Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
„Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen“, heißt es in einem bekannten Kinderlied, und dann werden die sieben Sachen aufgezählt: „Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl.“ Diese Sachen und noch viel mehr schenkt uns der Vater im Himmel. Heute, am Erntedankfest, wollen wir ihn besonders für solche Gaben loben. Zwei Erntegaben begegnen uns in den beiden Gleichnissen Jesu, die wir eben als Predigttext gehört haben: Mehl und Senf. Wenn wir uns diese Gleichnisse genau anschauen, dann können wir in ihnen aber auch sieben Sachen entdecken, die Gott uns zusammen mit seinen Erntegaben beschert: Nahrung und Abwechslung, Kleidung und Wohnung, Beschäftigung und Belehrung, und schließlich Bewunderung.
Erstens Nahrung. Die Frau im Gleichnis backt Brot. Sie nimmt etwas Sauerteig und vermischt ihn mit Mehl und Wasser. Der Sauerteig erfüllt denselben Zweck wie die Hefe beim Kuchenbacken: Das Brot soll schön locker werden. In biblischen Zeiten war Brot das Hauptnahrungsmittel, und noch heute nennen wir unsere Nahrung zusammengefasst „das tägliche Brot“. Wir freuen uns, dass wir täglich satt werden und keinen Hunger leiden müssen. Das ist keineswegs selbstverständlich, und verdient haben wir es auch nicht von Gott. Darum sagen wir von Herzensgrund: Danke, Gott, für die Nahrung!
Zweitens Abwechslung. Zum Brot können wir Würstchen essen, und zu den Würstchen Senf. Da sind wir bei der Schöpfungsgabe aus dem anderen Gleichnis, den Senfkörnern. Wir würden auch ohne Senf und überhaupt ohne Gewürze satt werden, aber mit Gewürzen ist die Nahrung abwechslungsreicher. Ja, der Schöpfer macht uns nicht nur satt, sondern er erfreut uns auch durch die Vielfalt der Erntegaben. Schaut sie euch an: Was für ein Reichtum an Farben! Was für eine Vielfalt an Formen! Was für eine Bandbreite an Größen – vom Senfkorn bis zum Kürbis! Wie abwechselungsreich ist der Geruch und der Geschmack der verschiedenen Nahrungsmittel und Gerichte! Danke, Gott, für die Abwechslung!
Drittens Kleidung. Was Gott wachsen lässt, dient nicht nur zu unserer Ernährung, sondern auch zu unserer Bekleidung. Schon zu biblischen Zeiten wurden Flachs und Baumwolle geerntet, um daraus warme Kleidungsstücke zu machen. Auch die Wolle der Schafe und indirekt sogar die modernen synthetischen Fasern gehören zu Gottes guten Schöpfungsgaben. Mit unserer Kleidung brauchen wir nicht zu frieren und sehen ordentlich aus. Danke, Gott, für die Kleidung!
Viertens Wohnung. Im Gleichnis vom Senfkorn heißt es, dass der Same zu einem stattlichen Strauch heranwächst, „sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ Aber nicht nur Vögeln bieten Gottes Pflanzen Wohnung, sondern auch uns Menschen. Denken wir nur daran, wie wichtig Holz zum Häuserbauen ist – und schon immer war. Dafür lässt Gott uns die Bäume im Wald wachsen. Manche Häuser werden nur aus Holz gebaut, und unsere Wohnungseinrichtungen bestehen ebenfalls zum größten Teil aus Holz. Auch daran können wir beim Erntedankfest denken und sagen: Danke Gott, für unsere Häuser und Wohungen!
Fünftens Beschäftigung. Wir leben nicht im Schlaraffenland, wo uns die fertig gebackene Pizza auf den Teller fällt – Gott sei Dank nicht! Normalerweise müssen wir etwas tun für unser tägliches Brot, so wie die Frau im Gleichnis vom Sauerteig: Sie nimmt einen großen Krug voll Mehl (nach biblischem Maß einen halben Zentner) und rührt damit einen Brotteig an. Sie muss sich ordentlich anstrengen beim Durchkneten, aber sie tut es mit Freude, weil sie damit ihre Lieben und sich selbst ernähren kann. Auch Adams und Evas Paradies war kein Schlaraffenland, sondern ein Garten, in dem gearbeitet wurde: Adam sollte den Garten Eden ja nach Gottes Willen bebauen. Arbeit gehört zur Lebensfreude dazu, genauso wie das Genießen der Früchte. So hat Gott mit seiner Schöpfungs dafür gesorgt, dass wir uns nicht langweilen müssen. Danke, Gott, für die Beschäftigung!
Sechstens Belehrung. Eigentlich hat Jesus die beiden Geschichten nicht erzählt, damit wir etwas über Senfsträucher und Brotteige lernen. Vielmehr wollte Jesus uns damit etwas über Gottes Reich lehren. Er wollte damit sagen: Die Erlösung des neuen Bundes ist wie ein Sauerteig und wie ein Stück Hefe in der Welt; diese Erlösung will Gottes Reich zu allen Menschen bringen. Und er wollte damit sagen: Die gute Nachricht des Evangeliums ist wie ein kleines Samenkorn, aus dem ein riesiger Baum wächst; die gute Nachricht des Evangeliums wurde dann tatsächlich von vielen Boten in die Welt getragen – erst von den Aposteln, dann auch von anderen. So können Menschen aus allen Völkern in Gottes Reich ein Zuhause finden, ebenso wie die Vögel in den Zweigen des Senftrauchs wohnen können. Auch wir haben in Gottes Reich ein Zuhause gefunden, egal was für komische Vögel wir sein mögen. Zugleich ist uns aufgetragen, die Samenkörner von Gottes Wort weiter auszustreuen, damit sein Reich noch weiter wächst – wie ein Hefeteig! Es ist kein Zufall, dass Jesus überwiegend natürliche Prozesse als Anschauungsmaterial für geistliche Wahrheiten genommen hat. So dienen uns die Zusammenhänge von Saat und Ernte nicht nur leiblich, sondern auch geistlich: Sie können uns lehren, wie Gottes Geist wirkt und wie Gottes Reich wächst. Danke, Gott, für die Belehrung!
Siebentens Bewunderung. Je genauer wir Gottes Wirken in unserer Welt beobachten, desto mehr können wir darüber staunen. So staunen wir über das Wunder des Wachstums bei allen Lebewesen. Wir staunen darüber, dass aus einem winzigen Senfkorn eine riesige Staude wird, immerhin zwei Meter hoch. Wir staunen darüber, dass in jedem Samenkorn bereits der komplette Bauplan für die ausgewachsene Pflanze enthalten ist. Wir staunen über viele andere Zusammenhänge in Gottes Schöpfung, nicht zuletzt auch über den Prozess der Fermentierung, Gärung oder Durchsäuerung: Er beschert uns nicht nur Sauer‑ und Hefeteig, sondern auch Joghurt, Käse und Wein. Am allermeisten aber staunen wir über das, was wir im Bilderbuch der Schöpfung anschaulich vor Augen geführt bekommen: Gottes Gnade durch seinen Sohn Jesus Christus, Gottes Reich und das ewige Leben. Wie groß und vielfältig sind doch Gottes Wunder! Und wie schön ist es, dass wir sie erkennen und bewundern können, dass wir Gott dafür loben und danken können! Ja, danke, Gott, für diese sieben Sachen: Nahrung, Abwechslung, Kleidung, Wohnung, Beschäftigung, Belehrung und Bewunderung. Amen.
PREDIGTKASTEN |