Gottes Hilfsgütertransport

Liedpredigt über „Es kommt ein Schiff geladen“ zum 3. Advent

1. Teil: Gottes Hilfsgüter­transport ist unterwegs

Es kommt ein Schiff geladen / bis an sein' höchsten Bord, / trägt Gottes Sohn voll Gnaden, / des Vaters ewigs Wort.

Das Schiff geht still im Triebe, / es trägt ein teure Last; / das Segel ist die Liebe, / der Heilig Geist der Mast.

Wir haben hier einen Karton, gefüllt mit Spielzeug und Kinder­kleidung. Er wird diese Woche eine Reise in die Ukraine antreten, in ein Kinderheim, wo er hoffentlich helfen und Freude bringen wird. Weil Gemeinde­glieder und Freunde unserer Gemeinde dem Aufruf nach Sachspenden gefolgt sind, können wir fünf solche Kartons auf den Weg schicken – fast ein kleiner Hilfsgüter­transport. Solche Transporte sind wichtig und segens­reich. Von den vielen LKW, die auf der Autobahn 12 durch Fürsten­walde Richtung Osten rollen, sind immer auch einige voll beladen mit Hilfsgütern.

Hilfsgüter­transporte gibt es schon seit langer Zeit. Früher waren die Fahrzeuge nicht LKW, sondern Schiffe. Sie waren oft bis an die Bordkante gefüllt mit Weizen oder anderem Getreide. Und sie waren unterwegs zu Gegenden, wo Hungersnöte herrschten. Das Überleben der Menschen hing von solchen Hilfsgüter­transporten ab.

Nun möchte ich euch von einem ganz besonderen Hilfsgüter­transport berichten. Er kommt weder per LKW noch per Schiff. Er geht auch nicht nach Osten und nicht in ein Entwicklungs­land. Er kommt nach Deutsch­land, zu uns. Mancher wird da entrüstet sagen: „Was, wir haben doch keine Hilfsgüter­transporte nötig, so schlecht geht es uns doch noch nicht.“ Andere nehmen wahr, dass es viel Armut auch in Deutschland gibt, und werden verbittert denken: „So weit sind wir nun also, dass wir auf Hilfsgüter angewiesen sind – wie nach dem Krieg.“

Aber es geht um etwas ganz anderes. Es geht um Gottes Hilfsgüter­transport. Gott sieht, dass wir im Sumpf von tausend Problemen stecken und durch eigenes Strampeln nicht heraus­kommen. Gott nimmt wahr, wie viel wir jammern und wie wenig wir uns freuen können. Gott weiß, dass wir auf vielerlei Weise vom Tod bedroht sind. Gott kennt unsere Krank­heiten. Und er kennt auch die Wurzel allen Übels, die grund­legende Ursache für allen Jammer dieser Welt: Das ist die Sünde. Dazu gehört die er­schreckende Tatsache, dass wir Menschen es nicht fertig­bringen, friedlich, gerecht und liebevoll miteinander umzugehen, und dass auch unser Verhältnis zu ihm, zum Schöpfer, nicht gesund ist. Da schafft sein Hilfsgüter­transport Abhilfe. Er schickt uns aus lauter Liebe das Kostbarste, was er hat, das Einzige, was uns retten kann: Es ist sein eigener Sohn. Der kommt zu uns. Der ist Mensch geworden, Jesus Christus. Unser Adventslied macht diese wunderbare Rettungstag anschaulich mit einem Hilfsgüter­transport der alten Art, mit einem Hilfsgüter­transport per Schiff: „Es kommt ein Schiff geladen / bis an sein' höchsten Bord, / trägt Gottes Sohn voll Gnaden, / des Vaters ewigs Wort.“

2. Teil: Gottes Hilfsgüter­transport ist da

Der Anker haft' auf Erden, / da ist das Schiff am Land. / Das Wort tut Fleisch uns werden, / der Sohn ist uns gesandt.

Zu Bethlehem geboren / im Stall ein Kindelein, / gibt sich für uns verloren; / gelobet muss es sein.

Die nächsten beiden Verse des Advents­lieds be­schreiben, wie Gottes Hilfsgüter­transport bei uns eintrifft. „Der Anker haft' auf Erden“ – die Erde, die Welt, die ganze Menschheit, das ist das Ziel von Gottes Hilfsgüter­transport. Dass er mit seinem Anker eine fest haftende Verbindung mit der Erde eingeht, ist nicht eine aus­schmückende Nebensache, sondern etwas ganz Wesent­liches. Warum das so ist, das möchte ich mit einer kleinen Geschichte deutlich machen.

Ameri­kanische Missionare überlegten sich einst, wie sie die für gefährlich gehaltenen Einwohner von Neuguinea milde stimmen und für den christ­lichen Glauben gewinnen können. Sie dachten, am besten geht das mit Geschenken. Um wohlwollend aufgenommen zu werden, wollten sie zuerst die Geschenke abliefern und dann selbst in Erscheinung treten. Als Geschenke machten sie große Holzkisten mit Hilfsgütern zurecht, lauter nützliche und begehrte Nahrungs­mittel und Gegen­stände. Die Kisten wurden in Flugzeuge verladen und über den Ziel­gebieten abgeworfen – eine Art Hilfsgüter­transport aus der Luft. Die Geschenke wurden von den Ein­geborenen auch freudig angenommen, brachten allerdings nicht den be­absichtig­ten Erfolg. Denn die Ein­geborenen meinten, die Flugzeuge seien Götter, und begannen, sie religiös zu verehren. Auf diese Weise entstand eine ganz neue Religion, der sogenannte Cargo-Kult (Cargo ist das das englische Wort für Luft­fracht). Der Fehlschlag zeigt: So kann man nicht den Menschen Gott nahe bringen, so von oben herab. Man muss schon mitten unter ihnen wohnen.

Gott selbst hat es so gemacht: Er hat seine Erlösung nicht einfach von oben herab auf die Menschheit abgeworfen, sondern er selbst ist ein Mensch geworden in seinem Sohn. „Der Anker haft' auf Erden, / da ist das Schiff am Land. / Das Wort tut Fleisch uns werden, / der Sohn ist uns gesandt.“ Damit ist auf­genommen, was im ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums steht: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh. 1,14). Gottes Sohn, das ist Gottes ewiges Wort in Menschen­gestalt. Was Gott uns zu sagen hat, das wird am Leben und Sterben des Jesus von Nazareth deutlich: „Das Wort ward Fleisch.“ Dabei war er sich nicht zu schade, ein ganz normaler, ein ganz einfacher Mensch zu werden. Er kam als Baby zur Welt, noch dazu in einer Not­unterkunft. Armut, Obdach­losigkeit, Feind­schaft, Trauer, Schmerzen und schließlich auch der Tod sind ihm nicht fremd geblieben. „Der Anker haft' auf Erden“ – ja, er ist wirklich einer von uns geworden.

3. Teil: Wir empfangen Gottes Hilfsgüter

Und wer dies Kind mit Freuden / umfangen, küssen will, / muss vorher mit ihm leiden / groß Pein und Marter viel,

danach mit ihm auch sterben / und geistlich auferstehn, / ewigs Leben zu erben, / wie an ihm ist geschehn.

Was sind das aber nun für Hilfsgüter, die Gott uns da mit seinem eigenen Sohn bringt? Auch hier müssen wir unsere Vor­stellungen von mensch­lichen Hilfsgüter­sendungen zunächst einmal beiseite lassen. Jesus Christus kommt nicht mit Fleisch­konserven zu uns und bezahlt auch nicht unsere Strom­rechnung. Auch wer Jesus mit einem gut ver­träglichen Schmerz­mittel ver­wechselt, mit einem Trost­pflaster, das das Leben ein wenig angenehmer macht, der wird enttäuscht. Gottes Hilfe ist viel radikaler: Jesus ist gekommen, um uns selbst völlig um­zukrempeln, um uns zu verwandeln, um uns neu zu erfinden. Wer zu Jesus kommt und getauft wird, der wird ein völlig neuer Mensch, eine „neue Kreatur“, wie die Bibel sagt. Dieser neue Mensch lebt ganz mit Jesus und für Jesus. Er nennt Jesus nicht nur seinen Herrn, sondern er kann sich gar nichts Besseres vorstellen, als dass dieser Jesus auch wirklich sein Leben beherrscht. Er will diesem Jesus nachfolgen, ja, er wird von Jesus mitgezogen auf dem wunderbaren Weg eines heilen, gerechten, friedlichen und freude­vollen Lebens. Gott macht aus verlorenen Sündern Jünger Jesu, das ist seine Hilfe. Durch die Vergebung der Sünden wird alles andere heil. Christsein heißt nichts anders als ein Jünger Jesu sein, so lernen wir es aus der Bibel.

Jesus nachfolgen bringt nun allerdings auch manchmal Leid und Schmerzen mit sich, denn Jesus selbst ist ja für uns einen schmerz­lichen Weg gegangen, den Weg ans Kreuz. „Und wer das Kind mit Freuden / umfangen, küssen will, / muss vorher mit ihm leiden / groß Pein und Marter viel, / danach mit ihm auch sterben / und geistlich auferstehn, / ewigs Leben zu erben, /wie an ihm ist geschehn.“ Das ist die große Hilfe, die Gott uns schenkt und mit der alles in Ordnung kommt: dass wir geistlich auf­erstehen, dass wir Gott vollkommen vertrauen und dass wir stets merken: Er ist da, er ist dabei und lässt uns nicht im Stich. Wie Jesus nach seinem Tod dann auch leiblich auf­erstanden ist, so wartet am Ende auch auf seine Jünger die Auf­erstehung von den Toten. Der Tod wird nicht das letzte Wort über uns behalten, sondern das Leben und die ewige Freude. Und das, liebe Gemeinde, das ist ja der Sinn eines jeden Hilfsgüter­transports, auch unserer kleinen Hilfs­lieferung in die Ukraine: dass bedürftigen Menschen zum Leben geholfen wird und sie erfreut werden. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2005.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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