Warum es im Himmel schön sein wird

Predigt über Offenbarung 21,2.22‑27 zum Ewigkeitssonntag

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

So manchen nächtlichen Strom­ausfall haben meine Familie und ich in Botswana erlebt. Nicht nur unser Haus war dann dunkel, sondern auch die Nachbar­schaft und oftmals der ganze Stadtteil. Mit Taschen­lampen, Kerzen und anderen Notlichtern versuchten wir uns zu behelfen, aber es fehlten uns doch die gewohnten hellen Licht­quellen. Unbequem war es, und auch ein wenig unheimlich. Wie schön war dann immer der Moment, wenn plötzlich, meistens ganz unverhofft, die Lichter wieder angingen! In was für einem herrlichen Glanz erstrahlte dann unser Haus! Wir wurden dann immer alle ganz fröhlich.

Wie schwer muss es für die Menschen vergangener Jahr­hunderte gewesen sein, als es noch keine hellen künstlichen Licht­quellen gab! Wieviel Angst müssen sie nachts gehabt haben! So wurden die Tore der Städte bei Einbruch der Dunkelheit fest verriegelt, damit kein licht­scheues Gesindel eindringen konnte. Und wie schön muss für diese Menschen dann am nächsten Morgen die Dämmerung gewesen sein und das Licht des neuen Tages!

Kein Wunder daher, dass Gott seinem Diener Johannes in einer Vision den Himmel als ewig hell er­leuchteten Ort gezeigt hat. Im Himmel wird es immer Tag sein; die Stadttore des himmlischen Jerusalems brauchen nie ver­schlossen zu werden. Und in diesem hellen ewigen Licht wird es prächtig funkeln wie in einem königlichen Palast. Herrlich geschmückt wird das himmlische Jerusalem sein, wie eine Braut an ihrem Hochzeits­tag. Nichts Dunkles, nichts Zwie­lichtiges oder Licht­scheues wird es da mehr geben. Sünde und Lüge, Streit und Krieg werden im Himmel vergessen sein. Niemand braucht mehr zu leiden, und Gott wird auch noch die letzten Tränen von den Augen abwischen.

Ja, so wird es im Himmel sein, so weit wir es uns in dieser Welt überhaupt vorstellen können. Aber wir dürfen uns den Himmel getrost so vorstellen. Gott selbst hat ja die Bilder vom Himmel, die uns in seinem Wort begegnen, nach den Formen und Farben der irdischen Welt gemalt. Wie sonst könnten wir den Himmel auch begreifen? Und darum dürfen wir auch alle unsere Wünsche und Sehnsüchte in unsere Vorstellung vom Himmel mit hinein­legen: Da ist die prächtig und hell erleuchtete Stadt; da ist die königliche Festtafel; da ist das Natur­paradies des voll­kommenen Friedens; da ist die ewige Ruhe vom Stress dieser Welt; da ist das Wiedersehen mit lieben Menschen, deren Tod uns weh getan hat.

Bei allem Träumen vom Himmel wollen wir aber nicht übersehen, was denn das Beste am Himmel ist. Johannes hat es so auf­geschrie­ben: „Ich sah keinen Tempel, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlich­keit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ Gott selbst ist Tempel und Licht im Himmel; seine persönliche herrliche Gegenwart ist das Beste darin. Im Himmel werden wir so nah beim Vater sein und bei seinem Sohn Jesus Christus, dem Gotteslamm, dass wir nicht mehr den strahlenden Glanz seines Geschöpfs, der Sonne, nötig haben, um etwas von seiner Herrlich­keit zu erkennen. Wir werden auch kein besonderes Gebäude für Gottes­dienste mehr nötig haben, denn im Himmel sein heißt Gott für immer nahe sein, noch näher als im Tempel oder in einem Gottes­dienst auf Erden. Ja, dass Gott so nah ist, dass Jesus so nah ist, und dass wir uns niemals von ihm trennen müssen, das ist das Beste am Himmel.

Ich könnte an dieser Stelle die Predigt ab­schließen, weil damit das Wichtigste für den Ewigkeits­sonntag gesagt wäre. Aber da gibt es noch zwei Fragen zum Thema.

Erste Frage: Wer kommt denn nun eigentlich in den Himmel? Diese Frage beantwortet der letzte Vers unseres Predigttexts: „Nichts Unreines wird hinein­kommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge.“ Der Himmel ist also nichts für Sünder – o weh, wer kann denn dann hinein­kommen? Aber es geht ja weiter: „Allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes“, die werden hinein­kommen. Das sind die Getauften. Das sind die Gläubigen. Das sind wir Christen. Das sind alle, deren Sünden abgewaschen sind durch das Blut des Lammes. Das sind alle, für die sich das Gotteslamm Jesus Christus selbst geopfert hat, damit die Schuld gesühnt ist. Nur als Heilige dürfen wir in Gottes Gegenwart kommen, aber heilig werden wir ja auch – nicht von uns aus mit unserem Lebens­wandel, sondern nur, weil Gott selbst uns gerecht und heilig spricht durch seinen Sohn Jesus Christus.

Zweite Frage: Was hilft mir die Herrlich­keit des Himmels jetzt in diesem Leben mit seinen all­täglichen Problemen, wenn ich krank bin, wenn ich mich mit anderen Menschen verkracht habe, wenn das Geld nicht reicht oder wenn die schulischen Leistungen schwach sind? Nun, die Vorfreude auf den Himmel ist ja auch etwas Schönes, und im Licht der Ewigkeit schrumpfen die Probleme dieser Welt auf ein er­trägliches Maß. Vor allem aber hat die Hauptfreude des Himmels schon jetzt etwas mit unserem Leben zu tun, die Gegenwart Gottes nämlich: Zwar sehen wir seine Herrlich­keit noch nicht, aber wir kennen Jesu Ver­sprechen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ (Matth. 28,20). Insofern sind wir jetzt schon halb im Himmel, weil wir jetzt schon Jesus nahe wissen. Er geht mit, er ist immer dabei – in der Schule, im Kranken­haus, bei der Arbeit, am Morgen, am Abend und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Das macht er uns immer wieder deutlich; am deut­lichtsten im Heiligen Abendmahl. Da gibt er sich selbst als Passalamm des neuen Bundes. Da empfangen wir seinen Leib und sein Blut. Da kommt er zu uns und versichert uns: „Du bist erlöst, deine Sünden sind vergeben. Du stehst im Buch des Lebens und wirst nicht wieder ausradiert. Du gehörst zu mir, und ich gehöre zu dir, komme was da will. Und wenn auch alles in deinem Leben schief gehen sollte, ich verlasse dich nicht.“ Ja, das ist der halbe Himmel, schon jetzt, schon hier. Danke, Herr Jesus! Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2005.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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