Eingeladen ins Himmelreich

Predigt über Lukas 14,15‑24 zum 2. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In etwa vier Wochen habe ich Geburtstag. Als ich klein war, freute ich mich in den Wochen vor meinem Geburtstag immer besonders. Meine Mutter kam dann mit einem Notizblock und mit einem Stift zu mir und fragte: Was soll es denn zu essen geben, und welchen Kuchen wünschst du dir? Da durfte ich mein Lieblings­essen nennen, und das gab es dann auch. Außerdem durfte ich mir Freunde einladen. Das waren herrliche Kinder­geburts­tage: abgesehen von den Geschenken gab es da immer mein Lieblings­essen, und ich hatte meine Freunde zu Gast.

Jesus erzählte von einem Mann, der sich auch auf ein Fest freute. Es war so wie bei meinem Kinder­geburtstag: Da sollte es leckeres Essen geben, und da sollten ganz viele Freunde kommen. Als der Festtag da war, schickte der Mann einen Boten aus; der ging zu allen Gästen und sagte: Kommt jetzt zum Festessen, denn alles ist fertig! Wenn man das Gleichnis in der grie­chischen Original­sprache liest, kann man auch sagen: Der Mann apostelte den Boten. „Aus­schicken“ heißt auf Griechisch „apo­stellein“, und „Bote“ heißt „Apostel“. Da merken wir: Diese Geschichte handelt eigentlich von Gott und von seiner Einladung ins Himmel­reich. Die Apostel von Jesus waren die ersten Leute, die diese Einladung weiter­gegeben haben: Kommt, glaubt an Jesus und lasst euch taufen, dann gehört ihr zum Himmel­reich! Kommt, denn alles ist fertig; Jesus hat euch erlöst! Dieselbe Apostel-Einladung wird heute von Pastoren weiter­gegeben und von allen Christen, die zu Jesus und zum Himmelreich einladen.

Aber nun geht die Geschichte weiter. Leider nicht gut. Die Freunde vom Gastgeber wollen nicht kommen. Jeder hat eine andere Ausrede. Der erste sagt zum Boten: Tut mir leid, aber ich habe eine Acker gekauft, da muss ich erstmal sehen, ob der Boden auch wirklich gut ist. Nur wenn der Boden gut ist, kriege ich eine üppige Ernte und werde reich. So ist das ja auch noch heute bei vielen: Sie haben für Gott keine Zeit, weil sie meinen, dass sie arbeiten und viel Geld verdienen müssen. Manche haben nicht mal sonntags für Gott Zeit – auch wenn sie nicht arbeiten. Sie sagen, sie müssen dann von der Arbeit ausruhen. Der zweite Eingeladene ent­schuldigt sich so: Tut mir leid, aber ich habe gerade Rinder zum Pflügen gekauft, und ich will jetzt testen, ob die auch wirklich stark sind. Das ist so, wie wenn sich jemand ein Auto mit 200 PS kauft und am Sonntag eine Spritztour machen will, um den Wagen auf der Autobahn mal so richtig aus­zutesten. Ja, viele haben für Gott keine Zeit, weil ihnen ihr Auto oder überhaupt ihr Hobby wichtiger ist. Der dritte Eingeladene hat gerade geheiratet. Er ist so verliebt, dass er jetzt mit seiner jungen Frau allein sein will; darum erscheint er nicht beim Fest. Auch das kommt heutzutage vor, dass Menschen sonntags nicht zur Kirche gehen, weil sie lieber mit der Freundin oder dem Freund oder der Familie was unternehmen wollen. Die Arbeit, das Hobby, die Familie – das alles kann Menschen von Gott fernhalten, wenn sie es zu wichtig nehmen.

Als der Gastgeber von den Ausreden erfährt, wird er zornig: Was ist das für eine Schweine­rei! Keiner will kommen, alle lassen mich im Stich! Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben, das Fest vor­zubereiten! Das schöne Essen, die guten Getränke, die Musik, das Fest­programm… So eine Gemeinheit! Aber deswegen lasse ich das Fest nicht ausfallen. Nein, jetzt feiere ich erst recht. Und wenn die alten Kumpels nicht kommen wollen, dann suche ich mir eben neue. Ja, ich lade mir einfach Leute ein, die eine solche Feier zu schätzen wissen und sich darüber freuen. Ich lade hungrige Leute ein, die sollen sich an meinen leckeren Sachen satt essen. Ich lade traurige Leute ein, die sollen bei meinem Fest fröhlich werden. Ich lade Behinderte ein, die sollen merken, dass sie nicht ausgegrenzt sind. So schickt der Gastgeber seinen Boten wieder los – nicht nur einmal, sondern mehrmals. Der Bote zieht durch die Straßen der Stadt, er geht in die Armen­viertel, er geht sogar hinaus aufs Land in die ödesten Gegenden. Überall sagt er: Kommt zum Fest, alles ist fertig! Und die Leute lassen sich das nicht zweimal sagen. Von überall her kommen sie und genießen dann das Festessen. So wie wir, die wir durch Jesus und seine Boten ins Himmelreich gekommen sind. So wie wir, die wir jetzt hier fröhlich mit Musik Gottes­dienst feiern und uns gleich das Heilige Abendmahl schmecken lassen. Und so wie wir, die wir unterwegs sind zur ewigen Seligkeit, wo das Fest und die Gemein­schaft mit Gott noch tausendmal schöner sein werden als jetzt.

Als ich nicht mehr ganz so klein war, sondern bereits ein junger Mann, da habe ich mal ein Lied gedichtet zu diesem Gleichnis von Jesus. Ich habe das Gleichnis darin etwas moderni­siert. Das Lied geht so:

Ein Mensch kauft Essen ein und Wein
und lädt zum Gala-Dinner ein.
Alles ist vorbereitet schon,
doch da klingelt das Telefon.

„Ich komme heute leider nicht“,
der Anrufer bedauernd spricht.
„Ich muss noch unbedingt hinaus
zu meinem neu gekauften Haus.“

Der zweite Gast kommt atemlos:
„Ich bleibe ne Minute bloß.
Nur heute kriege billig ich
mein neues Boot. Entschuldge mich.“

Ein Bote bringt ein Telegramm,
drin steht: „Ich bin heut Bräutigam
und feiere mein Hochzeits­fest.
Stop. Meine Frau schön grüßen lässt.“

Im Gastgeber steigt hoch die Wut.
Er spricht zu seinem Butler: „Gut,
gehen sie bitte querfeldein
und laden, wen sie treffen ein.“

So kommt manch aus­geflippter Typ
und Taugenichts und Tagedieb
zum Dinner, und der Hausherr spricht:
„Die Absager, die brauch ich nicht.“

Moral: Auch Gott lädt alle ein,
im Himmelreich sein Gast zu sein,
und in die Kirche. Klüger ist,
wer seine Ausreden vergisst.

Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2012.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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