Christsein ist Krieg

Predigt über Markus 13,9‑13 zum Pfingstmontag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Ein schönes Pfingst­fest, sonnig und friedlich! Für viele ist es das in diesem Jahr wieder – in der Natur, in der Familie oder auch in der Kirche. Der Heilige Geist ist über uns ausgegossen und macht, dass wir uns an Gottes Liebe freuen können wie an einem er­frischenden Duschbad. Auch macht er, dass Menschen zusammen­finden und gemeinsam Gott loben. Ja, das macht Freude, auch hier bei uns in der Kirche: das Singen und Loben und Beten und Gesegnet­werden durch Gottes guten Geist. Ein schönes Pfingst­fest, sonnig und friedlich!

Da schockiert uns Jesu Wort, das wir eben gehört haben. Christsein ist Krieg, hat er gesagt. Seine Jünger müssen sich auf Gegenwind gefasst machen, auf Hass und Anfeindung, auf blutige Verfolgung, sogar auf den Tod um des Glaubens willen. Dabei wird der Riss der Feind­schaften mitten durch die Familien gehen, wird Ge­schwister, Eltern und Kinder entzweien. Wer dann immer noch Ernst macht mit seiner Jesus-Nachfolge, wird schließlich den Eindruck haben, dass alle gegen ihn sind.

Was Jesus da prophezeit hat, das hat sich in der Kirchen­geschichte tatsächlich erfüllt. Schon seine ersten Jünger, die das Wort noch direkt von ihm gehört hatten, wurden hart verfolgt; die meisten von ihnen sind den Märtyrertod gestorben. Auch den nach­folgenden Christen­generatio­nen blieb der geistliche Kampf nicht erspart – wenn auch nicht immer in so krasser Form, so doch in milderer und unter­schwelliger Form. Als geistigen Kampf gegen den Zeitgeist und gegen un­christliche Ideologien ist uns das ebenfalls nicht fremd: Christsein ist Krieg! Wir sollten uns jedenfalls nicht wundern, wenn wir es so erleben. Wir sollten uns schon allein deshalb nicht wundern, weil unser Herr es ja voraus­gesehen und voraus­gesagt hat. Wenn unser Glaube uns in Konflikte mit den Mitmenschen bringt, dann ist das un­ausweich­lich; wir brauchen deswegen nicht an unserm Weg oder an Gottes Liebe zu zweifeln. Trotzdem kann es uns immer wieder irritieren. Deshalb sollten wir uns gut merken, was Jesus uns in dieser Situation mit auf den Weg gibt.

Das Wichtigste ist, dass das Evangelium nicht mundtot gemacht wird. Auch unter Wider­ständen muss Gottes gute Botschaft gesagt werden: Es gibt eine Hoffnung für diese Welt und einen Weg, um gerettet zu werden: Das ist der Glaube an den ein­geborenen Gottessohn Jesus Christus. Nichts anderes bedeutet Jesu Wort: „Das Evangelium muss zuvor gepredigt werden unter allen Völkern.“ „Zuvor“ bedeutet in diesem Zusammen­hang „vor­rangig“, „mit höchster Priorität“.

Damit das geschehen kann, müssen Christen sich dem geistlichen Kampf stellen und darin bewähren. Damit wir uns darin bewähren, gibt Jesus uns drei Ratschläge auf den Weg – so wie ein Hauptmann, der seine Truppe auf die Schlacht vor­bereitet, oder wie ein Trainer, der seine Mannschaft für den Kampf motiviert. Wir können diese drei Ratschläge mit den Begriffen Vorsicht, Mut und Ausdauer zusammen­fassen.

Erster Ratschlag: Vorsicht! Jesus sagte: „Ihr aber seht euch vor!“ Lebt euer Christen­leben nicht mit der naiven Illusion: Alle Menschen sind gut; alle Menschen sind meine Freunde. Viele tun freundlich, sind es aber nicht. Und viele tun so, als seien sie Freunde Gottes oder Freunde der Kirche, aber in Wahrheit schaden sie dem Evangelium. Man kann sie daran erkennen, dass sie zwar allgemein von Gott reden, aber von Christus schweigen. Man kann sie daran erkennen, dass sie Sünde ver­harmlosen – dieses tödliche Gift, das alle Menschen ins Verderben reißt, wenn nicht das Gegengift von Christi Tod am Kreuz verabreicht wird. Man kann sie daran erkennen, dass sie meinen, jeder könne nach seiner Fasson selig werden – wo Jesus selbst doch gesagt hat, dass es nur eine Fasson gibt, mit der man wirklich selig wird: sein Evangelium. Also Vorsicht! Hört genau hin und messt alles am Maßstab von Gottes Wort!

Wer aber zu vorsichtig ist, der wird ängstlich. Das will Jesus nicht. Deshalb gibt er seinen zweiten Ratschlag: Nur Mut! Jesus sagte: „Wenn sie euch hinführen und über­antworten werden, so sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist.“ Christ­licher Mut ist keine Tollkühn­heit, sondern das fröhliche und getroste Bewusst­sein, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Auch wenn uns unser Glaube in brenzlige Situationen führt, wenn wir Rede und Antwort stehen müssen vor feindlich gesonnenen Menschen, dann sollen wir uns keine Sorgen machen um die rechten Worte. Zwar können wir dann nicht lange überlegen, schon gar nicht ausgefeilte Predigten vor­bereiten, aber wir können uns auf den Heiligen Geist verlassen – der wird's schon richten! Pfingsten macht uns diesen Mut, liebe Gemeinde. Erinnern wir uns: Die Jünger konnten sich damals beim ersten Pfingstfest auch nicht lange darauf vor­bereiten, was sie den Menschen sagen wollten. Der Geist aber wurde ihnen zum Sprach­lehrer; und wo ihre Worte dann trotzdem noch schwer und unbeholfen waren, da wurde der Geist bei den Hörern zum Dol­metscher. Dass wir uns nur nicht feige verstecken in solchen Situ­ationen, wo der Heilige Geist durch uns reden will! Dass wir nur nicht schweigen von dem, was mit vorrangiger Wichtigkeit gesagt werden muss! Dass wir nur den Mund aufmachen, wenn es darauf ankommt! Nur Mut! Der Heilige Geist wird uns dann schon die richtigen Worte eingeben.

Vorsicht und Mut – damit scheint das Wesentliche gesagt für ein Leben im Kampf des Glaubens, ein Leben in der Nachfolge Christi, ein Leben unter dem Heiligen Geist. Vorsicht und Mut – wenn die in der richtigen Balance sind, dann sollte es gelingen. Aber etwas Drittes ist mindestens ebenso wichtig – vielleicht sogar das Wichtigste. Es ist der dritte Ratschlag Jesu: Ausdauer! Jesus sagte am Ende des Abschnitts, den wir als Predigttext gehört haben: „Wer beharrt bis an das Ende, der wird selig.“ Ja, in der Tat, das ist das Wichtigste, darauf kommt es an: Dass unser Glaubenslicht nicht verlöscht bis zum letzten Atemzug. Dass wir durchhalten im Kampf des Glaubens. Dass wir nicht schlapp machen. Da werden wir unsicher. Woher sollen wir die Kraft nehmen? So vieles lässt uns zweifeln; so viele Christen fallen vom Glauben ab und kehren der Kirche den Rücken; so viele Menschen haben sich nie je um das Evangelium gekümmert. Wie kann ich das schaffen – bis ans Ende beharren in einer Umwelt, die immer un­christlicher wird? Wir können es wirklich nicht schaffen. Ich schaffe es nicht, und ihr schafft es auch nicht. Denn um das zu schaffen, dazu sind über­menschliche Kräfte nötig: um im geistlichen Kampf auszuharren und am Ende als Sieger daraus hervor­zugehen. Aber vergessen wir nicht: Über dem allem steht das Evangelium – Gottes gute Nachricht. Diese Nachricht verkündigt uns auch, dass der Heilige Geist uns beisteht. Der ist die über­menschliche Kraft und der gibt uns über­menschliche Kraft. Wir können sie uns immer wieder neu holen – besonders hier im Gottes­dienst. Ja, letztlich schenkt er uns alles, was Christus uns rät und was nötig ist für unser Christen­leben: Vorsicht, Mut und Ausdauer. Heiliger Geist, wir preisen dich dafür! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2012.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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