Fünf wichtige Dinge

Predigt über 2. Thessalonicher 3,1‑5 zum 5. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Fünf Dinge legte der Apostel Paulus den Thessa­lonichern ans Herz gegen Ende seines Briefes. Dieselben fünf Dinge legt Gott auch uns jetzt ans Herz – fünf Dinge, die wir an den Fingern einer Hand abzählen können: 1. Fürbitte, 2. Mission, 3. Kampf, 4. Gehorsam und 5. Treue. Wir wollen uns das jetzt Punkt für Punkt gesagt sein lassen.

Da ist erstens die Fürbitte. „Betet für uns!“, schreibt Paulus. Wer glaubt, der betet, und wer betet, der glaubt; ebenso glaubt auch der, der andere darum bittet, für ihn zu beten. Paulus weiß: All mein Eifer für Christus nützt nichts, all meine theo­logischen Kenntnisse nützen nichts, alles Geld und alle Gesundheit der Welt nützen nichts, wenn nicht Gott selbst am Werk ist. Im 127. Psalm ist es ganz radikal aus­gedrückt: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.“ Das gilt für ein normales Haus ebenso wie für das Reich Gottes, an dem der Apostel Paulus auf seinen Missions­reisen mitbaute. Und es gilt ebenso für alles,woran du baust in deinem Leben, sei es beruflich oder familiär, sei es kirchlich oder politisch oder privat. Der berühmte Namens­vetter des Paulus, Paul Gerhardt, hat treffend gedichtet: „Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, / du, du, musst alles tun, / du hältst die Wach an unsrer Tür / und lässt uns sicher ruhn“. Wer das weiß, der wird viel beten, der wird Gott in den Ohren liegen, dass er alles gut mache. Auch für andere werden wir Gott immer wieder bitten, denn schnell stoßen wir an die Grenzen unserer eigenen Kraft und können unseren Mitmenschen nicht so helfen, wie wir es gern möchten. Dafür dürfen wir auch unserer­seits andere um Mithilfe bitten beim Beten, dürfen ihnen das sagen, was Paulus den Thessa­lonichern schrieb: „Betet für uns!“ Das ist also der erste Punkt, der erste Finger: die Fürbitte.

Zweitens ist da die Mission. Paulus schreibt: „Betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch.“ Laufen soll das Wort des Evan­geliums; Gott soll der frohen Botschaft von Jesus Christus Beine machen! Es ist ja doch die beste Botschaft der Welt, die jedem Menschen zuruft: Lass dich mit Gott versöhnen durch Jesus! Werde deine Schuld los und alles, was dich belastet! Finde den Sinn deines Lebens und Frieden mit Gott! Finde das ewige Leben, das über den Tod hinaus herrlich weitergehen soll! Diese Botschaft ist viel zu schade, um zwischen zwei Buchdeckeln im Bücherregal zu ruhen. Diese Botschaft ist viel zu schade, um nur hinter dicken Mauern einigen religiös Inter­essierten gepredigt zu werden. Diese Botschaft muss raus, sie muss laufen, sie muss unter die Leute, sie muss in die Welt! Diese Botschaft muss in so vielen Ohren wie möglich tönen! Dazu helfe Gott. Und er helfe dazu, dass sein Evangelium den Weg von den Ohren in die Herzen findet, dass Menschen ihre Sünden erkennen und bekennen, dass sie Vergebung empfangen, glauben, getauft werden und selig werden. So wird dann das Evangelium gepriesen bei vielen, wie es damals bei den Thessa­lonichern der Fall war und wie es heute bei uns der Fall ist. Ja, Gottes Wort soll um die Welt laufen und überall von den Menschen gepriesen werden, die es im Glauben annehmen. Das ist der zweite Punkt, der zweite Finger: die Mission.

Könnten wir nun einfach nur aus der Kraft des Evangeliums leben, dann wäre das Leben eitel Sonnen­schein. Aber es gibt jemanden, der etwas dagegen hat: der Teufel, der Widersacher Gottes. Der bekämpft uns Christen und gewinnt dafür auch Verbündete, die unseren Glauben kaputt machen und uns schaden wollen. Darum stehen wir, solange wir auf dieser Erde leben, im Kampf. Es ist der Kampf des Glaubens, von dem der Apostel Paulus an vielen Stellen in seinen Briefen schreibt. Das ist nach Fürbitte und Mission der dritte Punkt: der Kampf. Hier schreibt Paulus darüber, er möchte, „dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.“ Falsche und böse Menschen, Feinde des Evangeliums gab es damals und zu jeder Zeit; auch heute müssen wir mit ihnen rechnen. In manchen Ländern der Erde sind es brutale Christen­verfolger wie zur Zeit der ersten Christen; sie schrecken auch vor Folter und Mord nicht zurück. Hierzulande sind es eher die Atheisten, die mit aus­geklügelten Vernunft­gründen Gott als Märchen­figur abtun wollen und die Auf­erstehung des Herrn Jesus Christus als Mythos. Oder es sind Spötter, mit denen man nicht ernsthaft über den Glauben reden kann, weil ihnen zu Kirche und Jesus sofort jede Menge Witze einfallen. Oder es sind Gleich­gültige, die Gottes Wort gar nicht erst an sich heran­lassen. Am schlimmsten sind freilich die Schein­heiligen, die „falschen Menschen“, wie Paulus sie nennt, die Heuchler, die Wölfe im Schafspelz. Es sind Leute, die so tun, als glaubten sie an Gott und als seien ihnen die Bibel und die Kirche ganz wichtig. Aber wenn man mal genau darauf achtet, was sie bekennen, dann ist das nicht der dreieinige Gott, nicht der lebendige Jesus Christus, nicht das Evangelium vom ewigen Leben, dann ist es nur irgendein Gewäsch von Mit­menschlich­keit und Bewahrung der Schöpfung. Ja, vor denen möge Gott uns vor allem behüten, denn leicht kann man durch sie am Glauben irre gemacht und verführt werden. Im geistlichen Kampf werden wir nicht unter­liegen, wenn wir nicht auf unsere eigene Kraft, sondern auf Gottes Beistand vertrauen, wie es in dem Segenswort bei Paulus heißt: „Der Herr ist treu; er wid euch sträken und bewahren vor dem Bösen.“ Gott möge uns stärken in diesem geistlichen Kampf, das ist der dritte Punkt, der dritte Finger.

Nach Fürbitte, Mission und Kampf kommen wir nun viertens zum Gehorsam. Paulus schreibt: „Wir haben das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.“ Paulus war zwar ein sündhafter Mensch wie du und ich, aber als Apostel war er vom Herrn Jesus Christus bevoll­mächtig und befähigt, Gottes Wort weiter­zusagen. Darum „gebietet“ er im Namen des Herrn und tut es in der Zuversicht, dass die Gläubigen seine Ver­kündigung auch achten und annehmen wie Gottes eigene Stimme. Jesus selbst hat ja zu den Aposteln gesagt: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat“ (Lukas 10,16). Denselben Gehorsam sollen wir gegenüber der Heiligen Schrift haben, denn sie ist das Zeugnis der Apostel und Propheten, damit Gottes eigenes Wort und Gebot. Wer die Bibel für un­zuverlässig und fehlerhaft hält oder wer meint, sich über ihre Weisung hinweg­setzen zu können, der ist Gott selbst ungehorsam und handelt nicht dem Glauben gemäß. Dasselbe gilt auch für die Hirten und Lehrer, also für die Männer, die Gott mit dem Hirtenamt betraut hat, und es gilt darum auch für mich, euren Pastor. Wenn ich euch Gottes Wort gemäß der biblischen Apostel­lehre verkündige, dann ist das keineswegs meine etwas kon­servative Privat­meinung, sondern dann ist das die Stimme des Herrn Jesus Christus, der es einfach nur zu gehorchen gilt. Natürlich, es kann dabei zu Miss­verständnis­sen kommen, ja, es mag sogar vorkommen, dass ich mich irre. Aber wenn ihr das meint, dann müsst ihr zu mir kommen und mir die Sache vorhalten, und dann müssen wir gemeinsam in der Bibel nach­schauen, wie es sich wirklich verhält. Ansonsten erwarte ich wie der Apostel Paulus, dass ihr meine Lehre und Ver­kündigung mit Gehorsam annehmt als Gottes Wort an euch. Das ist leider ein Punkt, wo die Kirche in unserer Zeit sehr schwach und weich geworden ist; viel Not, Sünde und Glaubensarmut kommen daher, dass die Gemeinde­glieder die Botschaft ihrer Pastoren nicht mehr annehmen und befolgen! Das war also der vierte Punkt, der vierte Finger: der Gehorsam.

Fünftens und letztens komme ich zur Treue. Der Apostel Paulus schreibt: „Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.“ Liebe Gottes und Geduld Christi – bei solchen Genitiv-Ver­bindungen muss man sich immer gut überlegen, wie sie gemeint sind. Im ersten Augenblick könnte man denken: Gott hat uns lieb und Christus hat Geduld mit uns – das ist nicht falsch, aber vom Zusammen­hang her muss etwas anderes gemeint sein. Es geht hier ja darum, dass unsere Herzen auf etwas gerichtet werden sollen. Das bedeutet: Wir sollen lieben, nämlich Gott; und wir sollen geduldig im Glauben beharren, nämlich im Glauben an Christus. Es geht hier also darum, dass wir im Glauben treu bleiben. Wer Gott liebt, bleibt ihm treu in guten und in schlechten Zeiten, denn die Liebe hört nimmer auf. Und wer Jesus Christus als seinen Herrn und Heiland kennen­gelernt hat, der weiß, worauf es ankommt: darauf, dass wir bis ans Ende beharren und selig werden. Den klugen Jungfrauen sollen wir gleichen, die auch für schläfrige Glaubens­zeiten noch Reserveöl haben, die also an Gottes Wort und am Heiligen Abendmahl festhalten. Der bittenden Witwe sollen wir gleichen, die nicht aufhört, beim Richter ihre Recht­fertigung zu suchen. „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“, verheißt Christus. Aufs Treubleiben im Glauben kommt es an! Wenn wir diesen fünften Punkt, diesen fünften Finger nicht beachten, dann sind die anderen vier umsonst: Fürbitte, Mission, Kampf und Gehorsam. Wenn wir aber im Glauben treu bleiben, dann ist in Gottes Gericht alles zugedeckt und vergeben, was wir Gott schuldig geblieben sind. Darum wollen wir das am aller­meisten beherzigen und darum am aller­meisten bitten: Dass der Herr unsere Herzen auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi richte, also auf das Treubleiben im Glauben. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2008.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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