Unser König

Predigt über Psalm 89,25-28 zum 2. Advent

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Nach den ge­scheiterten alten Koalitions­gesprächen und ungewissen neuen wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir eine neue Bundes­regierung bekommen. So kann es in einer Demokratie gehen, wenn Wahlen kein eindeutiges regierungs­fähiges Ergebnis liefern. Angesichts dieser Hängepartie mag mancher vielleicht denken: Mit einem König oder einem Kaiser hätten wir es leichter; der würde lebenslang regieren, und sein ältester Sohn würde dann sein Thronfolger werden. Die Staatsform der Monarchie kann tatsächlich aus­gezeichnet funktio­nieren, wenn der König weise ist und wenn er es gut mit dem Volk meint. Aber leider lehrt die Geschichte: Es gab viele unfähige Könige an der Spitze der Völker, sogar Tyrannen, und da hat sich die Demokratie als die bessere Staatsform durch­gesetzt. Haben wir also Geduld! Zumal wir wissen, dass größere Macht eben doch in den Händen eines König liegt – nämlich in den Händen Gottes, des Königs aller Könige. Staaten werden immer nur auf Zeit regiert, egal ob eine Legislatur­periode lang oder lebenslang, und Staats­regierungen sind auch immer räumlich begrenzt in ihrer Macht­ausübung. Gottes Macht aber ist unbefristet und unbegrenzt, er regiert ewig über alles. Wir tun gut daran, uns immer wieder ins Bewusstsein zu rufen: Wir sind Bürger zweier Reiche, sowohl Bürger in einem weltlichen Reich als auch Bürger in Gottes Reich.

Die Psalmverse, die wir eben als Predigttext gehört haben, handeln von Gottes Königtum. Gott selbst redet hier. Er spricht vom Davidssohn, von dem verheißenen Nachkommen aus Davids Dynastie. Er spricht von ihm in einer Art und Weise, wie ein alter König von seinem erst­geborenen Sohn und Thronfolger sprechen konnte. Damit macht er klar, dass der verheißene Davidssohn zugleich Gottes Sohn ist. Wir merken: Es handelt sich hier um eine Weissagung auf Jesus hin; deshalb passen diese Worte gut in die Adventszeit. So wie die Adventszeit die Vor­bereitungs­zeit für Weihnachten ist, so ist das Alte Testament die Vorbereitung für das Neue. Jeder von uns kennt ein paar berühmte Weis­sagungen, wie sie zum Beispiel im Heiligabend­gottesdienst zitiert werden: von der Jungfrau, die einen Sohn bekommt und ihn Immanuel nennt; von dem Helden aus dem Stamm Juda, der in Bethlehem geboren wird; auch von dem Nachkommen Evas, der der Schlange den Kopf zertreten, also den Teufel besiegen wird. Aber über das gute Dutzend bekannter Weissagungen hinaus gibt es auch noch ganz viele weniger bekannte im Alten Testament. Auf Schritt und Tritt können wir da Hinweise auf den kommenden König und Erlöser finden. Die Worte aus dem 89. Psalm, die wir hier jetzt bedenken, sind somit nur ein Zeugnis unter vielen anderen. Das kann uns im Glauben stärken: Einerseits merken wir dabei, dass Gott treu ist und Wort hält; andererseits erkennen wir daran, dass dieser Jesus von Nazareth tatsächlich der lang verheißene Erlöser, König und Gottessohn ist, denn mit ihm haben sich diese Weissagungen erfüllt.

Schauen wir uns nun im Einzelnen an, was Gott selbst mit dieser Weissagung schon Jahrhunderte vorher von Jesus offenbart hat und wie dann das Neue Testament die Erfüllung bezeugt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Vater und Sohn; sie gleicht der Beziehung zwischen einem Seniorkönig und einem Juniorkönig.

Der Vater sagt über den Sohn: „Meine Treue und Gnade soll bei ihm sein.“ Das Neue Testament berichtet dann von der Stimme des Vaters, die bei Jesu Taufe erscholl: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matth. 3,17). Das bedeutet: Der Vater steht voll hinter seinem Sohn und dessen Königtum; er hat seine volle Unter­stützung.

Weiter prophezeite er: „Sein Haupt soll erhöht sein in meinem Namen.“ Das Neue Testament bezeugt vom aufer­standenen und gen Himmel gefahrene Jesus: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist“ (Phil. 2,9). Wie der Vater, so trägt auch Jesus den Namen „Herr Zebaoth“, und was in Jesu Namen geschieht, das geschieht in des Vaters Namen. Diese Erhöhung bedeutet, dass Jesus nun die volle göttliche Regierungs­macht innehat; er ist „der Höchste unter den Könige auf Erden“, wie es in der Weissagung dann auch heißt. Darum bezeugt Johannes in der Offenbarung vom Lamm Gottes: „Es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige“ (Offenbarung 17,14). Wir bekennen, dass Jesus sich zur Rechten des Vaters gesetzt hat. Damit ist nichts anderes gemeint als dies: Der himmlische Vater hat seinem eingeborenen Sohn seine göttlichen Regierungs­geschäfte übertragen. Übrigens steht in der neuen Textfassung der Lutherbibel nicht: „Sein Haupt soll erhöht sein“, sondern es heißt wieder so, wie Luther selbst ursprünglich übersetzt hat: „Sein Horn soll erhöht sein“. Das entspricht wörtlich dem hebräischen Psalmtext. „Horn“ steht dabei für Macht und Stärke, denn Alphatiere haben die größten Hörner.

Auch der folgende Satz ist ein pro­phetisches Zeugnis von Christi Macht: „Seine Hand lass ich herrschen über das Meer und seine Rechte über die Ströme.“ Das Wasser ist das Urelement der Schöpfung, wie es am Anfang der Bibel heißt: „Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“ (1. Mose 1,2). Zugleich ist Wasser der Inbegriff des Lebens. Der himmlische Vater hat seinem Sohn also Macht über die ganze Schöpfung gegeben und über alles Leben. Der Sohn seinerseits wird dabei aber nicht stolz, sondern bleibt seinem Vater treu ergeben. Der Vater kann sich auf ihn verlassen und prophezeit deshalb auch von ihm: „Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft.“

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass diese Weissagung wie alle Weissagungen des Alten Testaments unsern Glauben stärkt. Sie zeigen uns, dass Gott und sein Wort treu und verlässlich sind, und sie zeigen uns, dass Jesus wirklich unser von Gott gesandter Erlöser ist. Darüber hinaus können wir aus der Botschaft dieser Weissagung drei Dinge für unser Christen­leben mitnehmen.

Erstens: Wir haben eine dauerhaft gute Regierung – die beste, die man sich denken kann! Als Bürger von Gottes Reich brauchen wir uns nicht um Wahlen, Koalitionen und ständig neue Macht­verhältnisse zu sorgen. Wir wissen: Unser König regiert ewig. Er ist weise und gütig; einen besseren gibt es nicht. Wenn wir das nicht vergessen, dann können wir in den un­vollkommenen und un­beständigen Macht­strukturen dieser Welt einigermaßen gelassen bleiben. Wir brauchen uns dann auch nicht allzusehr aufzuregen, wenn in der Politik mal was schief läuft.

Zweitens: Wer Gott finden möchte, der kommt an Jesus nicht vorbei. Der himmlische Vater hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er seinem eingeborenen Sohn alle Macht und Regierungs­gewalt anvertraut hat. Es ist müßig darüber zu streiten, ob der Gott der Bibel und Allah ein und derselbe sind; Tatsache ist: Ohne den Glauben an Jesus, den Davidssohn und Menschen­sohn, kann niemand Gott richtig kennenlernen und auch nicht selig werden.

Drittens: Das harmonische Verhältnis zwischen Gott Vater und Gott dem Sohn ist Vorbild für unsere Beziehung zu Gott. Was der Vater zu seinem eingeborenen Sohn sagt, dass sagt er zu jedem seiner Kinder, die ihm vertrauen: „Meine Treue und Gnade soll bei ihm sein.“ Dafür hat Jesus uns ja erlöst, dass wir Gottes Kinder sein können. Auch uns will er erhöhen, auch uns will er einst aus dem Tode auferwecken und in sein ewiges Reich führen. Wir aber sollen wie Christus auf den himmlischen Vater hören, uns ihm in aller Treue unterordnen und sprechen: „Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2017.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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