Sie diente Jesus und Jesus diente ihr

Predigt über Matthäus 8,14-17 zu einer Beerdigung

Liebe Trauergemeinde!

Ich habe es noch im Ohr: ihr er­frischendes Lachen nach einem guten Witz, ebenso das Piepen ihres Hörgeräts im Gottes­dienst. Die Erinnerung an dieses Piepen macht uns bewusst, dass unsere liebe Verstorbene zum Kreis der ganz treuen Gottesdienst­besucher und Gemeinde­glieder gehörte.

Ihr ganzes Leben lang hat sie treu gedient – fröhlich, selbst­verständlich und un­aufdring­lich. In ihrem Berufsleben hat sie Arzträume sauber gehalten, im Kreis ihrer Schwestern hat sie ihren Anteil an Hausarbeit übernommen, ihrer Zwillings­schwester war sie nach deren Schlag­angfall eine Pflegerin und unserer evangelisch-lutherischen Kirchen­gemeinde eine Chor­sängerin. Dem Herrn Jesus Christus aber war sie eine Jüngerin, die aus der Taufgnade lebte und ihrem Kon­firmations­versprechen treu blieb. Im Dienst am Herrn Jesus Christus ähnelte sie der Frau, von der unser Bibelwort handelt, der Schwieger­mutter des Petrus nämlich. Von ihr heißt es schlicht und knapp: „Sie diente ihm.“

Erstrangig wichtig in unserem Bibelwort ist freilich nicht, dass sie ihm diente, sondern dass er ihr diente. Wir haben gehört, wie Jesus ins Haus kam und sah, dass die arme Frau sehr krank war; sie hatte hohes Fieber. Und da diente er ihr mit seiner wunderbaren Heilands­gabe: Er heilte sie. Er ergriff ihre Hand, das Fieber verließ sie, und sie konnte sogleich aufstehen.

Auch in dieser Hinsicht können wir die Verstorbene mit der Schwieger­mutter des Petrus vergleichen, denn auch ihr hat der Herr Jesus Christus gedient, und auch sie hatte diesen Dienst nötig. Denn trotz all ihrer positiven Seiten dürfen wir uns nicht darüber hinweg­täuschen, dass sie unter einer tödlichen Krankheit litt – einer Krankheit, der wir alle verfallen sind: die Sünde – das innere Aufbegehren gegen Gott und seinen heiligen Willen. „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“, heißt es im 1. Buch Mose (1. Mose 8,21). Kein menschlicher Arzt kann diese tückische Krankheit behandeln oder heilen, nur Jesus kann es. Und er hat es auch für unsere Verstorbene getan. Er ist am Kreuz gestorben, und ihre Sünde zu sühnen. Er ist von den Toten auf­erstanden, um der Sünden­krankheit den tödlichen Stachel abzubrechen. Er hat unsere Verstorbene mit dem Wasser der Taufe rein­gewaschen. Er hat sie danach immer wieder mit seinem Wort gespeist sowie auch mit dem Heiligen Abendmahl. So hat er ihr gedient, so hat er ihr geholfen. In unserm Bibelwort heißt es, dass Jesus die kranke Frau bei ihrer Hand ergriff. So hat Jesus es auch mit der Verstorbenen gemacht: Er hat in der heiligen Taufe ihre Hand genommen und sie dann nicht mehr losgelassen. An dieser Gnadenhand hat er sie durchs Leben geführt. Sie hat das gewusst, denn gern hat sie gesungen: „So nimm denn meine Hände und führe mich.“

Aber nun ist sie ja trotzdem gestorben. Waren die Gebrechen eines alten Körpers am Ende stärker als Jesu Hand? Hat die Sünden­krankheit letztlich den Sieg behalten? Nein. Denn was Jesus für die Schwieger­mutter des Petrus getan hat, das ist ein Zeichen dafür, was er für alle tut, die an ihn glauben: Er nimmt sie bei der Hand heilt sie und richtet sie auf – endgültig. „Sie stand auf“, heißt es beim Evangelisten Matthäus. Es ist dasselbe Wort, das auch die Auferstehung von den Toten bezeichnet. So wird Jesus alle aus dem Tod auferwecken, die sich vertrauens­voll an ihn wenden mit ihren Problemen und Krankheiten, vor allem aber mit ihrer Sünden­krankheit. Darum heißt es auch von den vielen Kranken, die am selben Abend zu Jesus gebracht wurden: „Er machte alle gesund, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht: Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheit hat er getragen.“ Auch die Schwachheit und Krankheit unserer Verstorbenen hat Jesus am Kreuz auf sich genommen und getragen, und darum wird er auch sie auferwecken zum ewigen Leben. Ja, das ist das Wichtigste, was hier am Tag ihrer Bestattung zu sagen ist: Jesus diente ihr.

Ihr er­frischendes Lachen und das Piepen ihres Hörgeräts im Gottesdienst werden wir vermissen; sie wird uns fehlen in unserer Kirche. Dafür wird sie aber künftig den himmlischen Gottesdienst mitfeiern und sich dort ganz ohne Hörgerät am Gesang der Engel erfreuen. Ja, sie wird mit ihrer Stimme in den himmlischen Chor einstimmen zu einem ewigen Gotteslob. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2016.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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