Paulus als Beter

Predigt über 1. Thessalonicher 1,2‑3 zum 14. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Zu den wichtigsten Tätigkeiten eines Christen gehört das Beten. Die Bibel gibt uns dafür viel Anleitung und gute Vorbilder. Vom Apostel Paulus erfahren wir nicht nur etwas über seine Tätigkeit als Apostel und Missionar, sondern auch als Beter. Schon in diesem einen Satz aus dem 1. Thessalonicher­brief, den wir eben gehört haben, steckt viel übers Beten drin, was wir uns zum Vorbild nehmen können und sollen. Wir erfahre darin erstens, wie Paulus mit Gott redet, zweitens, wie Paulus mit Gott über andere redet, drittens, wie Paulus mit Gott über andere zusammen mit anderen redet, und viertens, wie Paulus die anderen wissen lässt, dass er mit Gott über sie zusammen mit anderen redet.

Erstens: Paulus redet mit Gott. Er stellt dabei das Danken an den Anfang: Zuallererst gebührt Gott Lob und Dank! Und er betet „ohne Unterlass“, wie er schreibt. Am Ende des Briefes trägt er das den Thessa­lonichern und allen Christen auch aus­drücklich auf: „Betet ohne Unterlass!“ Das bedeutet: oft und regelmäßig. Durch Jesus sind wir mit Gott vereint, aber was wäre das für eine Gemein­schaft, wenn sie nicht ins Gespräch führen würde? Könnte jemand behaupten, er liebte Gott und hätte Vertrauen zu ihm, wenn er kaum mit ihm redete? Darum, liebe Gemeinde, betet auch ihr ohne Unterlass! Nehmt euch jeden Tag Zeit dafür, reserviert sie euch, knappst sie euch notfalls ab von anderen Aktivi­täten! Denn wie gesagt: Beten gehört zu den wichtigsten Tätigkeiten eines Christen. Und stellt auch ihr dabei den Dank an den Anfang – sonst könnte es geschehen, dass Gott nur oder vor allem Bitten und Klagen von euch zu hören bekommt, und das hat er nicht verdient.

Zweitens: Paulus redet mit Gott über andere. Er „gedenkt“ an sie, schreibt er. „Ich denke an dich“, sagt ein Christ zum anderen, wenn er meint: „Ich bete für dich.“ Und diese Fürbitte schließt den Fürdank ein. Die Gemeinde in Thessalonich ist zu diesem Zeitpunkt noch ganz jung, vielleicht erst ein oder zwei Jahre alt. Paulus ist dankbar, dass der Heilige Geist dort Herzen für das Evangelium auf­geschlossen hat. Er ist dankbar für die vielen, die sich dort taufen ließen und an den Herrn Jesus Christus glauben. Er ist dankbar, dass diese Gemeinde trotz vieler Schwierig­keiten fröhlich und mutig ihren Weg in der Jesus­nachfolge geht. Begleitest du auch deine Gemeinde mit Gebeten? Hört Gott auch Fürdank von dir – für deine Kirche, für die Jungen und Alten, für deine Kirchen­vorsteher, für deinen Pastor und für alles andere? Und betest du fleißig für sie? Gedenkst du deiner Brüder und Schwestern im Glauben und dazu auch der anderen Menschen, die dir am Herzen liegen? Tu es ohne Unterlass – wie der Apostel Paulus!

Drittens: Paulus redet mit Gott über andere zusammen mit anderen. Paulus spricht in seinem Satz übers Gebetsleben in der Mehrzahl. Er schreibt: „Wir danken“, „Wir gedenken euer in unserm Gebet.“ Wen er mit „wir“ meint, geht aus dem Kopf des Briefes hervor: „Paulus und Silvanus und Timotheus“, steht da als Absender­angabe. Silvanus ist kein anderer als Silas, der zusammen mit Timotheus den Paulus auf seiner zweiten Missions­reise begleitete. Auf dieser Missions­reise wurde die Gemeinde in Thessa­lonich gegründet, und am Ende dieser Missions­reise schrieb Paulus aus Korinth den 1. Thessalonicher­brief. Paulus berichtet hier also über die Gebets­arbeit im Mitarbeiter­kreis seines Missions­teams. Das gemeinsame Gebet hat eine besondere Verheißung. Jesus sagte: „Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Matth. 18,19). Wenn Christen gemeinsam beten, können sie sich auch gegenseitig an wichtige Gebets­anliegen erinnern, sie können sich stärken und sie können sich gegenseitig Halt geben für das regelmäßige gemeinsame Gebet. Das gilt bis heute. Wenn wir im Kirchen­vorstand oder in Gemeinde­kreisen zusammen­kommen, so beten wir. Der Sonntag­vormittag ist der große gemeinsame Gebets­termin für die ganze Gemeinde. Und es ist gut, wenn christliche Eheleute und Familien sich Zeit nehmen für die tägliche Haus­andacht, für das tägliche gemeinsame Gebet. Da wird dann gedankt für die schönen Ferien oder den neuen Fernseher, da wird dann gebetet für die kranke Oma oder die Stellen­suche des Sohnes. Zusammen mit anderen beten ist eine gute und wichtige Sache, ergänzend zum ganz per­sönlichen Gebet im „stillen Kämmer­lein“.

Viertens: Paulus lässt die anderen wissen, dass er mit Gott über sie zusammen mit anderen redet. Paulus schreibt den Thessa­lonichern, dass er an sie denkt im Gebet, er teilt es ihnen schriftlich mit. Das ist gut so. Wie schön ist es, wenn man von einem Mitchristen hört: „Ich bete für dich!“ In meiner Zeit als Missionar war es wichtig und tröstlich für mich zu wissen, dass in der Heimat viele Christen für mich beten. Und darum sollten wir es anderen ruhig sagen, wenn wir für sie beten. Paulus geht sogar noch einen Schritt weiter: Er lässt die Thessa­lonicher wissen, was er Gott über sie sagt. Er schreibt, wir denken im Gebet „an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und eure Geduld in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.“ Damit führt er ihnen zugleich vor Augen, worauf es in ihrer jungen Gemeinde ankommt. Denn er wird ja nichts Neben­sächliches und Unwichtiges für sie erbitten, sondern das, worauf es ankommt. Glaube, Liebe und Hoffnung soll bei ihnen herrschen und wachsen, dazu die Geduld, und das nicht nur durch fromme Worte, sondern auch im Werk, in ihren Mühen, in ihrer An­strengung. Die Thessa­lonicher merken dabei: Die Gebete des Apostels dürfen nicht zur Ent­schuldigung dafür werden, dass sie die Hände in den Schoß legen und in ihrem Glaubens­leben lau oder träge werden, weil sie meinen, der Apostel wird's schon richten mit seinen Gebeten. Nein, sie sollen mit allem Ernst und Eifer gute Werke tun, Mission treiben, Jünger und Zeugen des Herrn Jesus Christus sein. Zugleich aber sollen sie wissen, dass all diese An­strengungen nur Frucht bringen, wenn Gott seinen Segen darauf legt, und der will erbeten sein. Lasst auch uns so als Christen leben: dass wir mit allem Ernst und Eifer unserm Herrn nachfolgen, sein Wort ausbreiten, seiner Kirche dienen und unserm Nächsten dazu, wo immer er unsere Hilfe braucht. Lasst uns nicht lau und müde werden, lasst uns nicht meinen, andere Dinge seien wichtiger. Lasst uns aber dabei die wichtigste Tätigkeit nicht vergessen: Das Beten. Denn sonst ist all unsere Mühe vergeblich. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2006.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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