Eingeladen zur königlichen Hochzeit

Predigt über Matthäus 22,1‑14 zum 2. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wer königliche Hochzeiten mag, kommt in diesem Jahr voll auf seine Kosten. Gestern hat Fürst Albert von Monacco seine Charlene geheiratet, und bereits am 29. April heiratete Prinz William seine Kate. Wer eingeladen war, durfte sich geehrt fühlen und ein Fest mitfeiern so schön, wie man es nur selten erlebt. Für uns Normal­bürger wird die Teilnahme an solchen königlichen Hochzeiten wohl immer ein unerfüllter Traum bleiben; wir müssen uns mit Fernseh­bildern und Zeitungs­nachrichten begnügen.

Aber das stimmt nicht ganz. Das Himmel­reich, sagt Jesus, gleicht einer königlichen Hochzeit, und dazu sind wir sehr wohl eingeladen. Wir haben das Gleichnis eben als Predigttext gehört. Es wird euch dabei nicht entgangen sein, dass es große Ähnlichkeit hat mit dem Gleichnis der heutigen Evangeliums­lesung nach Lukas. Dort handelte es sich allerdings nicht um eine königliche Hochzeit, sondern um ein großes Abendmahl; auch sonst gibt es manche Unter­schiede zwischen den beiden Gleich­nissen. Jesus hat seine Gleichnisse mehrmals erzählt und sie dabei stets ein wenig verändert. Auch die Kleinig­keiten sind in Gottes Wort bedeutsam, etwa die kleinen Unter­schiede zwischen den Gleichnis­varianten. Lasst uns also jetzt besonders auf die Gleichnis­version konzen­trieren, die der Evangelist Matthäus überliefert hat.

Jesus malt uns mit dem Gleichnis von der königlichen Hochzeit die große Freude vor Augen, die Gottes Einladung bedeutet. Ein König lädt ein! Wenn wir aus dem Gleichnis heraus­springen, können wir sogar sagen: Es ist der König aller Könige, der uns da einlädt, der höchste Herr im Himmel und auf Erden! Stell dir das mal ausführlich vor: Da liegt eines Tages ein königlicher Brief in deinem Haus­briefkas­ten, geziert mit Goldprägung und Wappen, und dein Name steht darin: Du bist eingeladen zur königlichen Hochzeits­feier! Oder besser noch: Da hält eine edle Limousine vor deiner Haustür; ein vornehmer Diener steigt aus und hält die Einladung in seiner weiß behand­schuhten Hand, um sie dir feierlich zu über­reichen. Jesus erzählte: „Der König sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden.“ Wie großartig! Dein Pastor ist so ein königlicher Bote, und darüber hinaus alle, die dir in Gottes Auftrag das Evangelium von Jesus Christus ver­kündigen.

Eigentlich ist es keine Frage, dass du die Einladung annimmst und dir diesen Termin irgendwie freimachst. Es könnte aber sein, dass jemand noch zögert oder gar sagt: Diese Einladung kann ich nicht annehmen! In diesem Fall erweist sich der König als äußerst geduldig und großzügig: Er schickt einen anderen vornehmen Diener mit Limousine später noch einmal vorbei (vielleicht sogar mehrmals) und lässt nachfragen, ob man seine Meinung geändert habe und ihm nun doch die Ehre geben würde zu kommen. Jesus erzählte: „Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist ge­schlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!“ Da wird einem richtig der Mund wässrig gemacht! Ich rieche direkt den herrlichen Bratenduft vom königlichen Hochzeits­essen. Dazu wird es Spargel geben und Kroketten und herrliche Soßen und Salate und Suppen und Vorspeisen und Nachspeisen und Torten und Eis und Wein und Käse und Früchte und was nicht noch alles. Diese herrliche Festspeise ist der Herr Jesus Christus selbst; er ist das Brot des Lebens. Er hat gesagt: „Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit“ (Joh. 6,51).

Bleibt nur die stets beklemmende Frage: Was ziehe ich bloß an zur Hochzeit, noch dazu bei einem König? Im Zusammenhang des Gleich­nisses wird diese Frage noch be­klemmen­der, denn da werden ja alle möglichen Leute direkt von der Straße weg eingeladen, auch Obdachlose und andere sozial Schwache. Woher sollen die angemessene Kleidung kriegen für eine königliche Hochzeit? Die gute Nachricht lautet: Wenn du nichts Passendes im Kleider­schrank hast – macht nichts! Der König wird dir dann etwas Passendes schenken. Er will nämlich keinen in armseligen, schmutzigen Lumpen bei seiner Feier sehen, auch nicht in lässiger Alltags­kleidung. So lässt er allen Gästen am Eingang herrliche Festtags­kleider austeilen, prächtige Ball­kleider, vornehme Smokings, Krawatten, Seiden­tücher, Stolen, Schmuck und andere Herrlich­keiten. Ja, das hat Gott dir wirklich am Eingangstor in sein Reich geschenkt, bei deiner Taufe nämlich: „Christi Blut und Gerechtig­keit, das ist mein Schmuck und Ehren­kleid.“ Bei der Taufe haben wir Gottes Kleider des Heils geschenkt bekommen; wir selbst könnten uns die niemals leisten.

Jesus malt uns mit diesem Gleichnis die große Freude vor Augen, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein und zu seinem Reich zu gehören. Das ist so schön wie die Teilnahme an einer königlichen Hochzeit. Und das Beste: Diese Einladung gilt ausnahmslos allen Menschen, guten wie bösen. Jesus erzählte: „Die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.“ Ja, „viele sind berufen“, all die vielen Menschen der Welt in allen Völkern!

Aber nicht alle diese vielen werden letztlich die ewige Seligkeit erlangen. Gott weiß, dass nur einige von ihnen seine Einladung annehmen, kommen und bleiben. „Aus­erwählte“ nennt Jesus diese Menschen; darum sagte er: „Viele sind berufen, aber wenige sind aus­erwählt.“ So hat das Gleichnis auch eine dunkle Seite. Jesus malt uns mit diesem Gleichnis nicht nur die große Freude von Gottes Reich vor Augen, sondern auch den großen Ernst. Da wird aus der Hochzeits­freude plötzlich Krieg, und aus dem Empfang ein brutaler Hinauswurf.

Und das kommt so: Einige Geladene verachten die hohe Ehre, die der König ihnen erweist – trotz wieder­holter Einladung. Schlimmer noch: Sie lachen die Diener aus, verprügeln sie, schlagen sie tot, klauen dabei vielleicht auch die Limousinen. Jesus erzählte: „Sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie.“ Der König ist so außer sich über diese Schmä­hungen, dass er den Verächtern unter den Geladenen kurzerhand den Krieg erklärt und sie un­barmherzig vernichtet. Jesus erzählte: „Da wurde der König zornig und schickte sein Heer aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.“ Wer seine Alltags­geschäfte Gott vorzieht, wer ihm die kalte Schulter zeigt und ihn vergeblich einladen lässt, wer über ihn spottet oder gar seine Diener verfolgt, der hat seinen Zorn verdient; der braucht sich nicht zu wundern, wenn Gott ihn un­barmherzig straft.

Aber es gibt auch Probleme mit einigen, die die Einladung angenommen haben und hinein­gekommen sind. Jesus erzählte: „Der König sah einen Menschen, der hatte kein hochzeit­liches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier herein­gekommen und hast doch kein hochzeit­liches Gewand an?“ Das war ja noch freundlich gefragt vom König; da hätte der Gast ja noch etwas Ent­schuldigen­des vorbringen oder um Verzeihung bitten können. Stattdessen heißt es von ihm: „Er aber ver­stummte.“ Dieser Gast redet überhaupt nicht mit seinem Gastgeber, dem König; er gibt ihm nicht die kleinste Antwort. Wir merken: Auch er verachtet den König – ebenso wie die, die gar nicht erst gekommen sind. Und auch er bekommt den Zorn des Königs zu spüren. Jesus erzählte: „Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähne­klappern sein.“ Offenbar hat dieser Geladene am Eingang das Geschenk festlicher Kleidung zurück­gewiesen, oder er hat sich diese Sachen wieder vom Leibe gerissen, weil sie ihm zu unbequem waren oder weil sie ihm nicht gefielen. Nicht jeder, der getauft ist, bleibt in der Taufgnade; nicht jeder Getaufte bleibt im selig machenden Glauben an die Vergebung, die ihm durch Christus geschenkt wurde.

Ja, Jesus erzählte mit diesem Gleichnis sowohl von der großen Freude als auch von dem großen Ernst der Einladung in Gottes Reich. Er drohte seinen Zuhörern nicht, er befahl nichts, er erzählte einfach. Auch uns Heutigen erzählt er es: Er spricht von der Freude, bei Gott eingeladen zu sein, und von den ernsten Folgen, wenn diese Einladung verachtet wird. Die Einladung gilt heute ebenso wie damals. Noch schwärmen Gottes Boten aus und laden Gute wie Böse ein mit dem Evangelium von Jesus Christus. Und was bedeutet das für uns? Findet es selbst heraus! Jesus hat einfach nur erzählt. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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