Die Frucht der Worte

Predigt über Matthäus 12,36‑37 zum Buß‑ und Bettag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Viele Leute halten Worte für Schall und Rauch. Sie reden gedanken­los daher und meinen, das macht nichts. Hauptsache nicht still sein! Hauptsache die Luft mit munteren Reden erfüllen! Gott sieht das anders und hat es uns in der Bibel auch anders offenbart. Wir sollten uns gut überlegen, was für Worte wir machen, denn Worte können ungeheure Folgen haben. Der Apostel Jakobus zum Beispiel schrieb in seinem Brief: „Wir legen den Pferden das Zaumzeug ins Maul, damit sie uns gehorchen; so lenken wir ihren ganzen Körper. Oder denkt an ein Schiff: es ist groß und wird von starken Winden getrieben; trotzdem wird es mit einem winzigen Ruder gesteuert, so wie es der Steuermann will. Ebenso ist es mit der Zunge: sie ist nur klein und bringt doch gewaltige Dinge fertig.“ (Jak. 3,3‑5)

Worte sind keineswegs Schall und Rauch. Worte bringen Frucht hervor, und Worte sind ihrerseits auch wie Früchte an einem Baum. Dieses Bild hat Jesus direkt vor unserem Predigt­wort entfaltet. Er sagte: „Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum.“ (Matth. 12,33) An guten Worten oder schlechten Worten erkennt man, ob ein Mensch gut oder schlecht ist. Das Bild vom Baum und seiner Frucht begegnet uns in der Bibel öfters. Johannes der Täufer hat es in seinen Buß­predigten benutzt. Da kommen wir nun zum Thema des Bußtags. Johannes der Täufer sagte: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum: jeder Baum der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Matth. 3,10)

An Worten kann man erkennen, ob jemand ein gutes oder ein böses Herz hat. Das Herz aber ist es, das uns vor Gott recht­fertigt oder ver­urteilt. Lasst uns heute, am Bußtag, unser Herz er­forschen! Wir brauchen dazu nur zu fragen, was für Früchte es denn aus unserem Mund hervor­bringt – also was wir im Laufe des Tages so alles reden. Womit müssen wir unsere Worte ver­gleichen? Sind sie faule Eier, mit denen wir andere bewerfen, mit denen wir sie beschämen, ärgern und demütigen? Oder sind sie Schmuck­stücke, mit denen wir unsere Mit­menschen zieren und ehren? Sind unsere Worte Keulen, die wir anderen über den Kopf schlagen? Oder sind sie wie eine Salbe, die Wunden heilt? Sind unsere Worte wie Pudding – un­bestimmt, anzüglich, widerlich süß? Oder sind sie knackiges Obst, klar und vitamin­reich? Sind unsere Worte Pfauen­federn, die wir irgendwo gefunden haben und mit denen wir uns nun selbst schmücken? Oder sind sie schlichte Kleidungs­stücke, in denen wir nicht reicher aussehen, als wir sind? Sind unsere Worte verlogen wie Pfann­kuchen mit Senf-Füllung, oder sind sie ehrlich wie ein Stück Schwarz­brot? In jedem Fall zeigen unsere Worte etwas davon, wie es in unseren Herzen aussieht.

Besonders aufschluss­reich sind die Worte, die wir vor Gott bringen. Wie reden wir denn mit ihm, wie beten wir? Das sollten wir uns besonders heute fragen, denn der Bußtag ist zugleich ein Bettag! Sind unsere Gebets­worte ehrliche Dankopfer des Herzens? Sind unsere Bitten und Fürbitten Brücken, die zu Gottes Herz führen? Oder sind unsere Gebete nur fromme Selbst­gespräche? Hört Gott vielleicht nur Jammern, Klagen und Anklagen von uns? Oder formen unsere Gebets­worte Heiligen­scheine, mit denen wir vor ihm glänzen wollen?

Jesus erzählte einst von einem Pharisäer, der genau dies tat. Der Pharisäer ging in den Tempel und berichtete Gott dort in seinem Gebet, was für ein frommer Mensch er sei – nicht so sündhaft wie ein Zöllner, den er in der Ferne stehen sah. Auch dieser Zöllner betete. Er machte nicht viele Worte, aber diese Worte zeigten un­mittel­bar sein Herz: ein armes, verzagtes, sünden­geplagtes Herz. Der Zöllner betete: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13). Gerade diese paar Gebets­worte, dieser moralische Offen­barungs­eid, machte den Sünder gerecht vor Gott. Jesus sagte von ihm im Vergleich zum Pharisäer: „Dieser ging gerecht­fertigt hinab in sein Haus, nicht jener“ (Lukas 18,14). Da geschah genau das, was in unserem Predigt­text steht: „Aus deinen Worten wirst du gerecht­fertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“

Liebe Brüder und Schwes­tern, darauf kommt es an: Dass wir gerecht­fertigt werden in Gottes Gericht. Dass er uns be­scheinigt, rein und heilig zu sein – würdig, in die ewige Seligkeit ein­zugehen. Jesus sprach: „Ich sage euch, dass die Menschen Rechen­schaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichts­nutzigen Wort, das sie geredet haben.“ Jedes Wort aus unserem Mund, das Gott nicht gefällt, zeigt, dass unser Herz von Sünde gezeichnet ist. Ein von Sünde ge­zeichnetes Herz aber kann nur dann rein und heilig werden, wenn es sich nichts mehr vormacht. Buße tut not – Reue, Umkehr und Bitte um Vergebung. Das Bekenntnis der Sünden und die Bitte um Vergebung, solche Worte sind Früchte eines buß­bereiten und gläubigen Herzens, das von Gott aus Gnade gerecht gesprochen wird. Jawohl, gerecht gesprochen um des Opfers willen, das Jesus am Kreuz für uns dar­gebracht hat. Und da merken wir: Es sind letztlich nicht unsere Worte, die uns recht­fertigen, sondern Gottes Worte! Es sind die Worte, die du auch heute wieder hören kannst, wenn du deine Sünden bekennst und um Vergebung bittest: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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