Das Beispiel des Amasai

Predigt über 1. Chronik 12,17‑19 zum Pfingstmontag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Als Menschen, die den Heiligen Geist empfangen haben, befinden wir uns in guter Gesell­schaft. Die Bibel berichtet von vielen Personen, über die der Heilige Geist gekommen ist, berühmte und weniger berühmte. Eine der weniger berühmten Personen hieß Amasai. Ich nehme mal an, dass sogar viele Pastoren mit diesem Namen nichts anfangen können. Aber lasst uns gerade an dieser weniger bekannten Gestalt der Bibel einmal beobachten, wie der Heilige Geist wirkt.

Amasai war ein Zeitgenosse Davids. Er stieß zu David in Ziklag, in Davids zweiter und mittlerer Lebens­phase. Davids erste Lebens­phase, Jugend und Kindheit, hatte er in Bethlehem zugebracht, als Hirtenjunge bei der Familie seines Vaters Isai. In seiner dritten Lebens­phase, der Zeit seines Königtums bis zu seinem Tod, lebte er überwiegend in Jerusalem. In der Zeit dazwischen war David ein Aus­gestoßener gewesen, ein steck­brieflich gesuchter Feind des Königs Saul, vogelfrei – sozusagen ein Robin Hood des Alten Testaments. In dieser notvollen Zeit hatte er sich keinen anderen Rat gewusst, als im Ausland unter­zutauchen bei den Philistern, den Feinden Israels. Der Philister­könig ließ ihn und seine Freunde im Ort Ziklag wohnen. Im Laufe dieser zweiten Lebensphase sammelten sich mehr und mehr Männer um David, die allesamt unzufrieden mit Sauls Herrschaft waren und darum David unter­stützten. Einer dieser Männer war Amasai.

Amasai kam mit mehreren Freunden zu David. David war zuerst miss­trauisch und rechnete damit, dass sie womöglich Sauls Spione waren. Er teilte ihnen sein Misstrauen auch ganz offen mit und sagte: „Kommt ihr im Frieden zu mir und um mir zu helfen, so soll mein Herz mit euch sein; kommt ihr aber mit List und um gegen mich zu sein, da doch kein Frevel an mir ist, so sehe der Gott unserer Väter drein und strafe es!“ Da antwortete Amasai für sich selbst sowie auch für seine Freunde und sagte: „Dein sind wir, David, mit mit dir halten wir's, du Sohn Isais! Friede, Friede sei mit dir! Friede sei mit deinen Helfern, denn dein Gott hilft dir!“ Dazu gibt uns das 1. Chronik­buch die Infor­mation, dass es der Heilige Geist war, der dem Amasai diese Erkenntnis geschenkt hatte. Wie gesagt, Amasai ist ein biblisches Beispiel für eine vom Geist ergriffene Person. David nahm Amasai gern in seine Truppe auf und gab dem tüchtigen Mann den Rang, der seinen Fähigkeiten entsprach: Er machte ihn zum Obersten seiner dreißig Führungs­offiziere. Auch Amasais Freunde bekamen Führungs­positionen in Davids Truppe.

Drei Dinge hat der Heilige Geist bei Amasai gewirkt: erstens Vertrauen, zweitens Bekenntnis, drittens Gemein­schaft. Drei Dinge wirkt der Heilige Geist auch heute noch bei uns und in der ganzen Christen­heit: Vertrauen, Bekenntnis und Gemein­schaft.

Da ist erstens das Vertrauen. Amasai sagte zu David: „Friede sei mit dir…, denn dein Gott hilft dir!“ Amasai hatte erkannt, dass Gott auf Davids Seite ist, und David auf Gottes Seite. So vertraute Amasai David, obwohl David zu der Zeit sehr verachtet war und wie ein Schwer­verbrecher verfolgt wurde. Amasai ließ sich nicht von mensch­lichen Be­urteilungen in die Irre führen, sondern er hörte auf das, was der Heilige Geist ihm offenbarte. Liebe Brüder und Schwestern in Christus, Amasai ist ein gutes Beispiel für uns. Wie es bei Amasai mit David war, so ist das auch bei uns mit dem Davidssohn Jesus Christus. Wir vertrauen darauf, dass Gott auf seiner Seite ist, ja mehr noch, dass er selbt Gottes Sohn ist. Wir vertrauen darauf, dass er recht hatte, wenn er immer wieder bezeugte: Ich bin vom Himmel herab­gekommen, von meinem Vater; ich verkündige ich euch seinen Willen; ich tue nichts anderes als das, was mein Vater im Himmel mir aufträgt; mein Vater im Himmel will, dass alle Menschen durch den Glauben an mich ewiges Leben haben. Das ist die Botschaft Jesu Christi, und wir vertrauen darauf, dass es die Wahrheit ist. Auch uns hat der Heilige Geist solches Vertrauen geschenkt. Der Apostel Paulus hat klar gesagt: „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist“ (1. Kor. 12,3). Darum hat Martin Luther den 3. Glaubens­artikel so erklärt: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann.“ Auch dieses geist­gewirkte Vertrauen steht im Gegensatz zu mensch­lichen Be­urteilun­gen. Wie der unschuldige David einst als Schwer­verbrecher verfolgt wurde, so hat man auch den un­schuldigen Jesus verfolgt und verraten. Ja, der himmlische Vater hat ihm sogar noch mehr zugemutet als dem David: Jesus wurde dann von seinen Feinden ja tatsächlich verhaftet, verspottet, verurteilt und vernichtet. Der Heilige Geist zeigt uns, dass uns Jesus gerade auf diese Weise erlöst und Frieden mit Gott geschenkt hat. Der Heilige Geist ist es, der uns zeigt: Der Davidssohn Jesus Christus ist unser Erlöser am Kreuz, unser auf­erstandener und gen Himmel gefahrener Herr, unser all­gegen­wärtiger Bruder, unser Richter am Ende der Zeit und unser König für alle Ewigkeit. Ja, das ist das Erste, was der Heilige Geist uns schenkt: Vertrauen.

Da ist dann zweitens das Bekenntnis. Weil Amasai David vertraute, darum bekannte er sich zu ihm. Amasai bekannte sich zu David, indem er ihm Treue gelobte. Er sagte: „Dein sind wir, David, und mit dir halten wir's, du Sohn Isais!“ Liebe Brüder und Schwestern in Christus, auch mit diesem Bekenntnis ist Amasai ein gutes Beispiel für uns. Es ist nämlich wieder derselbe Heilige Geist, der bewirkt, dass wir uns so zum Davidssohn Jesus Christus bekennen können: „Dein sind wir, Jesus, und mit dir halten wir's, du Sohn des Höchsten!“ Wohl den Menschen, die den Heiligen Geist schon als kleine Kinder empfangen haben durch das Bad der Wieder­geburt, die Taufe! Wohl den Menschen, die schon in jüngsten Jahren von anderen Christen das Bekennen zu Jesus gelehrt wurden, etwa mit den Worten: „Ich bin klein, mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Aber egal ob jemand schon früh oder erst später vom Heiligen Geist zum Glauben an Jesus geführt wurde, das Bekenntnis kann in jedem Fall nicht ausbleiben. So bekennen wir uns zu Jesus, wann immer wir uns in der christ­lichen Gemeinde versammeln. Wir bekennen uns zu ihm, wenn wir anderen Menschen bezeugen, dass Jesus uns das Liebste und Wichtigste im Leben ist. Wir bekennnen uns zu ihm, wenn wir auch in Alltags­situationen damit rechnen, dass der lebendige Herr bei uns ist, und wenn wir das dann auch aus­sprechen. „Dein sind wir, Jesus, und mit dir halten wir's, du Sohn des Höchsten!“ Ja, das ist das Zweite, was der Heilige Geist uns schenkt: Bekenntnis.

Drittens ist da schließlich die Gemein­schaft. Der vom Heiligen Geist ergriffene Amasai kam nicht allein zu David, und er blieb auch nicht allein. Er gehörte zusammen mit seinen Freunden fortan zu der Truppe, die sich verschworen hatte, David die Treue zu halten – Treue bis in den Tod, wenn nötig. David würdigte diese Treue, indem er Amasai und dessen Freunden Aufgaben in der Gemein­schaft gab auf ver­antwort­lichen Posten. Wir lesen im 1. Chronik­buch: „Da nahm David sie und setzte sie zu Hauptleuten über die Streif­schar.“ Liebe Brüder und Schwestern in Christus, auch hin­sichtlich der Gemein­schaft ist Amasai ein gutes Beispiel für uns. Der Heilige Geist schenkt nämlich nicht nur einzelnen Personen Vertrauen und Bekenntnis, sondern er schweißt sie auch zu einer großartigen Gemein­schaft zusammen; das ist die Gemein­schaft Heiligen, die christliche Kirche und Gemeinde. Darum bekennen wir im 3. Glaubens­artikel, also im Artikel vom Heiligen Geist, von der christ­lichen Gemein­schaft: „Ich glaube an eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen.“ Dieses eine Gottesvolk, diese Christen­heit auf Erden ist eine Truppe, die sich verschworen hat, dem Davidssohn Jesus Christus die Treue zu halten, Treue bis in den Tod. Allerdings sprengt diese Gemein­schaft die Grenzen unserer Welt und übertrifft damit weit die Gemein­schaft der Getreuen Davids damals in schwerer Zeit. Wir wissen, dass sogar der Tod diese Gemein­schaft nicht zerstören kann, sondern dass sie als trium­phierende Kirche in Gottes ewiger Herrlich­keit weiterleben wird. „Leib Christi“ nennt die Bibel diese Gemein­schaft auch, und der Heilige Geist hat uns zu Gliedern an diesem Leib gemacht. Der Heilige Geist ist es auch, der ver­antwortungs­volle Plätze und Aufgaben zuweist in dieser Gemein­schaft. Da ist einer Bischof, da ist einer Gemeinde­pastor, da gibt es Kirchen­vorsteher, Chorsänger, Beter, Tröster, Helfer, Spender, Evan­gelisten, Lehrende, Dienende und vieles andere mehr. Es sind sehr ver­schiedene Funktionen, die die Glieder am Leib Christi ausüben, aber zusammen sind wir ein einziger, einheit­licher Organismus, die ver­schworene Truppe des Davidssohns Jesus Christus. Ja, das ist das Dritte, was der Heilige Geist uns schenkt: Gemein­schaft.

Der Heilige Geist ist heute noch am Werk, ebenso wie damals zur Zeit der Apostel, ebenso wie damals zur Zeit der Propheten und ebenso wie damals zur Zeit des Königs David und seines Mit­streiters Amasai. Darum lasst uns den Heiligen Geist heute hoch preisen und ihn bitten, dass er auch in Zukunft unter uns bleibt und wirkt. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2010.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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