Was tun bei Wohlstand?

Predigt über 5. Mose 8,7-18 zum Erntedankfest

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Viele tausend Menschen sind auf der Flucht. Sie kommen aus Ländern, in denen es ihnen schlecht ging. Sie sind unterwegs in Länder, wo es ihnen gut gehen wird – so hoffen sie. Sie gleichen damit den Israeliten zur Zeit des Mose. Die waren auf der Flucht aus der Sklaverei in Ägypten, wo es ihnen schlecht ging. Und sie waren unterwegs in ein Land, wo es ihnen gut gehen sollte – so hatte Gott ihnen versprochen. Auch unser Bibel­abschnitt enthält dieses Versprechen. Da sagt Mose den Israeliten im Namen des Herrn voraus, was sie im verheißenen Land alles reichlich haben werden: frisches Wasser, Weizen, Gerste, Weintrauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven, Honig, Viehherden, Kupfer, Silber und Gold.

Auch uns hat Gott viel Wohlstand geschenkt in unserem Land. Selbst wenn mancher jammert und sich arm fühlt: Alle, die wir hier sesshaft sind, sind reich im Vergleich zu den Tausenden, die auf der Flucht sind. Und wie Mose damals den zukünftigen Wohlstand Israels aufgezählt hat, so können auch wir benennen, womit Gott uns heute reichlich beschenkt.

Ein Christ, der Mangel leidet, weiß, was er tun muss: Er betet – er bittet Gott um Hilfe. Aber ein Christ, der im Wohlstand lebt, vergisst oft, was er seinerseits zu tun hat: Er soll Gott danken. Mose sagte: „Wenn du satt geworden bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.“ Wie gut, dass es das Ernte­dankfest gibt! Da werden wir wenigstens einmal im Jahr daran erinnert, was bei Wohlstand zu tun ist: Gott loben und danken.

Christlicher Dank erschöpft sich nicht im Singen und Beten. In unserem Bibel­abschnitt erfahren wir, was noch alles dazu gehört. Mose hat es zusammen­gefasst mit dem Satz: „Hüte dich davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen!“ Danken und Denken sind sich nur nur sprachlich sehr ähnlich, sondern auch inhaltlich. Danken bedeutet: Wir sollen Gott nicht vergessen, sondern an ihn denken. Und wer dankbar wahrnimmt, was er alles Gutes hat, der soll im Zusammenhang damit an Dreierlei denken.

Erstens sollen wir daran denken, wer uns unseren Wohlstand geschenkt hat. Vielleicht sagt ihr: Das weiß doch jeder, dass das alles von Gott kommt. So ist es aber nicht. Viele Zeitgenossen meinen nämlich, sie hätten sich das selbst erarbeitet, und mancher leitet davon das Recht ab, ein besonders großes Stück vom Kuchen ab­zugekommen. Dieser Irrtum ist keinesweg neu; schon Mose hat davor gewarnt und gesagt: „Du könntest sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen. Aber gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen.“

Zweitens sollen wir daran denken, was uns Gott über unseren irdischen Reichtum hinaus schenkt. Mose erinnerte die Israeliten an Gottes Erlösung: Gott hatte sie aus der Sklaverei böser Mächte befreit und versorgte sie in der Wüste mit Manna, also mit Nahrung vom Himmel. Im Volk des neuen Bundes entspricht das dem Evangelium von Jesus Christus. Jesus ist unser Manna, unser Brot vom Himmel, denn er ist das wahre Lebensbrot, er hat uns aus der Sklaverei des Teufels befreit. Wenn wir sein Wort hören und sein heiliges Mahl zu uns nehmen, dann werden wir im Glauben gestärkt für das ewige Leben. Unser äußerlicher Wohlstand ist Gottes zeitlicher Segen, den er uns schon morgen wieder nehmen kann, aber das ewige Leben ist seine un­verlierbare Gabe an alle, die ihm vertrauen. So denken wir auch am Ernte­dankfest über den Erntesegen hinaus an die tausendmal wertvolleren himmlischen Gaben, die Gott uns durch seinen eingeborenen Sohn schenkt.

Drittens sollen wir daran denken, was Gott uns aufträgt. Es wäre nicht recht, Gott für all seine irdischen und himmlischen Gaben zu danken, dann aber seine Gebote in den Wind zu schlagen. Das wäre ein schlechter Dank, und das wäre zugleich eine Misstrauens­erklärung an ihn. Darum mahnte Mose die Israeliten: „Hüte dich davor, dass du seine Gebote und sein Gesetze und Rechte nicht hältst.“ So wollen auch wir uns immer wieder an die Zehn Gebote erinnern, besonders aber an das Liebesgebot, dass wir Gott mehr als alles andere lieben sollen und unseren Nächsten wie uns selbst. Darum gehört das Thema Abgeben untrennbar zum Ernte­dankfest dazu.

Liebe Brüder und Schwestern in Christus: Gott meint es gut mit uns; wir leben im Wohlstand; er beschenkt uns reichlich. Lasst uns ihm dafür danken und dabei drei Dinge nicht vergessen: erstens, dass wir alles ihm zu verdanken haben; zweitens, dass er uns über die irdischen Gaben hinaus die viel wertvolleren himmlischen Gaben schenkt; drittens, dass wir seine Gebote und Weisungen nicht übersehen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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