Gott in Windeln

Predigt über Kolosser 2,8‑9 zum Heiligen Abend

Passt auf, dass euch nicht jemand verführt mit wissen­schaftlichen Argumenten oder mit leeren Ver­sprechungen – jemand, der doch nur nach­plappert, was er von anderen Menschen gehört hat, oder der sich nur auf das verlässt, was er sehen und beweisen kann, und nicht auf Christus. Denn in Christus wohnt die ganze Fülle Gottes; in ihm ist Gott Fleisch und Blut geworden.

* * * * *

Du kommst in ein Weihnachts­zimmer. Der Baum ist herrlich geschmückt: rote und goldene Kugeln, Sterne, Zapfen, Perlen­ketten, Lichter­glanz. Es duftet nach Tanne, es duftet nach Lebkuchen, es duftet nach Apfelsinen. Innige Weihnachts­musik erklingt von der CD aus hoch­wertigen Laut­sprechern, gespielt von den besten Musikern der Welt. Und da, auf dem Tisch neben dem Weihnachts­baum, da steht dein Geschenk. Schokoladen-Weihnachts­männer stehen Spalier. Dein Geschenk ist prächtig eingepackt in Goldfolie, mit einer Schleife aus rotem Samtband; als Verzierung Glöckchen, Kugeln und Tannengrün. Vorsichtig gehst du ans Werk, entfernst die kostbare Verpackung, öffnest den Karton, der zum Vorschein kommt. Und was liegt drin?

Nichts.

Nichts liegt in deinem Karton. Dein Geschenk ist reine Verpackung, ohne Inhalt. Dein Geschenk-Karton ist leer. Und deine Ent­täuschung ist groß. Du fühlst dich auf den Arm genommen, du fühlst dich betrogen.

Nun sage nicht, das gibt es nicht. Das gibt es doch. Vielleicht nicht gerade zu Weih­nachten, wohl aber im Alltag. Wie oft wird dir eine schöne Verpackung präsen­tiert, und es nichts drin! Wie oft verspricht dir die Werbung etwas, was das Produkt nicht hält! Wie oft bietet man dir glitzernde Unter­haltung an, die völlig inhaltsleer ist! Wie oft muss man sich geistloses Geschwätz anhören von Leuten, die in unserer Gesell­schaft an heraus­ragender Stelle stehen! Wie oft wird versucht, mit Statistiken und scheinbar wissen­schaftlichen Argumenten unsere Meinung in eine bestimmte Richtung zu verbiegen! Gottes Wort mahnt: „Passt auf, dass euch nicht jemand verführt mit wissen­schaftlichen Argumenten oder mit leeren Ver­sprechun­gen.“ Leere Ver­sprechungen sind wie eine schöne Geschenk­verpackung ohne Inhalt.

So, und nun komm mit in ein anderes Weihnachts­zimmer. Es ist ein ärmlicher Raum. Nur eine Stalllampe spendet trübes Licht. Es riecht nach Mist. Ein Esel scharrt mit den Hufen, ein Ochse rülpst. Es gibt keine stilvollen Möbel, nicht einmal einen Tisch. Ein roh gezimmerter Futtertrog ist der einzige Einrichtungs­gegenstand. Und da, in dieser Futter­krippe, liegt dein Weihnachts­geschenk. Es hat keine rote Schleife und ist nicht mit Goldpapier verpackt, es ist in Stofffetzen ein­gewickelt, in Windeln. Du brauchst es nicht aus­zupacken, denn du weißt schon, was es ist: Es ist etwas Lebendiges. Es ist ein Baby, ein richtiger Mensch. Nicht irgendein Mensch, sondern Jesus. Und nicht nur ein Mensch, sondern Gottes Sohn. Nicht nur ein Kind Gottes so, wie wir Gottes Kinder werden können, sondern Gottes ein­geborener Sohn; sein einziger, ganz besonderer Sohn, ganz und gar göttlich, und doch jetzt zugleich auch ganz Mensch geworden. „In Christus wohnt die ganze Fülle Gottes; in ihm ist sie Fleisch und Blut geworden“, so heißt es in unserem Predigt­text. Was für ein über­wältigendes Weihnachts­geschenk – für alle Menschen der Welt und auch für dich ganz persönlich: Gott selbst, in Windeln ein­gewickelt! „In ihm wohnt die ganze Fülle Gottes.“

Da erhebt sich Einspruch in unserer Welt. Gott selbst ein Baby – das kann doch nicht sein! Ganz Mensch und zugleich ganz Gott – das ist doch unmöglich, das hat man ihm doch wohl nur hinterher an­gedichtet! Noch dazu in so einer ärmlichen Familie! Noch dazu einer, der in seinem Volk viel Ärger hervorrief und schließlich wie ein Schwer­verbrecher hin­gerichtet wurde! Ja, so erhebt sich Einspruch in der Welt, Widerspruch von seiten der auf­geklärten Vernunft, auch verächt­licher Spott, zuweilen sogar Hass und Verfolgung. Du aber, der du das wunderbare Weihnachts­geschenk gefunden hast, lass dich dadurch nicht irre machen! Höre auf die Warnung in Gottes Wort, die da lautet: „Passt auf, dass euch nicht jemand verführt mit wissen­schaftlichen Argumenten oder mit leeren Ver­sprechungen – jemand, der doch nur nach­plappert, was er von anderen Menschen gehört hat, oder der sich nur auf das verlässt, was er sehen und beweisen kann, und nicht auf Christus. Denn in Christus wohnt die ganze Fülle Gottes; in ihm ist sie Fleisch und Blut geworden.“

Weil in Jesus die ganze Fülle Gottes wohnt, kannst du Gott nicht ohne Jesus finden. Ohne Jesus findest du Gott in keiner Religion und in keiner Welt­anschauung, auch wenn sie noch so überzeugend und verlockend klingt. Nur mit deinem Weihnachts­geschenk findest du Gott, nur mit Jesus findest du auch Frieden mit Gott, nur mit ihm findest du Gottes vergebende Gnade, nur mit ihm findest du wahre Liebe, nur mit ihm findest du ewiges Leben, nur mit ihm kommst du in den Himmel. Als Jesus größer war, hat er gesagt: „Niemand kommt zum Vater ohne mich“ (Joh. 14,6).

Nun sagst du vielleicht: Wo finde ich denn das Kind in der Krippe heute? Wo finde ich den in Windeln gewickelten Gott heute? Wo finde ich den Stall von Bethlehem heute? Jesus selbst hat diese Frage schon be­antwortet. Er hat gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matth. 18,20). Du findest Jesus also in der Ge­meinschaft mit anderen Christen, auch wenn's nur wenige sind. Du findest ihn da, wo seine frohe Botschaft gepredigt wird. Du findest ihn da, wo sich Christen zu seinem Heiligen Abendmahl einladen lassen. Du findest ihn da, wo gemeinsam gebetet wird, wo gemeinsam geglaubt wird, wo gemeinsam bekannt wird, wo gemeinsam Nächsten­liebe geübt wird. Ja, da findest du den auf­erstandenen Jesus Christus, der noch heute so lebendig ist wie damals in der Krippe, und mit ihm und durch ihn findest du Gott. Aber pass auf, dass dich niemand verführt! Manche reden von Jesus, aber sie meinen nur den Menschen und die Erinnerung an ihn, nicht den wahren, lebendigen Gott. Andere reden von Gott und vom Glauben, leugnen aber, dass Gott nur in Jesus gefunden werden kann. Pass auf, dass dich niemand verführt! Suche den Herrn Jesus Christus nur dort, wo man bekennt und verkündigt, dass Gott mit seiner ganzen Fülle in ihm lebt, dass Gott in ihm Fleisch und Blut angenommen hat. Dann hast du das wertvollste Geschenk, das es gibt, den größten Schatz – und darfst ihn in alle Ewigkeit behalten! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2007.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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