Gott loben im Blick auf Vergangenheit und Zukunft

Predigt über Psalm 103,1-5.22 zu einer Kirchenversammlung

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Die Vergangen­heit ist vergangen; wir können sie nicht wieder zum Leben erwecken, nur erinnern können wir uns an sie. Die Zukunft kommt erst noch auf uns zu; wir können sie nicht gestalten, nur vorbereiten können wir uns auf sie. Was uns bleibt, ist das Hier und Heute, die Gegenwart, die Nahtstelle von Vergangen­heit und Zukunft. Sie können wir nutzen, sie können wir gestalten. Und das Beste und Schönste, was wir mit unserer Gegenwart anfangen können, ist Gott loben mit Herzen, Mund und Händen: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!“

Genau darum geht es in dem wunder­schönen 103. Psalms: Gott loben an der Nahtstelle von Vergangen­heit und Zukunft! Eingerahmt vom Gotteslob, können wir diese Nahtstelle im dritten Vers erkennen: „Der dir alle deine Sünde vergibt – und heilet alle deine Gebrechen.“

Wir blicken zurück auf unsere Vergangen­heit, und was sehen wir da? Menschlich betrachtet sehen wir da viel Sünde: all unsere Fehler und Versäum­nisse, die wir nicht rückgängig machen können. Aber göttlich betrachtet sehen wir da viel Gutes, viel Segen, viel Gnade, und dafür können wir sehr dankbar sein. „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“, heißt es kurz vorher im Rückblick auf Gottes Gnade. Was hat er uns denn Gutes getan? Am meisten hat er uns Gutes getan durch seinen eingeborenen Sohn, der am Kreuz unsere Sündenlast getragen hat. Seine „süße Wundertat“ in der Vergangen­heit macht, dass die bitterste Folge unserer bösen Vergangen­heit getilgt ist: unsere Schuld, die uns andernfalls endgültig von Gott trennen würde. Nun aber können wir erleichtert zurück­blicken und bekennen: „Der dir alle deine Sünde vergibt.“

Wir blicken auch voraus in die Zukunft, und was sehen wir da? Gern würden wir Gutes sehen, Fortschritt, Erfolg, oder wenigstens Besserung. Aber menschlich betrachtet haben wir nicht viel Anlass zu solchem Optimismus. Jeder, der seine Lebensmitte über­schritten hat, weiß, dass für ihn persönlich die Leiden und Gebrechen des Alters zunehmen werden. Und jeder weiß auch, dass am Ende seiner Lebensreise das Sterben auf ihn wartet. Was die Christenheit in unserem Land und auch unsere eigene Kirche anbetrifft, so nehmen wir starke Erosions­erscheinun­gen wahr, und nach menschlichem Ermessen wird das auch in der näheren Zukunft so bleiben. Was das Schicksal der Welt anbetrifft, so bewahrheitet sich, was Christus vorausgesagt hat: Kriege, Erdbeben und Hunger sind aufgetreten und treten immer wieder neu auf. Nicht nur auf uns persönlich kommen Gebrechen zu, sondern auch auf die ganze Welt. Göttlich betrachtet sieht die Zukunft freilich ganz anders aus: „…und heilet alle deine Gebrechen,“, heißt es. Wir sollen wieder jung und stark werden wie Adler, die sich hoch in die Lüfte schwingen. Und wir sollen gekrönt werden mit Gottes Gnade und Barmherzig­keit, so wie Sieger gekrönt werden. Es ist nicht schwer, diese Aussagen zu deuten: Hier redet der Psalm von unserer zukünftigen Herrlichkeit in Gottes Reich, hier redet er von der Krone des ewigen Lebens. Hier verheißt uns Gott die herrliche Zukunft der Gottes­kinder, die über alle Gebrechen triumphieren wird. Dann wird Gott all unsere Tränen abwischen. Wir bereiten uns recht darauf vor, wenn wir dieser Zukunft getrost und fröhlich entgegen­gehen. Wir haben es gut, weil wir wissen, was letztlich auf uns zukommt, oder besser, wer letztlich auf uns zukommt: unser Heiland Jesus Christus in Herrlich­keit.

Darum lasst uns uns Gott jetzt loben, in der Gegenwart, an der Nahtstelle von Vergangen­heit und Zukunft – seiner Vergangen­heit und seiner Zukunft: „Lobe den Herrn meine Seele, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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