Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Predigt über 2. Petrus 3,3‑12 zum Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In jedem Gottes­dienst loben wir Gott als den, der „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ lebt und regiert. Bevor unser Universum entstand, war da schon Gott in Ewigkeit; vor allem Anfang. Und wenn unser Universum nicht mehr sein wird, dann wird da immer noch Gott sein in Ewigkeit. Gott ist Alpha und Omega, Anfang und Ende, Ursprung und Ziel aller Dinge. Gott lebt und herrscht über den Ozean der Ewigkeit, und mitten in diesem Ozean treibt wie ein Streichholz unser Universum, unsere Welt, unser Raum-Zeit-Kontinuum mit seinem Anfang und seinem Ende. Von Anfang bis Ende hat Gott es gemacht; von Ewigkeit zu Ewigkeit ist es in seiner Hand.

Aus unserer mensch­lichen Sicht freilich ist dieses „Streich­holz“ im Ozean der Ewigkeit un­vorstellbar riesig. Keiner kann sich die Weiten des Universums vorstellen, keiner durch die Kraft seiner Gedanken an dessen Ursprung zurück reisen, den ersten Schöpfungs­tag. Ebensowenig können wir abschätzen, wie lange es noch dauert, bis unsere Welt ihr zeitliches Ende findet. Jesus hat ver­sprochen, an jenem Jüngsten Tag sichtbar wieder­zukommen, und er hat dazu gesagt: „Siehe, ich komme bald“ (Offb. 3,11). Das ist inzwischen schon zweimal tausend Jahre her – aus mensch­licher Sicht eine sehr lange Zeit. Bereits der Apostels Petrus warnte vor Spöttern, die die Christen fragen: Wann kommt er denn nun endlich, euer Herr Jesus? Wollte er nicht bald wieder­kommen? Aber es tut sich nichts; alles bleibt, wie es ist! Heute haben solche Spötter noch mehr Anlass für ihren Spott als früher: Na, wie ist das denn mit eurem Jesus, von dem ihr bekennt, dass er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten? Wann ist es denn so weit mit der Auf­erstehung der Toten? Vor zweitausend Jahren hat Jesus gesagt, dass er bald kommen will! Und wie diese Menschen ihren Spott treiben mit dem Ende der Welt, so tun sie es auch mit dem Anfang: Was, ihr glaubt immer noch, dass Gott der Schöpfer Himmels und der Erden ist? Die Wissen­schaft hat doch inzwischen geklärt, wie es wirklich war – mit dem Urknall und der Evolution und so weiter.

Wir aber bekennen uns un­verdrossen weiter zu dem wahren Gott, der lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wir bekennen uns zu dem Schöpfer und Erhalter der Welt, der einen Tag bestimmt hat, an dem er dem Universum ein Ende bereiten wird. Wir bekennen es mit Jesus, mit den Aposteln und mit der ganzen Heiligen Schrift. Wir sind überzeugt: Gott weiß es besser als alle Wissen­schaftler der Welt zusammen. Aber doch kann uns die Stimme der Spötter unsicher machen; sie kann Zweifel bei uns säen. Als Trost und Glaubens­stärkung in solchen Zweifeln hat Petrus die Worte auf­geschrieben, die wir eben als Predigttext gehört haben. Sie erklären, warum der Jüngste Tag kommen muss, auch wenn er länger auf sich warten lässt, als man denkt. Besonders auf drei Gründe weist der Apostel hin.

Erster Grund: Gott hat in der Vergangen­heit gezeigt, dass er seine An­kündigungen auch dann wahr macht, wenn viele nicht mehr damit rechnen. Als Beispiel wird an die Sintflut erinnert. Vor der Flut hielten es die meisten Menschen nicht für möglich, dass Inseln, Festland und sogar Gebirge in einer gewaltigen Über­schwemmung untergehen könnten, wie Gott es durch Noah ankündigte. Auch sie spotteten, und auch dieses Ereignis ließ länger auf sich warten, als Noah und seine Familie dachten: 120 Jahre. „Dennoch wurde damals die Welt in der Sintflut ver­nichtet“, lesen wir. Der Apostel Petrus übertrug nun diese Erfahrung aus der Ur­geschichte auf die Zukunft: „So werden auch der Himmel, der jetzt ist, und die Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.“ Mit anderen Worten: So wahr damals die an­gekündigte Sintflut doch noch ein­getroffen ist und die Spötter ver­schlungen hat, so wahr wird der Jüngste Tag kommen und den Spöttern ihr Urteil bringen.

Zweiter Grund: Bei Gott gelten andere Zeit­maßstäbe als bei uns. Gott lebt und herrscht in der Ewigkeit und ist darum den Zeit­abläufen, die in der Welt gelten, nicht unter­worfen. Schon Mose wusste das und hat in seinem Psalm gebetet: „Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache“ (Ps. 90,4). Aus Gottes Ewigkeits-Perspektive ist ein Jahrtausend so kurz wie für uns Menschen ein einziger Tag. Der Apostel Petrus hat diese Erkenntnis auf­gegriffen und auch seine Umkehrung formuliert: „Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“ Zwar ist es zweitausend Jahre her, dass Jesus versprochen hat wieder­zukommen, aber nach Gottes Maßstäben ist diese Zeitspanne so kurz wie für uns zwei Tage.

Dritter Grund: Es entspricht Gottes Plan und Willen, dass der Jüngste Tag nicht zu rasch kommt. Wir lesen: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.“ Dieses Argument ist allerdings nicht leicht zu verstehen. In den vergangenen zweitausend Jahren sind ja unzählige Menschen geboren worden und dann wieder gestorben, da leuchtet nicht ein, dass Gott noch so lange mit dem Jüngsten Tag warten will, bis sich die Letzten bekehrt haben. Aber schauen wir genau hin, was da steht! „Gott verzögert nicht die Ver­heißung“, steht da. Er zögert den Jüngsten Tag nicht willkürlich heraus, er ist nicht launisch und un­entschlos­sen. Bedenken wir, dass Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt und herrscht; bedenken wir Gottes Ewigkeits-Perspek­tive! Natürlich steht der Termin für den Jüngsten Tag schon in Ewigkeit fest; das „Streich­holz“ unseres Universums, das da im Meer der Ewigkeit treibt, hat seine feste von Gott bestimmte Länge; und zwar ist es genau so lang, dass eine bei Gott bekannte Zahl von Aus­erwählten zu Christus findet und selig wird. Beachten wir, dass der 2. Petrus­brief für uns Christen geschrieben wurde! „Gott hat Geduld mit euch“, steht da, mit euch Jesus-Jüngern nämlich, die durch Taufe und Glaube selig werdet. So bezieht sich das folgende Wörtchen „jeder“ ebenfalls auf Christen, auf Aus­erwählte, auf Menschen, die durch Buße und Glaube zum ewigen Leben gelangen. Zwar sind alle Menschen durch das Evangelium berufen, aber viele von ihnen schlagen die rettende Hand Jesu aus. Übrig bleiben diejenigen, von denen Gott schon immer wusste, dass sie einst seinen Himmel bevölkern werden. Er weiß ganz genau, wann ihre Zahl voll ist, wann der letzte von ihnen geboren wird und sich bekehrt, und dann wird der Jüngste Tag kommen! Diese schwierige Aussage aus dem 2. Petrus­brief entspricht damit dem, was der Apostel Paulus im Römerbrief vom Volk Israel geschrieben hat – und zwar vom geistlichen Israel, dem Gottesvolk des neuen Bundes: „So wird ganz Israel gerettet werden“ (Römer 11,26). Kurz: Der Jüngste Tag kommt nach Gottes Plan und Willen nicht eher, bis der letzte lebendige Stein in den Tempel des Gottes­reichs eingefügt worden ist; dann erst ist das Bauwerk für die Ewigkeit vollendet.

Nicht allen Christen werden diese drei Be­gründungen mit ihren teilweise schweren Gedanken weiter­helfen in ihren An­fechtungen; das müssen sie auch gar nicht. Es ist durchaus erlaubt, alle Grübeleien über die Zeitspanne bis zum Jüngsten Tag beiseite zu schieben und sich einfach von Gott überraschen zu lassen. Im Grunde genommen geht es gar nicht anders: Alle Christen müssen sich von dem Termin überraschen lassen. Der Apostel Petrus lehrte daher: „Es wird des Herrn Tag kommen wie ein Dieb.“ Ja, Diebe pflegen un­angemeldet zu kommen; sie kommen, wenn man überhaupt nicht mit ihnen rechnet – so wie die Kupfer­diebe, die vor ein paar Wochen die Fallrohre von unserer Kirche ab­geschraubt und gestohlen haben. Wenn wir mit ihnen gerechnet hätten, hätten wir in jener Nacht besser aufgepasst; nun aber waren sie völlig über­raschend gekommen. Seht, so über­raschend wird auch unser Universum an sein Ende kommen und mit einem großen Knall zerplatzen, wie Petrus schrieb: „Dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.“ Dann werden die Toten auf­erstehen, und Christus wird sichtbar erscheinen, um alle Menschen zu richten.

Eigentlich reicht es zu wissen, wer da kommt und dass er kommt. Es reicht zu wissen, dass es unser lieber Heiland ist, der dann wieder­kommen wird. Er wird uns in seinem Gericht frei­sprechen trotz unserer Sünde, denn er hat sie ja zuvor stell­vertretend für uns abgebüßt und getragen. Er wird gewiss kommen, und er kann jeden Moment kommen. Dann wird alles andere, was uns im Leben wichtig erscheint, bedeutungs­los werden. Es kommt letztlich nur darauf an, dass wir für ihn bereit sind. So ist das Leben aus dem Glauben, das Leben aus der Hoffnung, das Leben mit dem Herrn Jesus Christus das Wichtigste, und das schon jetzt, denn jederzeit kann Christus ja wieder­kommen. Darauf wies der Apostel Petrus hin, als er am Ende unseres Abschnitts schrieb: „Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zer­schmelzen werden.“ Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2010.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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