Wohlstand, Sicherheit und Zukunft

Predigt über 1. Mose 15,1‑6 zum 19. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Drei Dinge sind den meisten Menschen wichtig: Wohlstand, Sicherheit und Zukunft. Sie möchten keine Not leiden und trachten deshalb nach Wohlstand. Sie möchten diesen Wohlstand verteidigen gegen Unglücks­fälle oder Diebstahl und suchen deshalb auch Sicherheit. Schließlich möchten sie dieses Leben in Wohlstand und Sicherheit dauerhaft bewahren und wünschen sich deshalb eine ent­sprechende Zukunft. Weil wir Gott und seine Güte kennen, wissen wir, dass er diese Wünsche erfüllt: Gott schenkt Wohlstand, Sicherheit und Zukunft.

So hat er es schon immer gemacht mit den Menschen, an denen er Wohl­gefallen hatte; auch schon vor viertausend Jahren mit Abraham. Mit ihm meinte er es sogar besonders gut und segnete ihn über alle Maße. Gott hatte Abraham Wohlstand geschenkt und sagte ihm: „Ich bin dein sehr großer Lohn.“ Tatsächlich war Abraham zu großem Reichtum gelangt; er gehörte zu den reichsten Nomaden im damaligen Land Kanaan. Gott hatte Abraham auch Sicherheit verliehen und sagte ihm: „Ich bin dein Schild.“ Tatsächlich hatte Abraham erst kurz zuvor mithilfe mutiger Nachbarn eine Zusammen­rottung räube­rischer Stämme in die Flucht schlagen können.

Nur was die Zukunft anbetraf, sah Abraham noch nichts von Gottes Segen. Im Gegenteil, er war traurig, dass er keine leiblichen Nachkommen hatte, und meinte deshalb resigniert: „Ich gehe dahin ohne Kinder, und mein Knecht Elieser von Damaskus wird mein Haus besitzen.“ Da antwortete Gott: „Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein.“ Und dann ließ Gott Abraham einen Blick auf den ungeheuer klaren orientalischen Sternhimmel werfen – in einer Zeit, als noch kein Streulicht von Straßen­lampen den größten Teil der Sternen­pracht über­strahlte. Und Gott sagte zu Abraham: „Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!“

Abraham war zu diesem Zeitpunkt schon sehr alt, ebenso seine Frau Sara. Nach mensch­lichem Ermessen konnten sie keine Kinder mehr bekommen. Gott aber verhieß Abraham genau so eine Zukunft – auch in dieser Hinsicht über die Maßen reich: Abraham sollte der Stammvater unzähliger Menschen werden – so unzählig wie die Sterne am orien­talischen Himmel vor viertausend Jahren. Später bekräftigte Gott diese Verheißung noch einmal und ergänzte sie mit einem weiteren Vergleich, indem er sagte: „Ich will dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres“ (1. Mose 22,17). Übrigens hat die moderne Wissen­schaft heraus­gefunden, dass es etwa ebensoviele Sterne im Weltall gibt wie Sandkörner an allen Stränden der Erde. Aber es geht hier ja nicht wirklich ums Zählen, sondern um den unzählbaren und letztlich unfassbar großen Zukunfts­segen, den Gott dem Abraham verhieß. Großen Wohlstand hatte er bereits, Sicherheit ebenso, von der großen Zukunft aber war noch nichts zu sehen, die gab es bis dahin nur in Form einer un­glaub­lichen göttlichen Zusage. Jedoch schenkte Gott mit dieser Zusage zugleich auch den Glauben. Gott machte, dass sein Knecht Abraham das Un­glaub­liche gegen allen Augenschein glauben konnte. Und so schließt der biblische Bericht mit den Worten: „Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtig­keit.“

Mit diesem bemerkens­werten Satz entsteht über vier Jahr­tausende eine direkte Ver­bindungs­linie zwischen Abraham und uns, liebe Brüder und Schwestern. Der Apostel Paulus hat nämlich im Neuen Testament wiederholt bezeugt, dass solcher Glaube uns Christen zu Abrahams Kindern macht und damit zu Mitbürgern in dem unzählbar großen Volk, das Gott sich aus Abrahams Nachkommen erweckt hat. Zwar bekam Abraham dann auch noch viele leibliche Nachkommen: Gott schenkte ihm und seiner Frau Sara wunder­barer­weise den Isaak, und dessen Sohn Jakob wurde der Stammvater des Volkes Israel. Aber Gott hatte dem Abraham auch eine darüber hinaus­gehende Verheißung gegeben und gesagt: „In dir sollen gesegnet werden alle Ge­schlechter auf Erden“ (1. Mose 12,3). Das hat sich durch den Abrahams­sohn Jesus erfüllt, denn durch den Glauben an Jesus können Menschen aus allen Völkern geistliche Abrahams­kinder werden. Paulus schrieb zum Beispiel den Galatern: „So war es mit Abraham: Er hat Gott geglaubt, und es ist ihm zur Gerechtig­keit gerechnet worden. Erkennt also: Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder“ (Gal. 3,6). Dass aber kein anderer Glaube gemeint ist als der Glaube an Christus, das zeigt sich an dem Wort „Gerechtig­keit“. Dies ist ja die Kern­botschaft des Neuen Testaments: Gerecht wird ein Mensch vor Gott nicht durch gute Taten, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Und wie bei Abraham eröffnet dieser Glaube auch bei uns eine herrliche Zukunft, die wir uns in ihrem ganzen Ausmaß jetzt überhaupt nicht vorstellen können.

Machen wir es also wie Abraham: Glauben wir wider den Augen­schein! Glauben wir, dass wir ewig leben, auch wenn wir immer älter werden und wissen, dass wir eines Tages sterben müssen! So wie Gott dem Abraham wunderbarer­weise dann doch noch einen Sohn geschenkt und ihn zum großen Volk gemacht hat, genauso wunderbar wird er uns am Jüngsten Tag auferwecken von den Toten und uns in ewiger Seligkeit leben lassen. Und genauso, wie Gott einst dem Abraham schon damals Wohlstand und Sicherheit gab als sichtbare Zeichen seiner Liebe, so beschenkt und bewahrt Gott auch uns bereits in diesem Leben. Naja, vielleicht nicht genauso, möglicher­weise sind wir ärmer als Abraham – aber die Zusage, dass Gott uns das tägliche Brot und alles Lebens­notwendige geben und bewahren wird, die gilt auch uns.

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, freuen wir uns also über den Wohlstand, den Gott uns schenkt, und danken wir ihm dafür! Gott sagt auch uns: „Ich bin dein sehr großer Lohn.“ Freuen wir uns auch darüber, dass Gott uns jeden Tag mit seinen lieben Engeln begleitet und beschützt! Er sagt uns: „Ich bin dein Schild.“ Freuen wir uns aber am meisten darüber, dass er uns durch seinen Sohn Jesus Christus die Glaubens­gerechtig­keit erworben hat. Und nun schenkt er uns durch den Heiligen Geist, dass wir ihm für die Zukunft vertrauen können, wie Abraham es tat: „Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtig­keit.“ Es mag sein, dass wir manchmal nichts merken von Gottes Liebe. Es mag sein, dass die Zukunft uns manchmal trübe und ungewiss erscheint. Aber wir können gegen diesen Augenschein auf Gott vertrauen und ihm Glauben schenken. Ebenso wie Abraham haben wir ja Gottes Ver­sprechen. Gott versprach dem Abraham einst: „So zahlreich sollen deine Nachkommen sein.“ Er hat sein Versprechen gehalten; dafür ist nicht nur das Volk Israel der lebende Beweis, sondern auch wir selbst, die geistlichen Abrahams­kinder, beweisen es. Uns aber hat Gott durch Christus ver­sprochen: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ (Markus 16,16), und: „Alle, die an ihn glauben, werden nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3,16). So wahr Gott Abraham sein Versprechen hielt und seine Zukunft segnete, so wahr wird Gott auch uns sein Versprechen halten und unsere Zukunft segnen. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2012.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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