Gottes Herztransplantation

Predigt über Hesekiel 11,19 zum 8. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Die Welt ist voll von wunderbaren Gaben Gottes. Auch unser Körper ist so ein göttliches Geschenk mit all seinen Gliedern und Organen. Nehmen wir zum Beispiel das Herz: Es ist eine geniale Pumpe, die das Blut im ganzen Leib kreisen lässt. Das Herz eines Menschen beginnt lange vor seiner Geburt zu schlagen; bereits am 25. Tag der Schwanger­schaft funktio­niert es und hört erst auf dem Totenbett wieder auf. Ohne Pause und ohne Wartung läuft diese Pumpe un­unterbro­chen, bis zu hundert Jahre lang. Dabei ist sie so leistungs­stark, dass sie an einem einzigen Tag einen ganzen Tanklaster befüllen könnte. Normaler­weise machen wir uns über unser Herz keine Gedanken, sondern nehmen seinen treuen Dienst als selbst­verständ­lich hin. Nur wenn es mal nicht so funktio­niert, wie wir es gern hätten, dann merken wir, was für ein kostbares Geschenk uns Gott da eigentlich gemacht hat.

Es gibt aber nicht nur Herzen aus Fleisch, es gibt auch andere Herzen. Zum Beispiel gibt es Herzen aus Stein. Wer auf einem Friedhof spazieren­geht und die Gräber betrachtet, der wird immer mal wieder so ein steinernes Herz entdecken, einen Grabstein in Herzform. Natürlich ist so ein Herz aus Stein kein richtiges Herz, kein lebendiges Herz, sondern nur ein Symbol, eine Atrappe. Dasselbe gilt für Lebkuchen­herzen, Luftballon­herzen und die unzähligen gemalten Herzen Verliebter: Es handelt sich nicht um lebendige Herzen, wie nur Gott sie machen kann, sondern um tote Herz-Nach­bildungen. Aus diesem Grund verwendet die Bibel den Begriff „steinernes Herz“ für den Tod, den Begriff „fleischer­nes Herz“ aber für das Leben.

Ja, das Herz steht symbolisch für das ganze menschliche Leben – so haben wir es mit unserem Reden und Denken aus der Bibel übernommen. Das Herz schlägt mitten im Leib und versorgt über den Blut­kreislauf den ganzen Körper mit allen lebens­notwendigen Dingen. Das Herz ist sozusagen das menschliche Zentral-Organ. Sein Rhythmus gibt den Takt für unser Leben an: Im Schlaf schlägt es langsam, bei Anstrengung oder Aufregung schnell. So steht das Teil für das Ganze, das einzelne Organ für den ganzen Menschen, auch und besonders für sein Denken und Fühlen. Wenn das Herz schwer wird, dann ist der ganze Mensch traurig, und wenn das Herz lacht, dann ist der ganze Mensch froh.

Wenn wir nun fest­gestellt haben, dass das Herz eine wunderbare Gabe Gottes ist, dann können wir auch diese Erkenntnis auf den ganzen Menschen übertragen und auf sein ganzes Leben. Freilich ist diese Gabe beschädigt und verdunkelt durch die Sünde, wie es schon am Anfang der Bibel heißt: „Das Dichten und Trachten des mensch­lichen Herzens ist böse von Jugend auf“ (1. Mose 8,21). Aber da kündigt Gott noch ein Geschenk an: „Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischer­nes Herz geben.“ Das steinerne Herz steht für den Tod – den geistlichen Tod, die Entfremdung von Gott durch die Sünde, und dann auch für den leiblichen Tod, Gottes Strafe. Aber nun hat Gott durch Hesekiel und andere Propheten eine wunderbare Herz­transplan­tation an­gekündigt: „Ich will ihnen ein anderes Herz geben…“ Dieses andere Herz ist ein fleischer­nes Herz, ein wahrhaft lebendiges Herz. Es steht für neues geistliches Leben in herzlicher Gemein­schaft mit dem Schöpfer und dann auch für das ewige Leben über den leiblichen Tod hinaus. Jesus hat bezeugt, dass alle Propheten­worte durch ihn in Erfüllung gehen; das gilt auch für diese Verheißung von Gottes Herz­transplan­tation. Wer durch Taufe und Glaube zu Jesus kommt, dem schenkt Gott dieses neue Herz – das neue, wunderbare, geistliche und ewige Leben. Dafür können wir unserm Schöpfer noch viel mehr danken als für unser leibliches Herz.

Ich habe mal einen Bericht von einem herzkranken Arzt gelesen. Sein Herz funktio­nierte so schlecht, dass er sich für eine Herz­transplan­tation vormerken ließ. Nach längerem Warten kam es zu der Operation. Als er auf der Intensiv­station erwachte, traute er seinen Augen nicht: Der Herz-Monitor zeigte einen wunderbar gleichmäßigen und ruhigen Puls. Er dachte: Das kann doch nicht mein Herz sein; so einen gesunden Herzschlag hatte ich noch nie! Er vermutete, dass man ihm zur Beruhigung das Monitorbild von jemand anders einspielte. Aber nein, das gesunde Signal kam tatsächlich von seinem eigenen neuen Herzen. Er konnte es kaum glauben, aber hatte wieder ein gesundes Herz!

Wie diesem Arzt geht es vielen Christen: Gott hat ihnen ein neues Herz geschenkt, aber sie können es kaum glauben. Deshalb trauen sie diesem neuen Herzen wenig zu und verhalten sich so, als ob sie immer noch ein krankes Herz hätten. Liebe Brüder und Schwestern in Christus: Traut euch, als Leute zu leben, die gesunde Herzen haben! Macht ernst damit, dass ihr geistlich kerngesund seid und ewig leben werdet!

Was bedeutet es, so zu leben? Gott hat es bereits durch die Propheten voraus­gesagt, auch hier durch Hesekiel im Zusammen­hang mit dem Wort, das wir in dieser Predigt bedenken. Es bedeutet zuerst, alle Götzen auf den Mülle zu werfen. Götzen – das sind zum Beispiel steinerne Götzen­bilder, tote Götter, Atrappen. Wer von dem einen lebendigen Gott ein neues Herz bekommen hat, der braucht solche Götzen nicht mehr. Er braucht keine Glaubens­krücken, keinen künstlich erdachten Lebenssinn, keine Selbst­verwirk­lichung, denn er findet die Fülle des Lebens und die Erfüllung seines Menschseins bei dem einen wahren Gott. Mit dem neuen gesunden Herzen zu leben bedeutet sodann, diesen einen wahren Gott als Herrn an­zuerkennen und sich nach seinen Geboten zu richten. Der Gott, der das Herz geschaffen und ein neues Herz geschenkt hat, der weiß gewiss am besten, was für uns gut und richtig ist. Die Hesekiel-Verheißung taucht übrigens im Neuen Testament wieder auf, und da finden wir noch einen dritten Gesichts­punkt. Der Apostel Paulus hat den Christen in Korinth ge­schrieben: „Ihr seid ein Brief Christi…, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen“ (2. Kor. 3,3). Wenn Christen sich trauen, mit ihren neuen lebendigen Herzen zu leben, dann wird das den Menschen um sie herum nicht verborgen bleiben. Ihr getrostes und liebevolles Leben wird dann zu einem „Brief“, zu einer göttlichen Nachricht und Einladung: Lasst auch ihr euch von Gott ein neues Herz schenken und ein neues Leben, das ewige Leben in Gottes Reich!

Christen sind nun keine Inseln, sondern Glieder an dem einen Leib Christi. Und wie jeder einzelne Christ von Gott neues Leben geschenkt bekommen hat, so handelt Gott auch an der christ­lichen Kirche und Gemeinde insgesamt. Gemeinsam sollen wir den einen wahren Gott anbeten, gemeinsam seine Gebote achten und gemeinsam Christi Brief sein für die Welt. Dabei sind wir nicht Sklaven oder Soldaten, die blind und stur irgend­welchen Befehlen gehorchen müssen. Wir sind vielmehr Kinder in Gottes Reich, freie Bürger, die sich je nach Gaben und Lebens-Situationen entfalten können im Rahmen der Ordnung, die der weise und liebevolle König ihnen vorgibt. Das steinerne Herz der Sünder mag sich an Gottes Geboten ärgern und frech darüber hinweg­setzen, das neue fleischerne Herz der Erlösten aber erkennt, wie wunderbar Gott alles geordnet hat und wie reich er uns beschenkt – nicht zuletzt auch mit seinen Geboten und Ordnungen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2014.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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