Gottes Wort ist zuverlässig und kraftvoll

Predigt über Psalm 33 zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahrs, besonders Vers 4:
„Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In diesem Gottes­dienst sagt oder singt die Gemeinde rund zwanzigmal „amen“. „Amen“ ist hebräisch und bedeutet „zu­verläs­sig“. Wenn wir ein Gebet mit „amen“ schließen, dann bringen wir damit unsere Zuversicht zum Ausdruck, dass Gott uns hört. Aber auch Gott selbst sagt „amen“; in der Bibel kommt dieses Wort rund fünzigmal vor. Gott bekräftigt damit sein Wort wie mit einem Siegel oder mit einer Unter­schrift: Das gilt zu­verläs­sig! Eigentlich tut er es noch viel öfter, denn der ent­sprechende hebräische Wortstamm „aman“ taucht häufig in der Bibel auf. Er liegt auch da zugrunde, wo in unserem Psalmwort das deutsche Wort „gewiss“ steht: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ Wir können auch übersetzen: „…das hält er zu­verläs­sig“, oder: „…das hält er – amen.“

Gottes Wort bezeugt uns aber nicht nur, dass es zuverlässig ist, sondern es beweist uns das auch. Die Bibel enthält nämlich hunderte Prophe­zeiungen, von denen sich die meisten inzwischen erfüllt haben. Vor allem das Kommen von Jesus Christus ist viele Jahr­hunderte zuvor geweissagt worden; dabei haben die Propheten oft erstaun­liche Einzel­heiten voraus­gesehen. Der Prophet Jeremia kündigte an, dass Gott einen neuen Bund auf der Grundlage der Sünden­vergebung schließen wird, und amen, Jesus hat diesen Bund gestiftet mit seinem Tod am Kreuz. Der Prophet Jesaja sagte voraus, dass eine Jungfrau schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen wird, und amen, die Jungfrau Maria hat Jesus geboren. Der Prophet Micha weissagte, dass der Erlöser aus Bethlehem kommen wird, und amen, in Bethlehem wurde Jesus geboren. Jesaja war es dann wieder, der vorher­sagte, dass der Heilige Geist auf dem Davidssohn ruhen wird, und amen, bei seiner Taufe ist Gottes Geist in Gestalt einer Taube erschienen. Jesaja kündigte auch an, dass der Messias in Gleich­nissen reden und Wunder tun wird: Blinde werden sehen, Taube werden hören, Aussätzige werden rein – und amen, so ist es gekommen. Der Prophet Sacharja verhieß, dass Jesus ein friedlicher und armer König ist und dass er auf einem jungen Esel mit Muttertier nach Jerusalem einziehen wird, und amen, genauso ist es geschehen. Weiterhin prophezeite Sacharja, dass der Messias für einen Betrag von dreißig Silber­lingen verraten wird, und amen, eben diese Summe hat Judas Iskariot für seinen Verrat bekommen. Der Dichter des 69. Psalms sah voraus, dass der Messias von vielen zu Unrecht gehasst wird und dass sein Verräter schlimm umkommt, und amen, auch das hat sich erfüllt. Im Alten Testament ist besonders Jesu Tod am Kreuz ausführlich voraus­gesagt worden, das Herzstück unseres Glaubens, und es ist alles ein­getroffen: Amen, er wurde aus­gepeitscht und angespuckt; amen, er ertrug es ohne Widerstand; amen, seine Hände und Füße wurden durchbohrt; amen, seine Kleider wurden verteilt; amen, sein Obergewand wurde verlost; amen, die Schau­lustigen ver­spotteten ihn; amen, er litt entsetz­lichen Durst; amen, man reichte ihm einen Essig­trank; amen, er starb zwischen Ver­brechern; amen, man stach ihm in die Seite; amen, man begrub seinen Leichnam bei Reichen. Aber der erstaun­lichste Beweis für die Zu­verlässig­keit von Gottes Wort findet sich bei Jesaja im 52. und 53. Kapitel: Dort hat der Prophet das Leiden, Sterben und Auferstehen des Messias ausführlich voraus­gesagt – nach­weislich 700 Jahre, bevor es sich erfüllte! Es kann sich bei dieser Prophe­zeiung nicht um einen Zufall handeln, denn nie wäre ein Prediger im alten Israel von sich aus auf die Idee gekommen, dass der gott­gesandte König und Erlöser Israels so schmählich sterben wird. Aber auch den Sinn dieses Sterbens hat Gott durch Jesaja voraus­gesagt: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmer­zen… Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zer­schlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53,5)

Ja, so hat uns Gott seine einzig­artige Gerechtig­keit erwiesen – eine Gerechtig­keit, die mit Liebe und Güte verbunden ist, wie es in unserm Psalm heißt: „Er liebt Gerechtig­keit und Recht; die Erde ist voll der Güte des Herrn.“ Es die Glaubens­gerechtig­keit, die uns von Sünde und Tod errettet. So heißt es gegen Ende des Psalms: „Siehe, des Herrn Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er sie errette vom Tode…“ Der ganze 33. Psalm hat dann noch einen schönen Rahmen aus lauter Gotteslob: „Freuet euch des Herrn ihr Gerechten“, so beginnt er, und: „Unser Herz freut sich seiner“, so heißt es am Ende. Ja, wir wollen uns von Herzen darüber freuen, dass Gott so treu und sein Wort so zuverlässig ist, und darüber hinaus, dass es uns eine über die Maßen frohe Botschaft bringt. „Dein Wort ist wahr und trüget nicht / und hält gewiss, was es verspricht / im Tod und auch im Leben. / Du bist nun mein, / und ich bin dein. / Dir hab ich mich ergeben.“

„Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ Ja, amen, zu­verläs­sig, so ist es: Gott hält, was er verspricht, und so wird uns sein Wort zu einer wunderbaren Ver­gewisse­rung, zu einem wunderbaren Gottes­beweis. Aber Gottes Wort leistet noch mehr. Wenn das Neue Testament darauf hinweist, dass eine Prophe­zeiung aus dem Alten Testament ein­getroffen ist, dann finden wir oft die Rede­wendung: „Das geschah, auf das erfüllt wurde, was geschrieben steht…“ Erfüllen ist mehr als Eintreffen; beim Erfüllen klingt die einzig­artige Bedeutung von Gottes Wort an: Nun hat es seinen vollen Sinn erreicht, nun kommt es an sein Ziel. Wenn Menschen uns etwas versprechen und es halten, dann ist das erfreulich, denn wir merken: Sie haben sich nicht geirrt und sie haben uns auch nicht angelogen; sie sind zu­verlässig. Wenn Gott etwas verspricht und hält, dann kommt dieses Wort an sein Ziel und entfaltet seine volle Wirkung beziehungs­weise seine volle Kraft. Darum heißt es im 33. Psalm von Gottes Wort auch: „Wenn er spricht, so geschieht‘s; wenn er gebietet, so steht‘s da.“

Diese Kraft des göttlichen Wortes hat sich von Anfang an in Gottes Schöpfung erwiesen. Unser Psalm bezeugt: „Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes.“ Wenn die Naturwissenschaften über die Entstehung der Dinge unserer Welt berichten, so sind das ja eigentlich keine Er­klärun­gen, warum alles so entstanden ist, sondern es sind lediglich Be­schreibun­gen, nach welchen Gesetz­mäßigkeiten sich alles entwickelt hat; oder besser: entwickelt haben könnte, denn immer wieder müssen diese Be­schreibun­gen ja korrigert werden. Die Bibel aber beschreibt nicht nur, sondern sie erklärt auch, wer das alles geschaffen hat und wie er es geschaffen hat – der allmächtige Gott nämlich, und zwar durch sein Wort. Er sprach: „Es werde Licht“, und es ward Licht. Und dann immer wieder: Er sprach, und es ward. Gottes Wort erfüllt sich, kommt an sein Zielt, schafft Fakten.

Das gilt auch und besonders für die Weis­sagungen, die auf Jesus Christus zielen, und dann natürlich für das Wort des Evan­geliums, das uns diese Weis­sagungen als erfüllt bezeugt. Paulus nennt diese herrliche Botschaft eine „Kraft“, auf griechisch eine „dynamis“, gewisser­maßen göttliches „Dynamit“ (Römer 1,16). Es wirkte nicht nur in Jesu Erdentagen, sondern es wirkte weiter durch das Zeugnis der Apostel. Es wirkt bis heute durch die Bibel und durch die Ver­kündigung der christ­lichen Kirche (sofern sie sich an die Bibel und das Zeugnis der Apostel hält). Das Wort wirkt auch hier und heute im Gottes­dienst. Wenn Gott dir auf den Kopf zuspricht: „Dir sind deine Sünden vergeben“, dann kannst du dich darauf verlassen, dass sie wirklich vergeben sind – amen, zu­verlässig. Und wenn gleich bei der Abend­mahls­feier Christi Worte hörbar werden: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut, für euch gegeben, für euch vergossen zur Vergebung der Sünden“, dann kannst du dich darauf verlassen, dass du mit Brot und Wein auch wirklich den Leib und das Blut Christi empfängst, und damit den ganzen Reichtum von Gottes Gerechtig­keit und Güte – amen, zu­verläs­sig. Und wenn dir am Schluss des Gottes­dienstes mit dem Segen der Friede des Herrn zu­gesprochen wird, dann darfst du gewiss sein, dass, soviel an Gott liegt, nichts zwischen ihm und dir steht – amen, zu­verläs­sig. Denn Gottes Wort hat nicht nur Recht, sondern Gottes Wort schafft das Recht, das es verkündet: nämlich die Gerechtig­keit des Sünders durch Christus. Am besten kann man Gottes Wort mit dem Urteils­spruch eines Richters ver­gleichen: Auch dieses Richterwort hat Kraft – nämlich die Kraft, einen Menschen von Schuld frei­zusprechen oder ins Gefängnis zu bringen oder in manchen Ländern und unter bestimmten Umständen sogar zum Tode zu ver­urteilen. Das Wort des Evangeliums von Jesus Christus ist Gottes endgültiger Richter­spruch für alle, die an Jesus glauben: Es hebt das Todesurteil auf, das uns von Rechts wegen treffen müsste, und befreit uns zum ewigen Leben.

„Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“ Sein Wort bezeugt, beweist und bewirkt Gottes Treue an uns: Gott ist amen und zu­verläs­sig. Unsere Antwort aber ist der Glaube, der mit dem Schluss des 33. Psalms spricht: „Unsere Seele harrt auf den Herrn; er ist uns Hilfe und Schild. Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen. Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen.“ Zu­verläs­sig, amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2014.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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