Gottes Weihnachtsgeschenk: ein König, ein Tempel, sein Sohn

Predigt über 2. Samuel 7,12‑14a zum 1. Weihnachtsfeiertag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Zu Weihnachten freuen wir uns nicht zuletzt über Geschenke. Der eine freut sich über ein Schmuck­stück, der andere über ein elektro­nisches Gerät, der dritte über edles Konfekt. Und dann gibt es auch noch solche Geschenke, die man nicht in buntes Papier einwickeln kann, zum Beispiel das Geschenk einer harmo­nischen Familie. Für Großeltern gehört es zu den schönsten Fest­freuden, mit Kindern und Enkeln fröhlich beisammen zu sein.

So ähnlich war das mit Gottes Geschenk für König David. Und doch war es ganz anders. Als Gott dem König von Israel sein Geschenk ankündigte, da war David im Großvater-Alter. Das Geschenk ist ein Nachkomme, aber kein direkter Sohn oder Enkel, sondern ein Nachkomme in fernen Gene­rationen. David konnte sich zu seinen Erdentagen noch nicht direkt an ihm erfreuen – anders als bei Großeltern, die sich jetzt zu Weihnachten über ihre Kinder und Großkinder freuen. Es handelt sich auch nicht nur um ein göttliches Geschenk nur für Davids Familie oder für das Volk Israel, sondern um ein Geschenk für alle Menschen. An dem Nachkommen, den Gott David verheißen hat, sollen alle Leute Freude haben. Darum hat Gott die Erinnerung an dieses Geschenk über viele Gene­rationen wach gehalten. Propheten haben im Namen des Herrn immer wieder an das Kommen dieses einen besonderen Davidssohns erinnert – etwa tausend Jahre lang. Dann war es so weit: Der Spross aus dem Hause Davids wurde geboren, das Kind in der Krippe im Stall in Bethlehem, in der Heimatstadt Davids. Ja, das ist Gottes großes Weihnachts­geschenk für sein Volk Israel und für alle Menschen der Erde, und somit auch für uns. Was dieser Davidssohn Jesus Christus für uns bedeutet, das hat Gott bereits damals David wissen lassen. Er hat ihm verheißen: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein.“ Drei Dinge sind es also, die Gott uns und allen Menschen mit diesem Kind schenkt: einen König, einen Tempel und seinen eigenen Sohn.

Erstens: Gott schenk uns mit Jesus einen König. Er versprach David: „Ich will dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum be­stätigen“; und: „Ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.“ Dieses Geschenk mag viele Menschen heutzutage ent­täuschen. Was sollen wir mit einem König? Wir leben ja im Zeitalter der Demokratie, und da geht alle Macht vom Volk aus, vertreten durch gewählte Parlamente und Regie­rungen. Auch meinen viele Leute, dass letztlich nur sie selbst die Herren ihres Lebens sind und kein anderer. Könige, so scheint es, sind heute nur noch Gesprächs­stoff für Klatsch-Zeit­schriften. Allerdings verfehlten die Königs­erwartungen der Zeit­genossen Jesu damals ebenfalls den Sinn von Gottes Geschenk: Der neugeborene König der Juden war keineswegs der erwartete Kriegsheld, der mit großer Macht dem römischen Weltreich paroli bieten und die politische Unabhängig­keit herbei­führen sollte. Gottes König ist ein Friedefürst und ein armes Kind, in einer Not­unterkunft zur Welt gekommen. Gottes König hat später als Gefangener dem Vertreter der römischen Staatsmacht Pontius Pilatus bezeugt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh. 18,36). Nein, dieser König kommt sanftmütig und und herrscht nicht anders, als dass er Menschen dazu einlädt, ihm zu vertrauen und ihm nach­zufolgen. Vergessen wir also alles, was wir aus den Strukturen unserer Welt an Macht und Herrschaft kennen, und lassen wir uns von Gott mit einem König beschenken, der ganz anders ist: ein König, der sich selbst erniedrigt, um uns zu erhöhen und uns zu Königs­kindern zu machen in Gottes Reich – das aber für immer und ewig, sogar über das Ende der Welt hinaus. Gott hat ja ver­sprochen, seinen Königsthron zu „bestätigen ewiglich“. Wer diesen König seinen Herrn nennt, der wird es nicht bereuen. Und der wird auch merken: Dieser König kann mich viel besser regieren, als ich selbst es kann. Denn er sieht ja meinen ganzen Lebensweg, nimmt mich an der Hand und führt mich so, wie es gut für mich ist – auch wenn ich das nicht auf jeder Etappe meines Lebens sofort erkenne. Ja, dieser König ist unser Helfer und Heiland. Seine Geburt bedeutet „Freude, die allem Volk widerfahren wird“ (Lukas 2,10). Ja, Gott schenkt uns mit Jesus einen König.

Zweitens: Gott schenkt uns mit Jesus einen Tempel. Er versprach David: „Dieser Nachkomme soll meinem Namen ein Haus bauen.“ Vorder­gründig denken viele Bibel­ausleger da an Davids Sohn Salomo. Als der König wurde, hat er den ersten festen Tempel in Jerusalem gebaut. David selbst hat dafür viel vor­bereitet: Er hat einen Bauplatz gefunden, Material heran­schaffen lassen und Handwerker bestellt. Das hatte auch alles seinen guten Sinn für die Zeit des Alten Testaments; das war vorläufig gut und richtig so – zur Vor­bereitung auf das Kommen des wirklichen Davids­sohns. Aber als dann Jesus zur Welt kam, da hat Gott mit ihm den Grundstein für einen ganz anderen und ganz neuen Tempel gelegt, und diesen Tempel hat er uns zum Geschenk gemacht. Jesus hat später einmal gesagt: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten“ (Joh. 2,19). Der Evangelist Johannes hat dieses Wort des Herrn in der Kraft des Heiligen Geistes so gedeutet: „Er redete von dem Tempel seines Leibes“ (Joh. 2,21). Da merken wir: Jesus selbst ist der Tempel, den Gott uns schenkt. Jesus hat zugelassen, dass böse Menschen den Leib seines Tempels zerstören, und hat ihn dann am dritten Tag mit seiner Auf­erstehung wieder auf­gerichtet. Gerade so und nicht anders hat er für uns die Macht des Todes besiegt und den Fluch der Sünde von uns genommen. Gerade so finden wir im Glauben an Jesus Zugang zum lebendigen Gott und zu seiner Liebe – wie ja der Jerusalemer Tempel einst ein Ort war, wo Menschen mit ihren Gebeten zu Gott kamen und die beglückende Erfahrung machten, dass er sie erhörte und half. Aber der geistliche Tempel, dessen Grundstein Gott zu Weihnachten mit dem Kind in der Krippe gelegt hat, ist noch mehr als der gekreuzigte und auf­erstandene Christus. Wir wissen, dass Christus sich mit seiner Kirche einen Leib geschaffen hat, der viele Glieder besitzt. Wir wissen, dass die christliche Gemeinde ein Tempel aus lebendigen Steinen ist. Das gehört zu dem Wunderbaren von Gottes Tempel-Geschenk: Wir dürfen ihn nicht nur betreten und dort Gott finden, sondern wir dürfen selbst Bestand­teile dieses Tempels werden – lebendige Steine und Glieder am Leib Christi. Wir gehören zu dem Haus, dessen Bau Gott bereits dem König David angekündigt hat. Ja, Gott schenkt uns mit Jesus einen Tempel, und Weihnachten ist gewisser­maßen auch das Fest der Grundstein­legung dieses geistlichen Tempels des neuen Gottes­reichs.

Drittens: Gott schenkt uns mit Jesus seinen eigenen Sohn. Er versprach David: „Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein.“ Das ist über die Maßen erstaunlich und wunderbar: Der Davidssohn ist zugleich Gottes Sohn! Nicht Gottes Sohn in dem Sinne, wie alle Menschen Gottes Kinder sind, weil er sie geschaffen hat; und auch nicht in dem Sinne, wie ein Sünder durch Taufe und Glaube die Gottes­kindschaft neu empfangen kann. Nein, der Davidssohn ist dem Wesen nach Gott, un­geschaffen und ewig. Um das deutlich zu machen und um ihn von mensch­lichen Gottes­kindern zu unter­scheiden, nennt die Bibel ihn den ein­geborenen Sohn des Vaters. So bekennen wir es auch mit dem Wort aus der Einleitung des Johannes­evangeliums, das zum weihnacht­lichen Wochen­spruch geworden ist: „ Wir sahen seine Herrlich­keit, eine Herrlich­keit als des ein­geborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh. 1,14b). Dieses Wunder macht uns die Geburt Jesu an­schau­lich: Seine leibliche Mutter Maria und deren Mann Josef stammten aus dem Königs­geschlecht Davids; so war Jesus mensch­licher­seits ein Nachkomme Davids, nämlich der ver­sprochene Davidssohn. Aber Maria wurde als Jungfrau schwanger; das Kind entstand in ihr durch den Heiligen Geist, wie wir im Glaubens­bekenntnis Sonntag für Sonntag bekennen: „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfra Maria.“ Daran sehen wir, dass Jesus der eingeborene Gottessohn war, un­geschaffen, eines Wesens mit dem Vater. Gott verhieß dem David: „Ich will dir einen Nachkommen erwecken“, und er verhieß zugleich: „Er soll mein Sohn sein.“ Der Gottessohn ist unser Bruder geworden, ein Menschen­sohn, so wie wir Menschen­kinder sind. Was für ein wunderbares Geschenk! Legen wir es nur nicht achtlos beiseite. Bei vielen Christen­menschen ist der Glaube zu einem un­bestimmten Gefül der Hoffnung verkümmert. Dabei soll doch unser Glaube eine Lebens­gemeinschaft mit dem Mensch gewordenen Gottessohn sein. Wir können und sollen täglich mit ihm reden im Gebet. Immer wenn wir etwas auf dem Herzen haben, können wir es zu Jesus bringen, unserm Bruder. Dabei dürfen wir zugleich wissen: Wir bringen es vor den eingeborenen Gottessohn, vor den all­mächtigen Gott. Er hat sich für uns auf­geopfert, und er wird uns mit sich mitreißen durch die Auf­erstehung von den Toten in die ewige Seligkeit. So wie er einst als Mensch in unserer armen Welt geboren wurde, so sind wir durch die Taufe in Gottes herrliches Reich neu hinein­geboren worden. Und er kommt uns jetzt schon leiblich ganz nah im Heiligen Abendmahl, wo wir seinen Leib und sein Blut unter Brot und Wein empfangen. Wie Jesus in Ewigkeit beim Vater herrscht, so dürfen auch wir ewig leben.

Ja, das alles gehört zu Gottes unfassbar großem und wunderbaren Weihnachts­geschenk. Gott schenkt uns mit Jesus zu Weihnachten einen König, einen Tempel und seinen eingeborene Sohn. Die Freude darüber soll uns niemand rauben. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2012.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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