Gott loben, das ist unser Amt

Predigt über Lukas 19,38 zum Sonntag Kantate

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

„Wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden“, verkündigte der Prophet Joel im Namen Gottes (Joel 3,5). Das Neue Testament wiederholt diesen Satz mehrmals und bezieht ihn auf Jesus. Da merken wir: Das „Anrufen“ gehört ganz wesentlich zum christlichen Glauben hinzu. Der christliche Glaube ist nicht irgendeine Welt­anschauung oder Religion, die wir als Privat­angelegen­heit in unserer Herzens­kammer verschlossen halten, und der christliche Glaube erschöpft sich auch nicht im Aktionismus irgendeines Gut­menschen­tums. An Jesus glauben heißt in erster Linie von Jesus alle Hilfe erbitten, ihn loben und in dieser Haltung selig werden. Wie solches Anrufen und Loben geht, finden wir im heutigen Predigttext. Er handelt vom Gotteslob der Jesus-Jünger bei seinem Einzug in Jerusalem. Sie riefen: „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Jesu Jünger lobten ihn gemeinschaft­lich als Gruppe; sie bildeten einen Sprechchor. Ebenso macht es die christliche Kirche in ihren Gottes­diensten bis zum heutigen Tag: Wir rufen den dreieinigen Gott an, bitten ihn um Hilfe mit Kyrie und Hosianna, preisen ihn mit Halleluja und Amen. Sehr oft tun wir das singend.

Das vorbildliche Gotteslob unseres Predigt­textes offenbart fünf Gründe, warum wir den Herrn anrufen und ihn singend loben.

Erstens: Wir loben den Herrn, weil er in unsere Welt gekommen ist. Es heißt: „Gelobt sei, der da kommt.“ Wir haben keinen fernen und unnahbaren Erlöser, sondern einen, der unsere arme menschliche Gestalt annahm und unter uns lebte. Wir haben einen Erlöser, dem nichts Menschliches fremd ist und der sogar unsere Sündenlast auf sich genommen hat. Wir haben einen Erlöser, der nicht nur zu einem kurzen Besuch kam, sondern der bei uns bleibt – auch nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Er ist gekommen, um zu bleiben „alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matth. 28,20). Wir sind nie einsam und verlassen, sondern dürfen wissen, dass Jesus gegenwärtig ist. Darum singen wir: „Hosianna! Davids Sohn / kommt in Zion eingezogen. / Auf, bereitet ihm den Thron, / setzt ihm tausend Ehrenbogen! / Streuet Palmen, machet Bahn, / dass er Einzug halten kann.“

Zweitens: Wir loben den Herrn, weil er unser König ist. Es heißt: „Gelobt sei der König.“ Sein Titel „Messias“ beziehungs­weise „Christus“ ist in erster Linie ein Königstitel. Wir aber sind das Volk, das diesem König zujubelt und ihm seine Reverenz erweist. Wir freuen uns, dass wir unter diesem König in Gottes ewigem Friedens­reich leben dürfen, und wir wollen ihm auch den nötigen Respekt erweisen. Das schließt ein, dass wir uns bemühen, sein Gesetz zu achten und uns entsprechend zu verhalten. Denn, wie gesagt, dies ist der Kern unseres Glaubens: Nicht, dass wir nur etwas über diesen König wissen, sondern dass wir ihn als unsern Herrn anrufen und ehren. Darum singen wir: „Jesus ist kommen, der König der Ehren; / Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt! / Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren; / öffnet ihm Tore und Türen fein bald! / Denkt doch, er will euch die Krone gewähren. / Jesus ist kommen, der König der Ehren.“

Drittens: Wir loben den Herrn als wahren Gott. Es heißt: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ Hinter dem Wort „Herr“ steckt der alte Gottesname „Jahwe“. Dieser Name ist nicht nur Gott dem Vater vorbehalten, sondern der eingeborene Sohn Jesus Christus und auch der Heilige Geist tragen ihn mit demselben Recht. So sind wir nicht nur getauft im Namen des Vaters, sondern auch im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dieser Name ist der höchste Name; in ihm steckt die ganze Kraft des ewigen und allmächtigen Gottes. Es gibt auf der einen Seite nur diesen einen Gott, der sich uns als der dreieinige offenbart hat, und auf der anderen Seite seine Geschöpfe. Von Jesus bezeugt Gottes Wort an vielen Stellen aus­drücklich, dass ihm dieser höchste und göttliche Name „Herr“ beziehungs­weise „Jahwe“ gebührt, zum Beispiel in dem berühmten Christus-Psalm im Philipper­brief: „Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil. 2,9‑11). Da ist es wieder, das Anrufen des Herrn, und wir stimmen ein und singen: „Gott ist Herr, der Herr ist Einer, / und demselben gleichet keiner, / nur der Sohn, der ist ihm gleich; / dessen Stuhl ist un­umstößlich, / dessen Leben un­auflöslich, / dessen Reich ein ewig Reich.“

Viertens: Wir loben den Herrn als Heiland, der Himmel und Erde versöhnt hat. Es heißt: „Friede sei im Himmel!“ Da erinnern wir uns an Weihnachten, an den Lobpreis der Engel auf den Feldern von Bethlehem. Sie sangen so ähnlich: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ (Lukas 2,14). Aber gleich ob es „Friede im Himmel“ oder „Friede auf Erden“ heißt, gemeint ist beide Male dasselbe: Gott hat durch Jesus Frieden gestiftet zwischen dem Himmel und der Erde, zwischen sich und uns sünden­verseuchten Menschen. Jesus hat die Sündenschuld abgetragen, damit sie Himmel und Erde nicht mehr trennt. Nun wissen wir: Der Gottessohn hat uns den Himmel auf die Erde gebracht. Er tut es auch noch heute durch sein Wort und Sakrament, damit wir einmal von der Erde in den Himmel kommen. So geschieht Gottes Wille „im Himmel und auf Erden“, wie wir im Vaterunser bitten. Und wir singen: „Mein Herze geht in Sprüngen / und kann nicht traurig sein, / ist voller Freud und Singen, / sieht lauter Sonnen­schein. / Die Sonne, die mir lachet, / ist mein Herr Jesus Christ; / das, was mich singen machet, / ist, was im Himmel ist.“

Fünftens: Wir loben den Herrn, weil Gottes Ehre unser Lebenszweck ist. Es heißt: „Ehre in der Höhe!“ Das ist das Lebensmotto aller, die den Herrn nicht nur mit den Lippen, sondern mit dem Herzen anrufen. So wie ein herrliches Schmuckstück dem Goldschmied zur Ehre gereicht, der es angefertigt hat, ist es unsere Bestimmung als Gottes Geschöpfe, mit unserm ganzen Dasein den Meister zu loben. Alles andere, was Menschen sonst als Lebenssinn nennen mögen, trifft nicht den Kern der Sache. Unser Lebenssinn lautet schlicht: Wir leben, damit wir loben. Wir tun es nicht zuletzt musikalisch und singen: „Dankt unserm Gott, lobsinget ihm, / rühmt seinen Namen mit lauter Stimmm; / lobsingt und danket allesamt! / Gott loben, das ist unser Amt.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2016.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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