Gegenseitige Freude

Predigt über Zefanja 3,14-20 zum 4. Advent

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Der christliche Glaube äußert sich nicht nur in andächtiger Stille, er äußert sich auch in lautem Jubel. Da lässt es der Bläserchor in einem Fest­gottesdienst so richtig krachen. Da drehe ich meine Anlage lauter, wenn das Eingangs­stück von Bachs Weihnachts­oratorium erschallt: „Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tag!“ Und da fordert uns Gott durch seinen Boten Zefanja auf: „Jauchze, du Tochter Zion! Frohlocke, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem!“ Mit vier ver­schiedenen Vokabeln fordert der Prophet Gottes Volk auf, seine Freude lautstark zum Ausdruck zu bringen, und sagt: Seid laut! Macht Krach! Freut euch! Jubelt! „Jauchzen“ meint eigentlich „Juhu!“ machen; das kann man kaum leise tun. „Frohlocken“ meint eigentlich „fröhlich auf­springen“; da kann man nicht ruhig sitzen bleiben. Wir haben ja auch allen Grund zu lautem Jubel und zu „standing ovations“ für unseren Gott. Wir sollten das nicht halbherzig auf Zimmer­lautstärke tun, sondern „von ganzem Herzen“. Nehmen wir uns ein Beispiel an begeisterten Fans von Sportlern oder Künstlern: wie die denjenigen laut zujubeln, von denen sie begeisert sind! Wir haben noch viel mehr Grund, von unserem Gott begeistert zu sein. Der Prophet Zefanja erklärt uns auch, warum. Vier Dinge sind es, die er insbesondere nennt: Die Strafe ist weg; die Feinde sind weg; die Furcht ist weg; Gott ist da.

Erstens: Die Strafe ist weg. Zefanja verkündigte: „Der Herr hat deine Strafe weg­genommen.“ Und: „Er wird dir vergeben in seiner Liebe.“ Gott hätte allen Grund, uns Menschen dauerhaft böse zu sein und uns spüren zu lassen, dass wir ihn total enttäuscht haben. Die ganze Bibel zeigt uns, wie wir uns eigentlich benehmen sollten: liebevoll, friedlich, vertrauens­voll und ehrerbietig. Und die ganze Welt und unser ganzes Leben zeigen uns, dass wir nicht so sind. Wir haben Gottes Strafe verdient – letztlich den Tod, die dauerhafte Trennung von Gott. Aber Gott hat unsere Strafe weggenommen, denn er hat uns trotz allem lieb. Genauer gesagt: Er hat sie uns abgenommen, er hat sie selbst getragen, stell­vertretend für uns. Er hat es durch seinen eingeborenen Sohn am Kreuz getan. Die Strafe ist weg – wenn das kein Grund zum Jubeln ist!

Zweitens: Die Feinde sind weg. Zefanja verkündigte: „Der Herr hat deine Feinde abgewendet.“ Gott selbst sagt durch Zefanja: „Siehe, ich will mit all denen ein Ende machen, die dich bedrängen.“ Damals, in den Tagen des Propheten, waren es menschliche Feinde gewesen, die Israel das Leben schwer machten, vor allem die Babylonier. Gottes Boten haben keinen Zweifel daran gelassen, dass diese Feinde nur Voll­streckungs­gehilfen für Gottes Strafgericht an seinem abtrünnigen Volk waren. Aber nun nimmt Gott zusammen mit seiner Strafe die Feinde weg, durch die er sie vollstreckt hat. Für uns, das neu­testament­liche Gottesvolk, sind die Feinde der Teufel, alle finsteren Mächte und letztlich der Tod. Zwar merken wir immer noch, dass es sie gibt und dass man ihre Macht nicht unter­schätzen sollte. Aber durch Christus wissen wir, dass sie letztlich keine Macht über uns haben; sie sind ein für alle Mal besiegt durch seine Auferstehung von den Toten. Die Feinde sind weg – wenn das kein Grund zum Jubeln ist!

Drittens: Die Furcht ist weg. Zefanja verkündigte: „Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht sinken!“ Und: „Du musst dich vor keinem Unheil mehr fürchten.“ Das ist eigentlich selbst­verständ­lich: Wenn Gottes Strafe weg ist und wenn die Feinde weg sind, dann gibt es auch keinen Grund zur Furcht mehr. Und dennoch: Wie wir immer noch etwas von der Sünde merken, auch wenn sie längst vergeben ist, so spüren wir auch immer noch Angst, auch wenn wir längst keinen Grund mehr dazu haben. Die Angst ist wie Rauch, der noch eine Zeit lang über einem verloschenen Feuer steht. Das ging den ersten Jüngern ebenso; deshalb hat Jesus ihnen gesagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh. 16,33). Aller Anlass zur Angst aber ist weg – wenn das kein Grund zum Jubeln ist!

Viertens: Gott ist da. Zefanja verkündigte: „Der Herr, der König Israels, ist bei dir… Der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.“ Gott selbst kommt und besucht sein Volk, so haben es die Propheten versprochen und so ist es geschehen. Der da gekommen ist im Namen des Herrn, heißt auch „Immanuel“, auf Deutsch: „Gott mit uns“. Er ist gekommen, um unser Heiland zu werden. Er hat uns erlöst durch seinen Tod und seine Auf­erstehung. Er ist gekommen, um bei uns zu bleiben – ja, er kommt immer wieder neu durch den Heiligen Geist, durch sein Wort und das Heilige Abendmahl. Wir sind umgeben von den Zeichen seiner göttlichen Liebe. Gott ist da – wenn das kein Grund zum Jubeln ist!

Darum jauchzen und frohlocken wir als Erlöste hier in dieser Welt. Aber auch Gott im Himmel jauchzt und frohlockt mit all seinen Engeln. Zefanja verkündigte: „Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein.“ Und Jesus bekräftigte das mit dem Finale seines Gleichnisses vom verlorenen Schaf: „So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut“ (Lukas 15,10).

Wie wunderbar: Wir Menschen freuen uns über Gott, und Gott freut sich über uns Menschen. Dreh‑ und Angelpunkt dieser gegen­seitigen Freude ist der Mensch gewordene Gott, der Menschensohn und Gottessohn Jesus Christus, unser Heiland. Denn er hat das geschafft, was im Himmel und auf Erden Jubel hervorruft: Die Strafe ist weg; die Feinde sind weg; die Furcht ist weg; Gott ist da. Er ist da und will uns nie mehr verlassen, in Ewigkeit nicht. Vielmehr will er uns nach Hause bringen, zu sich in sein herrliches Reich. Auch das hat er durch Zefanja verheißen: „Zur selben Zeit will ich euch heimbringen und euch zur selben Zeit sammeln; denn ich will euch zu Lob und Ehren bringen unter allen Völkern auf Erden.“ Ja, aus allen Völkern wird Jesus, wenn er wiederkommt, die Erlösten heimbringen, von Osten, von Westen, von Norden und von Süden. Dann wird sich der Menschen und der Engel Jubel zu einem einzigen großen Chor vereinen, sehr schön und sehr laut. Darum: „Jauchze, du Tochter Zion! Frohlocke, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem!“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2016.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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