Gottes Gericht ist wie Fische-Sortieren

Predigt über Matthäus 13,47-52 zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Jeden Sonntag bekennen wir es im Glaubens­bekenntnis: Jesus wird wiederkommen und dann alle Menschen richten. Das ist ganz klar, dieses Wissen gehört zum Grundbestand des christlichen Glaubens. Jesus selbst hat das mehrmals deutlich gesagt und mit Gleichnissen bekräftigt. Eines dieser Gleichnisse haben wir eben gehört: das Gleichnis vom Fischnetz.

Jesus sagt zu seinen Jüngern: Mit dem Himmelreich ist das so wie mit einem Fischnetz. Man wirft es vom Boot aus in den See, und dann werden damit alle möglichen Wassertiere gefangen. Ist das klar? Seine Jünger antworten: Natürlich! Eine Reihe von ihnen sind Profi-Fischer; die wissen ganz genau, wie das geht. Jesus fährt fort: Wenn das Netz voll ist, wird es an den Strand gebracht, und dann muss sortiert werden. Die Fischer holen dabei einen Fisch nach dem anderen aus dem Netz und werfen ihn je nach Sorte entweder in ein Gefäß oder auf den Abfall­haufen. Die guten Fische kommen in Gefäße, damit man sie essen oder verkaufen kann, aber die schlechten werden weggeworfen und dann verbrannt. Habt ihr das verstanden? Die Jünger antworten: Klar doch, so machen wir das ja immer. Wir kennen die Fische ganz genau und wissen, welche genießbar sind und welche nicht. Und damit die Fische auf dem Abfallhaufen nicht stinkend verwesen, verbrennen wir sie zusammen mit anderen Abfällen. Jesus sagt: Ebenso wird das am Ende der Welt sein, am Jüngsten Tag. Da wird dann Gott die Engel beauftragen, alle Menschen zu sortieren. Die Guten kommen dann zu Gott in den Himmel, die Bösen werden in die Hölle geworfen. Habt ihr das kapiert? Und wieder antworten die Jünger: Ja, natürlich, ist doch ganz klar.

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, Jesus droht hier nicht, und er lässt auch keine Moralpredigt vom Stapel, sondern er sagt mit diesem Gleichnis ganz schlicht, wie es sein wird am Ende der Welt. Er redet nicht um den heißen Brei herum, er verschleiert nichts, er beschönigt nichts, er sagt nur, was uns erwartet. Jesus erklärt am Beispiel vom Fischnetz ganz einfach, was am Jüngsten Tag passieren wird und worum es in Gottes Gericht geht. Es handelt sich nicht um ein Gerichts­verfahren mit Beweis­aufnahme und Verhandlung, sondern es geht schlicht um ein göttliches Sortieren: Die Guten kommen zu Gott in den Himmel, die Bösen werden zusammen mit dem Teufel in der Hölle bestraft. Das leuchtet ein, das kann jeder verstehen, und die meisten Religionen lehren Ent­sprechendes. Bis heute hat Gott diesen seinen Plan fürs Weltende auch nicht geändert: Am Jüngsten Tag geht es ans große Sortieren. Diese Wahrheit gilt unverändert noch heute, auch wenn manche Theologen sich scheuen, das klar aus­zusprechen, und stattdessen lieber Kommentare zum politischen Zeitgeschen abgeben. Es ändert sich auch dadurch nichts, dass viele Leute den Gedanken des Jüngsten Gerichts für zu hart halten und sich lieber mit der Illusion trösten, Gott werde am Ende nicht so sein und ohne Ausnahme alle Fische aus dem Netz in seine Gefäße tun. Täuschen wir uns nicht: Das große Sortieren am Ende der Welt wird kommen, die ganze Bibel und Jesus selbst bezeugen es un­missverständ­lich. Jesus fragt: „Habt ihr das alles verstanden?“ Die Jünger antworten: „Ja.“ Auch wir sollten nicht so tun, als wäre das schwer und unverständ­lich, sondern sollten unserm Herrn antworten: Ja, klar doch, genauso wird es sein.

Damit ist das Gespräch nicht zu Ende, denn Jesus fügt noch einen wichtigen Satz hinzu. Er sagt: „Darum gleicht jeder Schrift­gelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ Mit den „Schrift­gelehrten“ meint er hier alle, die mit den Schriften des Alten Testaments vertraut sind, also mit der damaligen Bibel. Und mit den „Jüngern des Himmel­reichs“ meint er alle, die sich von Jesus in die Nachfolge rufen lassen, um mit ihm zum Himmelreich zu finden. Mit einem „Schrift­gelehrten, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist“ meint Jesus also einen Christen, der Gottes Gesetz und die frohe Botschaft von Jesus im Alten und im Neuen Testament der Bibel findet. Ein solcher Mensch nimmt Gottes Willen des alten Bundes mit Israel ganz ernst, aber er bleibt nicht dabei stehen, sondern lässt sich durch Jesus zur Freiheit der Gotteskinder weiter­führen. Das meint Jesus mit dem Satz: „Darum gleicht jeder Schrift­gelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“

Wie hängt das jetzt aber mit dem Fischnetz zusammen und mit dem großen Sortieren am Jüngsten Tag? Diese Frage lässt sich ebenfalls klar und einfach beantworten. Die Fischer, die am Strand Fische sortieren, brauchen irgendeinen Maßstab dafür. Sie müssen beurteilen können, welche Fische gut sind und welche ungenießbar. Ebenso hat Gott für sein endgültiges Gericht einen klaren Maßstab. Dieser Maßbstab besteht allerdings aus zwei Teilen, einem alten und einem neuen – entsprechend dem alten und dem neuen Bund, entsprechend dem Alten und dem Neuen Testament. Der Maßstab des alten Bundes ist sein Gesetz, im Wesentlichen die Zehn Gebote. Wer sie tadellos erfüllt, ist gut und kommt in den Himmel, wer aber auch nur an einem schuldig wird, ist in Gottes Augen ungenießbar. Gott ist ja heilig und vollkommen, und so sollen auch diejenigen Menschen sein, die ihm in der Ewigkeit Gesellschaft leisten. Nach diesem Maßstab würden am Jüngsten Tag Gottes Gefäße allerdings leer bleiben, und alle Fische müssten auf den Abfallhaufen wandern. Das will Gott nicht. Darum ist Gott nicht beim alten Maßstab des Gesetzes stehen­geblieben, sondern hat den neuen Maßstab des Evangeliums eingeführt. Er hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Schuld der Menschen auf sich zu nehmen und sie damit vom Fluch des Gesetzes zu erlösen. Nach dem Maßstab des neuen Bundes sieht Gott nicht mehr die Frömmigkeits­leistung eines Menschen an, sondern nur seinen Glauben – sein Vertrauen in Jesus und dessen Erlösungs­tat. Das ist fortan der neue Maßstab, nach dem Gott am Jüngsten Tag die Menschen sortieren wird. Jesus hat nach seiner Auferstehung gelehrt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Ja, das ist klar und verständ­lich. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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