Simons Glaubenskurs

Predigt über Apostelgeschichte 10,34‑43 zum Ostermontag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In vielen Kirchen­gemeinden finden Glaubens­kurse statt. Interes­sierte können sich dabei un­verbind­lich über den christ­lichen Glauben infor­mieren. Tauf­bewerber und Kon­firmanden können sich mit solchen Kursen auf Taufe und Kon­firmation vor­bereiten. Langjährige Christen können damit ihre Kenntnisse auffrischen und ergänzen. Glaubens­kurse gibt es schon, solange die Kirche besteht, auch wenn sie nicht immer so genannt wurden. Bereits zu biblischen Zeiten gab es Glaubenskurse, zur Zeit der Apostel. Unser Predigttext ist ein ganz kurzer Glaubens­kurs des Apostels Simon Petrus – man könnte sagen: ein Glaubens-Crash-Kurs. Mit ihm hat Petrus einen Mann namens Kornelius und dessen Familie auf die Taufe vor­bereitet. Die Auf­erstehung unseres Herrn Jesus Christus nimmt darin einen zentralen Platz ein – wie es sich für jeden guten Glaubens­kurs gehört. Darum passt es gut zu Ostern, wenn wir uns jetzt mit Simons Glaubens­kurs die Grundlagen unseres Christsein auffrischen lassen. Lasst uns das mit sieben Mini-Lektionen tun.

Lektion 1: Jesus ist für alle da. Simon sagt: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht.“ Simon selbst und die Juden­christen mussten das erst mühsam lernen: Nicht nur Israel ist Gottes Volk, sondern auch die anderen Völker. Gott hat Jesus für alle geschickt: für Jung und Alt, für Männer und Frauen, für Schwarze und Weiße, für Spaßige und Ernste, für Kluge und Ein­fältige… Schwierig ist allerdings der Zusatz: „In jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.“ Wer tut denn recht, wer macht keine Fehler? Und wer fürchtet denn Gott, wer nimmt ihn wichtiger als alles andere? Von Natur aus niemand. Das Augsburger Bekenntnis, unsere wichtigste lutherische Bekennt­nis­schrift, stellt im zweiten Artikel von allen Menschen nüchtern fest: „Sie haben von Mutterleib an keine Gottes­furcht und kein Gott­vertrauen, nur böse Neigungen.“ Aber gerade dafür ist Jesus gekommen, dass das anders wird. Alle Menschen sind Sünder und brauchen einen Heiland, darum ist Jesus für alle da. Soweit die erste Lektion.

Lektion 2: Jesus bringt Frieden. Simon sagt: „Er hat das Wort vom Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus.“ Gott hat „das Wort“ gesandt – dieser Begriff ist ganz wichtig. „Das Wort“ ist nämlich einer von vielen Namen, die Jesus trägt. Der Apostel Johannes bezeugt in seinem Evangelium: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh. 1,14). Mit Gottes Sohn nahm Gottes Wort menschliche Gestalt an im Volk Israel, um allen Menschen Frieden zu bringen. „Friede auf Erden!“ sangen die Engel in der Nacht, als Jesus geboren wurde. Jesus, das Fleisch gewordene Wort, ist Gottes Friedens­angebot für alle Sünder. Durch Jesus sagt der himmlische Vater: Ich will euch nicht mehr böse sein, sondern ich will mich mit euch aussöhnen. Ja, das ist Gottes letztes und endgültiges Wort. Jeder, der es hört und glaubt, findet Frieden mit Gott – jetzt und für immer. Denn erstens: Jesus ist für alle da. Und zweitens: Jesus bringt Frieden.

Lektion 3: Jesus ist unser Herr. Simon sagt: „Jesus Christus ist der Herr über alle.“ Weil Jesus Gottes Sohn ist, war er mit von der Partie, als der Schöpfer die Welt machte. Weil er Gottes Sohn ist, ist er allmächtig wie sein himmlischer Vater. Weil er Gottes Sohn ist, hat er Regierungs­gewalt über die ganze Schöpfung und alle Menschen. Er herrscht, und wir sollen uns ihm unter­ordnen. Er regiert, und wir sollen seine Gesetze achten. Aber das braucht uns nicht schwer zu fallen, denn er ist ein lieber Herr. Er will uns nicht unter­drücken oder ärgern, sondern er meint es gut mit uns, mit jedem Einzelnen. Denn erstens: Jesus ist für alle da. Und zweitens: Jesus bringt Frieden. Und drittens: Jesus ist unser Herr; und das heißt auch: Er ist für uns Herr, uns zugute.

Lektion 4: Jesus ist unser Helfer. Nun holt Simon weiter aus und erzählt etwas aus dem Leben von Jesus. Er sagt: „Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und mit Kraft; der ist umher­gezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem.“ Als Jesus etwa dreißig Jahre alt war, hat Johannes der Täufer Jesus getauft, und ab dann hat Jesus gepredigt und den Leuten geholfen. Simon bezeichnet Jesu Taufe hier als „Salbung“. Zur Zeit des Alten Testaments wurden Könige, Priester und Prophet mit einer Salbung für ihr Amt geweiht. Durch diese Salbung kam der Heilige Geist zu ihnen und begleitete ihr Tun. Zur Zeit des Alten Testaments hat Gott auch das Kommen eines besonderen Königs, eines besonderen Priesters und eines besonderen Propheten an­gekündigt. Man nannte ihn „der Gesalbte“, auf Hebräisch „Messias“, auf Griechisch „Christos“. Er sollte den Menschen aus ihrer Not heraus­helfen. Das hat Jesus mit seinem öffent­lichen Wirken nach der Taufe gezeigt: Allen verkündigte er Gottes Hilfe, und allen half er. Denn erstens: Jesus ist für alle da. Zweitens: Jesus bringt Frieden. Drittens: Jesus ist unser Herr. Und viertens: Jesus ist unser Helfer.

Lektion 5: Jesus ist für uns gestorben und auf­erstanden. Simon erzählt weiter: „Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. Den hat Gott auferweckt am dritten Tag.“ Da ist es nun: Das wichtigste Ereignis im Leben Jesu, das wichtigste Ereignis für unseren Glauben, das wichtigste Ereignis der Welt­geschichte. Ostern ist der Dreh- und Angelpunkt – nicht nur für jeden Glaubens­kurs, sondern überhaupt für alles: Jesus war tot und lebt wieder. Jesus hat am Holz des Kreuzes die Strafe für alle Sünden der Welt getragen, und Gott hat mit seiner Auf­erweckung gezeigt, dass er dieses Opfer gelten lässt. Der Tod hat nicht das letzte Wort über Jesus behalten, sondern Jesus lebt wieder – lebt auch heute noch, lebt in unseren Herzen, ist mitten unter uns, auch in diesem Gottesdienst. Und weil Jesus gestorben und wieder auf­erstanden ist, wird der Tod auch über uns nicht das letzte Wort behalten – ebensowenig wie über alle anderen, die an Jesus glauben. Denn erstens: Jesus ist für alle da. Zweitens: Jesus bringt Frieden. Drittens: Jesus ist unser Herr. Viertens: Jesus ist unser Helfer. Und fünftens: Jesus ist für uns gestorben und auf­erstanden.

Lektion 6: Jesus sendet Zeugen aus. Simon sagt: „Gott hat ihn erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auf­erstanden war von den Toten. Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten.“ Simon und viele andere Jünger wurden Augen‑ und Ohrenzeugen des Auf­erstande­nen. Er ist ihnen wirklich begegnet; sie haben sich das nicht ein­gebildet. Er hat sogar mit ihnen gegessen und getrunken. Eine Einbildung macht keinen Brotkorb und keinen Wasserkrug leerer; eine Einbildung knabbert keine Knochen und Gräten ab. Ebenso real wie der Auf­erstandene selbst war auch sein Auftrag an die Jünger, die von daher auch „Apostel“ genannt werden, zu deutsch „Aus­gesandte“: Sie sollten die Botschaft von Jesus in Welt tragen. So ist es dann auch geschehen. Der Heilige Geist hat die Apostel machtvoll begleitet. Ihre Worte sind im Neuen Testament auf­geschrieben worden und wirken bis heute fort. Und noch heute beruf und sendet Gott seine Boten, die das Wort der Apostel überall ausbreiten. Dies ist ihre Botschaft: Erstens, Jesus ist für alle da. Zweitens: Jesus bringt Frieden. Drittens: Jesus ist unser Herr. Viertens: Jesus ist unser Helfer. Fünftens: Jesus ist für uns gestorben und auf­erstanden. Und sechstens: Jesus sendet Zeugen aus.

Lektion 7: Jesus vergibt uns unsere Schuld. Simon sagt: „Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.“ In dieser letzten Lektion geht es darum, wie Gottes Heil in Jesus schließlich bei uns ankommt. Es geht in diesem und in jedem Glaubens­kurs ja nicht nur um irgend­welche interes­santen Fakten, sondern es geht darum, dass Gott zu dir kommen und dir helfen will. Die gute Nachricht lautet: Für die Vergebung deiner Sünden brauchst du nichts zu tun, denn Jesus hat schon alles getan. Jeder, der Jesus vertraut, hat Vergebung der Sünden und ewiges Leben. Damit wir solchen Glauben bekommen und bewahren, schenkt uns Gott seinen Heiligen Geist auf vielfältige Art und Weise. Den Anfang bildet die Taufe; sie ist das Eingangstor zum Glaubens­leben. Mit ihr hat Jesus alle unsere Sünden ab­gewaschen. Wenn wir danach doch wieder sündigen, bestätigt er uns in der Beichte, dass wirklich alles vergeben ist. Auch mit dem Heiligen Abendmahl bestätigt er uns das, und ebenfalls immer dann, wenn wir sein Evangelium hören. Wir merken: Die Vergebung der Sünden erreicht uns in der christ­lichen Gemeinde, denn da hören wir ja normaler­weise Gottes Wort, da feiern wir das Abendmahl, da wird uns die Vergebung der Sünden zu­gesprochen. Ja, hier in der Kirche, hier im Gottes­dienst erreicht uns die Sünden­vergebung und das Heil, das der himmlische Vater der ganzen Welt mit Jesus geschenkt hat. Denn erstens: Jesus ist für alle da. Zweitens: Jesus bringt uns Frieden. Drittens: Jesus ist unser Herr. Viertens: Jesus ist unser Helfer. Fünftens: Jesus ist für uns gestorben und auf­erstanden. Sechstens: Jesus sendet seine Zeugen aus. Und siebentens: Jesus vergibt uns unsere Schuld – damit auch wir einmal aus dem Tod auf­erstehen, wie er auf­erstanden ist, und zur himmlischen Herrlich­keit gelangen, zu der er uns voran­gegangen ist. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2015.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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