Uns ist ein Kind geboren

Predigt über Jesaja 9,5‑6 zum Heiligen Abend

Liebe Festgemeinde!

Ein Kind ist geboren. Na und? Täglich werden über 300.000 Kinder geboren, warum sollten wir da die Geburt eines einzigen Kindes feiern? Zugegeben, dieses Kind kam unter ganz besonderen Umständen zur Welt, aber das ist schon ziemlich lange her – zweitausend Jahre. Warum feiern wir denn heute den Geburtstag gerade dieses Kindes so großartig? Die Antwort gibt das Wörtchen „uns“ in Jesajas Propheten­wort: „Uns ist ein Kind geboren.“ Es ist doch so: Wenn irgendwo irgendein Kind geboren wird, dann bekommt man das höchstens so nebenher mit; wenn aber in der eigenen Familie ein Baby zur Welt kommt, dann ist das ein riesen­großes freudiges Ereignis, dann gibt es kaum noch anderen Gesprächs­stoff: Uns ist ein Kind geboren, ein Junge ist bei uns angekommen! Wenn in der eigenen Familie ein Baby zur Welt kommt, dann betrifft das jeden in der Familie persönlich. So ist das auch mit dem Kind in der Krippe: Es ist nicht einfach nur so zur Welt gekommen, sondern es für uns zur Welt gekommen, für jeden einzelnen persönlich. „Uns ist ein Kind geboren“ – nicht nur bei uns, sondern auch für uns. Es handelt sich bei der Weihnachts­geschichte nicht um eine schöne Erzählung aus alter Zeit, sondern um ein Ereignis, das die ganze Weltfamilie betrifft und von dem jeder etwas hat. Das „Uns“ ist ent­scheidend wichtig, so wie Luther im Kleinen Katechismus beim Hauptstück über das Abendmahl die Worte „für euch“ besonders heraus­gehoben hat: „Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden.“

Wenn ein Kind geboren ist, dann fragen viele: Wie heißt es denn? Ja wie heißt denn das Kind, das uns geboren wurde? Jesus heißt es, und der Name sagt, was dieses Kind für uns bedeutet: Jesus bedeutet „Retter“, „Erlöser“ und „Heiland“. Gott will uns Menschen mit diesem Kind retten, erlösen und heilen. Er will uns heraus­retten aus dem Sumpf von Schuld und Leid, in dem wir alle mehr oder weniger tief stecken. Er will uns befreien von bösen Bindungen, die uns am guten Leben hindern. Er will heil machen, was bei uns zerbrochen ist; vor allem unser gebrochenes Verhältnis zu Gott will er heilen, und dadurch wird dann nach und nach auch alles andere heil. „Uns ist ein Kind geboren“, das ist nichts anderes als die Botschaft des Engels: „Euch ist heute der Heiland geboren“ (Lukas 2,11). Aber nun ist „Jesus“ nicht der einzige Name des Kindes; es hat darüber hinaus noch andere Namen. Von Jesaja hören wir: „Er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“ Was für gewaltige Namen für ein kleines Kind! Aber genau darum geht es: Mit diesen Namen sollen wir erfahren, dass das scheinbar so hilflose Kind sehr mächtig ist – mächtig genug, um unser Retter, Erlöser und Heiland zu sein. Dies Kind ist sogar allmächtig, denn es heißt ja auch Ewig-Vater; er ist der eingeborene Sohn von Gott dem Vater, dem All­mächtigen. Mit Jesus ist es also genau umgekehrt wie mit vielen anderen „Helden“ auf der Welt, die wir kennen: Sie habe eine große Klappe und ein selbst­bewusstes Auftreten, aber so richtig helfen und etwas Ver­nünftiges auf die Beine stellen können sie nicht. Das Jesuskind dagegen wirkt klein, schwach und hilflos, in Wahrheit aber ist es der Retter, Erlöser, Helfer, Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede­fürst. Das Kind hat sogar noch mehr Namen: Christus heißt er, Messias, Gesalbter, Gottessohn, Menschen­sohn, Davidssohn, Mariensohn – und Immanuel, das bedeutet „Gott mit uns“. Da treffen wir wieder auf das so wichtige Wörtchen „uns“, das dieses Kind aus allen anderen heraushebt: „Uns ist ein Kind geboren.“ – „Wir singen dir, Immanuel, / du Lebensfürst und Gnaden­quell, / du Himmelsblum und Morgen­stern, / du Jungfraun­sohn, Herr aller Herrn.“

In einem Sprichwort und in einem Lied heißt es: „Alles hat einmal ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“ Mancher hofft jetzt vielleicht im Stillen, dass diese Predigt bald ein Ende hat; diese Hoffnung wird nicht enttäuscht werden: Ich bin gleich fertig. Ein paar Tage lang feiern wir Weih­nachten, dann ist auch das Fest vorbei. In einer Woche geht das Jahr zuende. Jedes Menschen­leben geht zuende, und schließlich die ganze Welt. Aber was mit der Geburt dieses Kindes angefangen hat, das geht nie zuende. Jesaja pro­phezeite: „… auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtig­keit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Auch wenn Jesus später am Kreuz gestorben ist, so ist er doch wieder auf­erstanden von den Toten, lebt und herrscht in Ewigkeit. Er ist jetzt hier mitten unter uns. Wer ihm vertraut und ihn als seinen Herrn und Heiland anerkennt, den wird er einst durch den Tod hindurch­ziehen zu dem wunderbaren ewigen Leben im Himmel. Alles hat einmal ein Ende – auch diese Predigt, dieses Weihnachts­fest, dieses Jahr und die ganze Welt, aber Jesu Herrschaft hat kein Ende, und auch wir werden kein Ende haben, weil er für uns gekommen ist als unser Retter und weil wir zu ihm gehören. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2013.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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