ja, so lädt uns der 150. Psalm ein: „Lobt den Herrn!“ Und so laden uns viele Psalem ein: „Lobt den Herrn!“ Und so möchte ich auch mit dieser Predigt einladen: „Lobt den Herrn!“ Und so lädt unsere Liedertafel Sonntag für Sonntag ein: „Lobt den Herrn!“ Und so laden Orgel­pfeifen, Gitarren­saiten und Blas­instrumente ein: „Lobt den Herrn!“ Und so lädt jeder Gottesdienst ein: „Lobt den Herrn!“

Aber was bedeutet „loben“ eigentlich? Das hebräische Wort „hallelu“ ist eigentlich Lautmalerei und bezeichnet Geräusche, irgendetwas wie „Hall“ oder „lalala“. Aus einer Kette wohl­klingender Geräusche wird dann ein Lied, ein Psalm, eine „Tehilla“, wie es auf hebräisch heißt. Wir merken: Das Wort „Halleluja“ fasst eigentlich den Wochenspruch für Kantate zusammen, jedenfalls die erste Hälfte: „Singet dem Herrn ein neues Lied!“ (Psalm 98,1)

Aber es geht beim Loben natürlich nicht nur um Geräusche und Musik, sondern es geht dabei auch um Inhalte. Wenn wir einen Menschen loben, dann bringen wir damit zum Ausdruck: Das hast du gut gemacht! Ebenso ist das beim Gotteslob. Da freuen wir uns über Gottes Schöpfung und rufen ihm zu: Das hast du gut gemacht! Loben heißt also Komplimente machen, und Komplimente macht man gern denen, die man lieb hat. So ist das auch beim Gotteslob. Wenn wir Gott loben, dann zeigen wir ihm damit unsere Liebe und unsere Wert­schätzung dafür, dass er uns lieb hat. Gott loben bringt unsere Beziehung zu Gott zum Ausdruck und festigt sie dabei zugleich – die ur­sprüngliche ungetrübte Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf. Wenn du nach deinem Lebenssinn fragst und nach dem Lebenssinn deiner Mit­geschöpfe, dann gibt die Bibel eine klare Antwort: Es ist der Sinn unseres Lebens, dass wir zu Gottes Lob leben. Loben ist eigentlich Leben in Aktion – Leben im Einklang mit dem Schöpfer.

Nun will ich aber nicht nur über „Halleluja“ predigen, also über das erste und letzte Wort dieses Psalms, sondern auch über das, was dazwischen steht. Da werden nämlich noch ein paar andere Fragen an­geschnitten.

Die erste Frage lautet: Wen sollen wir loben? Die kürzeste Antwort steckt eigentlich schon im Halleluja drin: „Ja“ sollen wir loben, „Jahwe“, den Herrn, den Schöpfer, den ewigen und allmächtigen Gott. Aus­führlicher heißt es dann: „Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht!“ „Heiligtum“ steht hier für Gottes ewiges Haus, also für den Himmel, die „Feste seiner Macht“. Kein Raumschiff kann diesen Ort erreichen und kein noch so großes Teleskop, aber unser Gotteslob, das dringt dorthin. Gott hört es auf seinem Thron, wenn wir ihn hier auf Erden loben, und er freut sich darüber.

Die zweite Frage lautet: Wie sollen wir den Herrn loben? Da werden allerhand Instrumente genannt, die das gesungene Gotteslob begleiten und bereichern: Posaunen, Psalter, Harfen, Pauken, Flöten und Zimbeln. Posaunen waren ursprünglich keine Musik­instrumente, sondern Signal­instrumente, mit denen die alten Israeliten zusammen­gerufen wurden – unter anderem zum Gottes­dienst. Auch bei uns laden Bläser unüberhörbar laut zum Gotteslob ein. Psalter und Harfen sind Zupf­instrumente, Vorläufer von Laute und Gitarre, mit denen man schon damals den Gesang begleitete. Seit vierzig oder fünfzig Jahren bereichern Gitarren unsere moderne Kirchen­musik. Pauken in der Kirche sind eher die Ausnahme, ebenso wie der Reigen, also der Tanz. Aber im alten Israel hat man mit Handpauken den Takt geschlagen für Gruppentänze zur Ehre Gottes. Später sind aus solchen kirchlichen Reigentänzen ehrwürde Prozessionen geworden. In Afrika, in Amerika und in manchen europäischen Kirchen­gemeinden wird auch heutzutage zur Ehre Gottes getanzt, in die Hände geklatscht und Schlagzeug gespielt. Die Pfeifen stehen für Flötenmusik; wir können sie aber auch auf die Orgel beziehen – immer noch das wichtigste Instrument für die traditio­nelle Kirchen­musik. Das Tüpfelchen auf dem I bildeten in alter Zeit die Zimbeln in ver­schiedenen Größen und Tonlagen: sowohl die kleinen, hell klingenden Zimbeln als auch die größeren, laut tönenden Becken. Wenn uns der 150. Psalm auffordert, all diese Instrumente zum Lob Gottes einzusetzen, dann geht es dabei nicht um die verbindliche Besetzung eines liturgischen Orchesters, sondern dann kommt damit zum Ausdruck: Lobt Gott auf vielfältige Weise, mit ver­schiedenen Instrumenten und mit dem ganzen Körper! Das ist dann ein Sinnbild für den Leib Christi in seiner schönen Vielfalt, also für die Gemeinde mit ihren vielfältig begabten Gliedern.

Die dritte Frage lautet: Wer soll den Herrn loben? Unser Psalm antwortet: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ Alles was atmet, alles was lebt! Nicht nur die Gläubigen, nicht nur alle Menschen, sondern alle Lebewesen sollen ihren Schöpfer loben – ja, sogar alle Geschöpfe, selbst wenn sie keine Lungen haben und atmen.

Die Aufforderung und Einladung zum Gotteslob steht fast immer in der Mehrzahl: Halleluja! Lobt den Herrn! Singt dem Herrn ein neues Lied! Unsere Instrumente, unsere Stimmen und unsere Seelen sollen zusammen­klingen zu Gottes Ehre. Natürlich kann man auch als Einzelner einen Choral singen, eine Flöte spielen oder Tanzschritte machen zur Ehre Gottes, aber richtig schön ist es erst gemeinsam.

Halleluja! Wen sollen wir loben? Gott den Herrn im Himmel! Wie sollen wir loben? Mit Singen, Spielen, Tanzen und unserm ganzen Leben! Und wer soll das tun? Alle Menschen und alle Geschöpfe!

Zwischen dem Start-Halleluja und dem Schluss-Halleluja unseres Psalms wird nun aber noch eine weitere Frage beantwortet, die man vor lauter Begeisterung über das musikalische Gotteslob leich übersehen kann. Es ist die Frage: Wofür sollen wir Gott loben? Also: Was soll der Inhalt unserer Loblieder sein? Die Antwort des 150. Psalms lautet: „Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlich­keit.“ Unser Wochenspruch beantwortet die Frage ebenso, und zwar in seiner zweiten Hälfte: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Gottes Wunder, Gottes herrliche Taten sind das Thema all unserer Loblieder; dafür sollen wir ihn loben.

Und was sind das für Wunder, was sind das für herrliche Taten? Das Alte Testament nennt immer wieder die Schöpfung und Israels Erlösung aus der ägyptischen Knecht­schaft. Aber das Alte Testament weist auch schon voraus und kündigt neue Taten Gottes an, einen neuen Bund. Hören wir noch einmal genau auf den Wochen­spruch: „Singet dem Herrn ein neues Lied“, heißt es da. Damit sind nicht nur neue Melodien, neue Instrumental­begleitungen und neue Text­formulierun­gen gemeint, sondern damit ist vor allem ein neuer Inhalt gemeint: Gottes schafft Neues durch seinen Sohn Jesus Christus; sein Tod und seine Auferstehung sind die Wunder und herrlichen Gottestaten, die dabei im Mittelpunkt stehen. Ja, so soll es sein, wenn wir als christliche Gemeinde Halleluja singen: Wir sollen dann vor allen Dingen von Jesus Christus singen und davon, wie er uns erlöst hat.

Natürlich singen wir auch vom Menschen, von seinen Ängsten und von seinen Nöten, von seiner Sünde und von seiner Sehnsucht, von seinem Leben und von seinem Sterben. Da wird dann allerdings sehr oft ein Klagelied draus. Auch solche Klagelieder dürfen wir singen; Gott hört sie sich geduldig an. Es wäre jedoch falsch, bei diesen Menschen‑ und Klageliedern stehen­zubleiben. Sie können nur die Ouvertüre sein, das Vorspiel zum großen Lobpreis der herrlichen Taten Gottes. Denn allein diesen Taten haben wir es zu verdanken, dass wir erlöst sind, befreit und neu geboren, wieder­geboren zum ewigen Leben. So glauben wir, und so singen wir. Letztlich ist es einfach Glaube in Aktion, wenn wir fröhlich lobsingen und danken: Halleluja! Lobet Gott für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlich­keit! Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Halleluja! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2018.

Autor: Pastor Matthias Krieser

SOLI DEO GLORIA!

PREDIGTKASTEN

►  Startseite

►  Impressum