Ein erstaunlicher Glaube

Predigt über Lukas 7,1‑10 zum 3. Sonntag nach Epiphanias

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Jesus staunte über den heidnischen Hauptmann und seinen Glauben. Er sagte: „Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“ Was war denn so erstaunlich am Glauben des Hauptmanns? Lasst uns dieser Frage auf den Grund gehen, damit wir selbst so glauben lernen!

Erstens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der liebt. Die Liebe ist ja die wichtigste und schönste Frucht des Glaubens. Der Hauptmann hat sicher viele Menschen lieb gehabt. Erstaunlich ist aber, dass es auch von seinem Knecht heißt: „Er war ihm lieb und wert.“ Darum litt der Hauptmann, als es seinem Knecht schlecht ging. Die Liebe drängte ihn, etwas zu unter­nehmen, damit sein Knecht nicht stirbt, sondern wieder gesund wird. Der Hauptmann liebte auch das jüdische Volk. Die Ältesten der Synagogen-Gemeinde bezeugten von ihm: „Er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.“ Auch hier erkennen wir, dass Liebe kein bloßes Gefühl ist, sondern zu hilfreichem und großzügigem Handeln führt. Offen­sicht­lich war der Hauptmann reich und konnte deshalb als Haupt-Sponsor den Bau der Synagoge in Kapernaum fördern. Da merken wir, dass hinter der Liebe zu Israel noch eine andere Liebe steckt: die Liebe zum Gott Israels. Denn warum sonst sollte der Hauptmann für ein Gebäude spenden, in dem man Gott den Herrn anbetet und sein Wort verkündet? So ist nicht nur die Nächsten­liebe eine schöne Glaubens­frucht, sondern auch die Liebe zu Gott. Bitten wir den Herrn, dass auch unser Glaube solche Früchte trägt! Dass wir von Herzen Gott und unsere Mitmenschen lieben! Und bitten wir den Herrn, dass diese Liebe kein bloßes Gefühl bleibt, sondern tätig wird, wenn unsere Hilfe gefragt ist! Man muss dazu kein reicher Sponsor sein; auch das Scherflein der Witwe hat geholfen und ist bei Gott hoch angesehen. Dabei sollte uns Gottes Haus und die Gemeinde ebenso am Herzen liegen wie die Not­leidenden und Kranken. Ja, auch unser Glaube sei ein Glaube, der liebt.

Zweitens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der keine Vorurteile kennt. Obwohl der Hauptmann in der gesellschaft­lichen Rangordnung weit über dem Knecht stand, sah er in ihm nicht einfach einen Unter­gebenen, der bloß zu funktio­nieren hatte. Nein, er sah in ihm den Mit­menschen, er nahm sein Ergehen und Leiden aufmerksam wahr. Und auch gegenüber Ausländern hatte der Hauptmann keine Vorurteile. Obwohl er selbst kein Jude war, so liebte er doch das Volk, in dessen Mitte er als Fremder wohnte. Und weil er erkannt hatte, dass der Gott Israels der eine wahre Gott ist, scheute er sich nicht, diesen Gott zu suchen. Bitten wir den Herrn, dass auch unser Glaube und unsere Liebe frei von Vorurteilen ist! Wenn wir uns zu dem einen Schöpfer aller Menschen bekennen und sein Wort ernst nehmen, dann dürfen Unter­schiede in der ge­sellschaft­lichen Rangordnung und in der Herkunft keine große Rolle spielen. Sehen wir immer in erster Linie den Mitmenschen mit seinen Bedürf­nissen, dann erst den Obdachlosen oder die Verkäuferin oder den Migranten. So sei auch unser Glaube ein Glaube, der keine Vorurteile kennt.

Drittens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der auf Jesus achtet. Es heißt von ihm: „Als er von Jesus hörte, sandte er die Ältesten der Juden zu ihm…“ Er hörte, dass da ein Rabbi namens Jesus von Nazareth durchs Land zieht und viele Menschen gesund macht. Diese Nachricht ließ er nicht gleich­gültig an sich vorbei­rauschen, sondern er nahm sie zum Anlass, mit Jesus in Verbindung zu treten. Der Hauptmann achtete auf das, was man von Jesus sagte, schenkte den Worten Vertrauen und stellte sich mit seinem Verhalten darauf ein. Solcher Glaube ist richtig! Bitten wir den Herrn, dass auch unser Glaube aufmerksam auf Jesus achtet! Bitten wir darum, dass es kein allgemeiner und gleich­gültiger Gottes­glaube ist, sondern ein brennendes Verlangen, mit Jesus in Verbindung zu stehen, sowie ein grenzen­loses Vertrauen, dass er helfen kann! Ja, so sei auch unser Glaube ein Glaube, der auf Jesus achtet.

Viertens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der um die eigene Unwürdig­keit weiß. Der Hauptmann war sich bewusst: Ich als Heide und Sünder bin nicht wert, dem heiligen Herrn Jesus Christus unter die Augen zu treten. Aus diesem Grund schickte er andere vor, die Jesus in seinem Namen baten. Der Hauptmann begründete das so: „Ich habe mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen.“ Er wollte auch nicht, dass Jesus in sein unwürdiges Haus einkehrt, sondern er wollte, dass er nur von ferne das heilende Wort spricht. Dabei war der Hauptmann in den Augen seiner Mitmenschen durchaus würdig. Als die Ältesten der Synagoge Jesus für ihn baten, fügten sie aus­drücklich hinzu: „Er ist es wert.“ Dieses hohe Ansehen bei den Mitmenschen konnte den Hauptmann jedoch nicht darüber hinweg­täuschen, dass er in Gottes Augen gänzlich unwürdig war. Bitten wir den Herrn, dass er auch uns vor Hochmut und ein­gebildeter Würdigkeit bewahre! Egal wie sehr uns die Mitmenschen mögen oder achten, vor Gott müssen wir bekennen, dass wir arme Sünder sind. Wir haben keinen Anspruch auf seine Hilfe, nicht einmal auf seine Nähe. Wenn er dennoch zu uns kommt und uns hilft, so ist das lauter unverdiente Gnade. Viele Menschen in unserer Zeit sind zu stolz, zur Beichte zu gehen, auch viele Christen; und sie meinen, sie können auch ohne Buße selig werden. Die Bibel lehrt etwas anderes: Nur wer seine Un­würdig­keit vor Gott erkennt und bekennt, kann Vergebung empfangen und Gottes Hilfe erfahren. Das Wunderbare aber ist: Gerade wer solch demütigen Glauben hat und seine Un­würdig­keit erkennt, der wird dadurch würdig, Gottes Gnadengaben zum empfangen. Darum sei auch unser Glaube ein Glaube, der um die eigene Un­würdig­keit weiß.

Fünftens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der andere um Hilfe bittet. Der Hauptmann war nicht zu stolz, die Ältesten der Synagogen-Gemeinde um einen Gefallen zu bitten, und er war auch nicht zu stolz, Jesus um Hilfe zu bitten. Dieser Stolz kann sich leicht bei uns ein­schleichen: dass wir meinen, wir müssten alles selber machen, weil kein anderer es besser kann; oder weil wir nicht als unter­würfige Bittsteller dastehen möchten. Dabei geschieht es dann oft, dass wir uns selbst überfordern und nicht erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Am aller­wenigsten können wir bei Gott von uns aus etwas erreichen. Wir können nicht selbst unsere Schuld sühnen, wir brauchen dazu Jesus. Und wir können auch nicht mit eigener Willens­kraft heilig leben, wir brauchen dazu den Heiligen Geist. Lasst uns also stets und für alles Gottes Hilfe erbitten, lasst uns dranbleiben am Gebet! Scheuen wir uns auch nicht, andere Menschen um Hilfe zu bitten, wenn sie uns helfen können! Unser Glaube sei ein Glaube, der andere um Hilfe bittet.

Sechstens war der Glaube des Hauptmanns ein Glaube, der Jesus und seinem Wort alles zutraut. Das ist die Hauptsache in dieser Geschichte: Der Hauptmann hatte bedingungs­loses Vertrauen in Jesu Macht. Und er wusste auch, wie Jesus diese Macht ausübt: nicht mit irgend­welchen imposanten Helden­taten, nicht mit irgend­welchen be­eindrucken­den Be­schwörungs­riten, sondern einfach durch sein voll­mächtiges Wort. Der Hauptmann sagte zu Jesus: „Sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Und zur Be­kräfti­gung dieses Vertrauens fügte er an: „Auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's.“ Diese Überzeugung steckt einem Hauptmann in Fleisch und Blut: Wenn von oben Befehle kommen, dann muss er sie ausführen, und wenn er selbst seinen Unter­gebenen etwas befiehlt, dann müssen die gehorchen. Sein Glaube erkennt, dass Jesus Teil einer ähnlichen Hierarchie ist: Jesus untersteht dem himmlischen Vater und führt dessen Befehl aus, Gottes Liebe zu offenbaren, und er hat seinerseits Macht über alle bösen Geister und alle Krank­heiten, dass er sie austreiben kann. Bitten wir den Herrn um solch schlichtes und doch zugleich großes Vetrauen! Vertrauen wir darauf, dass Jesus uns bei all unseren Problemen hilft. Vertrauen wir ihm auch, dass er uns zuletzt aus allen Problemen herausreißt und in das Land bringt, wo niemand mehr krank ist! Dabei halten wir uns an Jesu Wort, und wir suchen es immer wieder neu: das Wort der Bibel, das Wort der Predigt, das Wort der Sünden­vergebung, das Wort des Segens. Ja, unser Glaube sei auch ein Glaube, der Jesus und seinem Wort alles zutraut.

Siebentens schließlich war der Glaube des Hautmanns ein Glaube, der nicht enttäuscht wird. Am Ende unseres Abschnitts heißt es: „Als die Boten wieder nach Hause kamen, fanden sie den Knecht gesund.“ So hilft Jesus allen, die an ihn glauben. Und er macht alle gesund. Er macht unsere Seelen heil und gesund, wenn wir ihm unsere Sünden bekennen und unsere innere Not. Er kann auch unseren Körper von allen kleinen und großen Krankheiten heilen und tut es immer wieder. Schließlich aber wird er uns mit erneuertem Leib und vollkommen gereinigter Seele in sein himmlisches Reich aufnehmen. Er hat es vesprochen und er wird uns nicht ent­täuschen. Darum, wenn wir an Jesus Christus glauben nach den Ver­heißungen der Heiligen Schrift, dann haben wir einen Glauben, der nicht enttäuscht wird. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2014.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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