Warum ein Taufkleid weiß ist

Predigt über Matthäus 5,14 zu einer Taufe

Liebe Tauf­gesellschaft, liebe Gemeinde!

Taufkinder sind in der Regel weiß gekleidet. Das weiße Taufkleid zeigt: Hier wird ein Mensch ganz rein durch die Heilige Taufe. Hier wäscht Gott allen Sünden­schmutz ab. Hier strahlt ein Mensch in neuem, göttlichen Glanz nach dem „Bad der Wieder­geburt“, wie die Taufe in der Bibel auch genannt wird.

Lasst uns über das weiße Taufkleid als Gleichnis für das Tauf­geschehen weiter nachdenken. Ich will mal die Frage stellen: War das Taufkleid denn schon immer weiß? Spontan antworten wir: Ja, natürlich, denn es ist ja aus weißem Stoff gemacht. Ich könnte aber auch sagen: Nein, bis vor kurzem war das Taufkleid noch schwarz – als es im Schrank hing nämlich, und als es Nacht war. Nachts und im Dunkeln ist alles schwarz, was nicht von selbst leuchtet. Weiß wird das Taufkleid erst, wenn Licht darauf fällt.

Genauso ist das mit einem Menschen, wenn er getauft wird. Ohne Gottes Licht ist er ein Sünder, das sagt die Bibel klipp und klar. Kein Mensch leuchtet von sich aus – keiner kann von sich aus vor Gott glänzen. Aber nun hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, um das zu ändern. Jesus sagt von sich: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh. 8,12). Jesus ist Gottes Lichtstrahl in unserer dunklen Welt. Bei der Taufe geschieht es nun, dass dieser Lichtstrahl in das Leben eines bestimmten Menschen fällt. Hier in der Taufe wird es also Tag für einen Menschen. Hier geht sozusagen die Schranktür auf, und Licht fällt auf die Kleider. Und so beginnt der bisher dunkle Mensch hell zu leuchten – wie gesagt: nicht durch eigene Leucht­kraft, sondern durch das Licht der Erlösung, die Jesus in die Welt gebracht hat.

In der Taufe wird ein Mensch ein Jünger Jesu. Jesus hat ja nach seiner Auf­erstehung gesagt: „Macht zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie tauft und lehrt“ (Matth. 28,19‑20). Zu seinen Jüngern aber sagt Jesus: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Ist das nicht merkwürdig? Einmal sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt“, und ein andermal: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Wir Christen sind doch nicht Jesus! Und in der Taufe wird doch nicht ein normaler Menschen plötzlich wie Jesus! Aber denken wir an das Taufkleid: Ein Taufkleid ist keine Sonne; aber wenn das Sonnenlicht darauf fällt, dann leuchtet es weiß. Ein Mensch ist nicht heilig wie Jesus; aber wenn das göttliche Licht auf ihn fällt, dann wird er in diesem Licht heilig. Der Mensch muss dazu nichts von sich aus tun; es ist ganz und gar Gottes Werk. Der Mensch braucht kein bisschen von sich selbst aus zu leuchten (das kann er auch gar nicht); er wird allein dadurch ein Licht in der Welt, dass das Licht Christi auf ihn fällt. Nicht zuletzt aus diesem Grund taufen wird auch bewusst kleine Kinder. An ihnen wird besonders deutlich: Das Jünger-Werden erfordert keine Mindest-Intelli­genz, keine Mindest-Lebens­erfahrung und auch keine Mindest-Sprach­fähigkeit, sondern es ist allein Gottes Werk, Gottes Wunder, Gottes Handeln in der Heiligen Taufe.

Unsere Hoffnung und unser Gebet ist es aber, dass die göttliche Leuchtkraft an diesem Menschen ein ganzes Leben lang anhält, sich für andere Menschen hilfreich erweist und in der Ewigkeit weiter­strahlt. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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