Feste Burg, bekannter Name, guter Bote

Predigt über Nahum 1,7 und 2,1a zum Sonntag Lätare

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wir tun heute etwas, was man normaler­weise nicht tut: Wir picken uns Rosinen aus dem Kuchen heraus! Der Kuchen besteht aus den ersten beiden Kapiteln des Propheten­buches Nahum, und die Rosinen sind die beiden eben verlesenen Verse. Die Haupt­botschaft des Propheten sind Worte von Gottes Zorn und Strafe, so ähnlich, wie wir sie auch an den letzten Sonntagen von den Propheten Habakuk und Obadja gehört haben. Nahums Anklage richtet sich allerdings gegen das Großreich der Assyrer und dessen Hauptstadt Ninive. Auf diesem dunklen Hintergrund leuchten nun wie drei helle Sterne drei Heilsworte Gottes – eben jene Heilsworte, die wir in unseren beiden Rosinen-Versen finden. Der erste Stern ist das Heilswort von der festen Burg: „Der HERR ist gütig und eine Feste zur Zeit der Not.“ Der zweite Stern ist das Heilswort vom bekannten Namen: „Der HERR kennt die, die auf ihn trauen.“ Der dritte Stern ist das Heilswort vom guten Boten: „Siehe auf den Bergen die Füße eines guten Boten, der da Frieden ver­kündigt.“ Lasst uns diese drei Heilsworte jetzt nach­einander bedenken.

Erstens: die feste Burg. „Der HERR ist gütig und eine Feste zur Zeit der Not.“ Da fällt uns gleich Luthers berühmter Re­formations­choral ein: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.“ Luther hat diesen Choral allerdings nicht nach dem Nahum-Wort gedichtet, sondern nach Psalm 46, wo es heißt: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“ (Ps. 46,2). Aber genau dasselbe ist auch mit dem Nahum-Wort gemeint: Gott ist Zuversicht, Stärke und Hilfe. Wer in alten Zeiten auf einer Burg lebte, der konnte sich ziemlich sicher fühlen – ebenso wie ein moderner Zeit­genosse, der seine Wohnung mit guten Schlössern und einer Alarmanlage gesichert hat. Umgekehrt gilt: Wer ungesichert lebt, der muss ständig Angst und Unruhe haben, dass ihn jemand überfällt. Ich kenne jemanden, dem wurde vor einiger Zeit der Haus­schlüssel gestohlen. In der Nacht, bevor ein neues Schloss eingebaut wurde, konnte er nicht gut schlafen vor lauter Unruhe, ob der Schlüssel­dieb wohl kommen und bei ihm einbrechen würde. Wer Gott kennt, kann ruhig schlafen, denn er weiß sich in Gottes Schutz so sicher wie in der festesten Burg, mit den besten Schlössern gesichert. Auch weiß er, dass Gottes Schutz­truppen Nachtwache halten und einen sicheren Ring bilden: Das sind die Schutz­engel, die er uns sendet. Selbst in schwierigen und gefähr­lichen Zeiten können wir diese Zuversicht haben: „Der Herr ist gütig und eine Feste zur Zeit der Not.“

Zweitens: der bekannte Name. „Der HERR kennt die, die auf ihn trauen.“ Er kennt sie alle mit Namen. Der Prophet Jesaja hat es ähnlich formuliert, und wir können sein Wort auf unsere Taufe beziehen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ (Jes. 43,1). Wir können es deshalb auf unsere Taufe beziehen, weil Jesus das bestätigt und von sich gesagt hat: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen“ (Joh. 10,14). Bei Gott sind wir keine Kunden­nummer, und bei Gott hängen wir auch nicht hilflos in der Warte­schleife, wenn wir zu ihm beten wollen. Bei Gott heißt es nicht: Ich bin nicht zuständig, probieren Sie es anderswo. Nein, Gott kennt jeden seiner Gläubigen mit Namen und kümmert sich so um ihn, als sei er seine einzige Sorge. Bei Gott sind wir alle Privat­patienten. Im Glauben erkennen wir den, der uns schon längst erkannt und erwählt hat durch seinen Sohn Jesus Christus. Nur eines könnte uns noch von ihm trennen: Wenn wir ihm das Vertrauen kündigen und nicht mehr an ihn glauben. Seine Verheißung gilt ja denen, „die auf ihn trauen“. Sorgen müssen wir uns deswegen aber nicht machen, denn auch der Glaube ist ja sein Geschenk. Wenn wir die Gabe des Glaubens von ihm erbitten und durch Wort und Sakrament zu erhalten suchen, dann wird sie uns nicht verloren gehen. Und darum können wir auch für die Zukunft gewiss sein: „Der HERR kennt die, die auf ihn trauen.“

Drittens: der gute Bote. „Siehe auf den Bergen die Füße eines guten Boten, der da Frieden ver­kündigt.“ Auch bei diesem dritten „Stern“ gibt es ein ganz ähnliches Heilswort im Buch Jesaja: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freuden­boten, die da Frieden ver­kündigen, Gutes predigen, Heil ver­kündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!“ (Jes. 52,7). Der Unterschied ist freilich merkwürdig: Bei Nahum ist es nur ein Friedens­bote, bei Jesaja sind es mehrere Friedens­boten. Aber wenn wir ein wenig darüber nachdenken, dann wird uns klar: der eine Friedens­bote ist Christus, die vielen Friedens­boten sind die Apostel sowie alle, die das aposto­lische Wort ver­kündigen. Jesus Christus ist vom Himmel herabkommen als der eine Friedens­bote Gottes, der eine Friede­fürst. „Friede auf Erden!“, sangen die Engel bei seiner Geburt. Am Kreuz versöhnte er dann durch seinen Tod die Welt mit Gott; er hat Frieden gestiftet zwischen dem All­mächtigen und dem Sünder. Wer sein Herz nicht verschließt vor diesem Frieden, der wird ein Gotteskind und darf ewig leben. Was für eine großartige Nachricht! Es ist die gute Nachricht des guten Boten Jesus Christus. Diese Nachricht hat er seinen Aposteln anvertraut und dabei ver­sprochen: „Wer euch hört, der hört mich.“ Wer die Apostel hörte und wer noch heute auf das aposto­lische Wort des Neuen Testaments hört, der hört dabei nichts anderes als die Stimme des Friede­fürsten Jesus Christus – und die ist keine andere als die Stimme Gottes. Ja, so Großartiges geschieht hier im Gottes­dienst, wenn aus der Bibel vorgelesen wird und wenn Gottes Wort erschallt. So Großartiges geschieht auch, wenn du zu Hause für dich selbst in der Bibel liest oder im Kreis deiner Familie Andacht hältst. Es sind dann jedesmal die Füße vieler guter Boten, die zu dir kommen und Gottes Frieden ver­kündigen. Durch sie kommt dann jedesmal auch der eine gute Gottesbote Jesus Christus: „Siehe auf den Bergen die Füße eines guten Boten, der da Frieden ver­kündigt.“

Wie herrlich leuchten diese drei Sterne auf nacht­schwarzem Himmel! Wie herrlich funkeln diese drei Heilsworte Nahums auf dem Hintergrund seiner Gerichts­predigt! Wie köstlich schmecken die Rosinen aus diesem Bibel­kuchen! Wie lieb hat uns der himmlische Vater, dass er uns dies schenkt und verkündigen lässt: die feste Burg, den bekannten Namen, den guten Boten! Wir merken an diesem Beispiel auch, dass wahr ist, was Jesus und die Apostel vom Alten Testament bezeugt haben: dass es eigentlich ein Christus­buch ist; dass alle Propheten schon mehr oder weniger klar das Kommen des Erlösers voraus­gesagt haben. Wir merken, der Prophet Nahum ist mitgemeint, wenn der Apostel Paulus bezeugte: „Gott hat das Evangelium zuvor verheißen durch seine Propheten in der Heiligen Schrift.“ Wenn wir dies begriffen haben, leuchten Nahums drei Sterne direkt in unsere Herzen, stärken den Glauben und machen uns froh. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2011.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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