Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, was passiert, wenn ich einen Gegenstand fallen lasse: Klar, er fällt nach unten. Das ist selbstverständlich, das macht Gott immer so, und darum kommt wohl auch keiner auf die Idee, Gott dafür zu danken. Dabei wäre das gar nicht falsch, denn Gott hat sich dieses Naturgesetz prima ausgedacht; es ist gut, dass alles nach unten fällt. Nicht auszudenken, wie es wäre, wenn alles nach oben fiele – so wie ein bunter Gasballon, dessen Schnur ein Kind aus Versehen loslässt!
Nun gibt es vieles im Leben, das ist nicht so klar und selbstverständlich wie das physikalische Fallgesetz. Nehmen wir zum Beispiel das Wetter: Da weiß man nie so genau, wie es wird. Es kommt immer wieder vor, dass die Wettervorhersage nicht stimmt. Und welches Wetter heute in einem Monat oder heute in einem Jahr herrschen wird, davon hat auch der klügste Meteorologe keinen blassen Schimmer. Das Wetter macht Gott mal so und mal so, da lässt er sich nicht in die Karten gucken, geschweige denn, dass wir uns das Wetter selber machen könnten.
Niemand weiß, welchen Weg der Wind nimmt, so ließ Gott es den weisen König Salomo erkennen und so lesen wir es in der Bibel. Niemand weiß, wie das Wetter wird – ebensowenig kann man vor der Geburt wissen, wie ein Baby aussehen wird. Salomo schrieb: „Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutterleib bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.“ Noch einmal: Gott lässt sich von uns nicht in die Karten schauen. Manche Leute halten das für ein Unglück, denn sie erwarten von Gott immer nur das Schlimmste. Wenn ein Bauer so pessimistisch wäre, dann würde er kaum einen geeigneten Tag zum Säen finden, denn er würde immer denken: Wahrscheinlich wird es windig, und der Wind pustet mir dann meinen ganzen schönen Samen weg. Auch für die Ernte findet er nie den richtigen Termin, denn er schaut sorgenvoll auf die Wolken und denkt: Es wird sicher bald regnen, da fällt mir dann die ganze Ernte buchstäblich ins Wasser. Salomo schrieb: „Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.“ Ganz schön dumm, solche Einstellung. Viel besser ist es, man grübelt nicht darüber nach, was alles misslingen kann, sondern tut fröhlich seine Arbeit und überlässt dann Gott, was daraus wird. Darum gab Salomo den Rat: „Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das oder ob beides miteinander gut gerät.“
Wenn du also Bauer bist oder wenn du einen Garten hast, dann mache es so: Arbeite fleißig, säe zuversichtlich und lass dich nicht von der Tatsache beunruhigen, dass nicht immer alles wohl gerät. Du wirst dann merken: Sehr oft gerät es doch gut. Hast du dann Glück gehabt? Nein, dann hast du Gott gehabt! Der meint es nämlich gut mit dir und mit allen Menschen, und darum lässt er dich sehr oft Gutes ernten. Du kannst dich daran freuen. Und du sollst dann auch dem danken, dem du es zu verdanken hast.
Das gilt nicht nur für die Ernte im Garten und auf dem Feld, sondern für jede Art Ernte, die wir im Leben einbringen wollen. Ein Schüler zum Beispiel will gute Zensuren ernten. Wenn du also ein Schüler bist, dann mache es so: Lerne fleißig, gehe zuversichtlich an die Klassenarbeit und lass dich nicht von der Tatsache beunruhigen, dass so ein Test auch mal daneben gehen kann. Du wirst dann merken: Sehr oft bekommst du gute Zensuren. Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass nich nur ein „Sehr gut“ gut ist. Auch ein „Gut“ ist gut, mit einem „Befriedigend“ können wir durchaus zufrieden sein, und ein „Ausreichend“ reicht immerhin noch aus. Also: Du wirst merken, dass deine Zensuren sehr oft gut sind; Fünfen und Sechsen wird ein Schüler, der sich Mühe gibt, selten bekommen. Hast du dann Glück gehabt? Nein, dann hast du Gott gehabt! Der meint es nämlich gut mit dir und mit allen Menschen, und darum lässt er dich sehr oft Gutes ernten. Du kannst dich daran freuen. Und du sollst dann auch dem danken, dem du es zu verdanken hast.
Ein weiterer Bereich, den wir nicht genau vorhersehen und beeinflussen können, ist unser Verhältnis zu den Mitmenschen. Nehmen wir an, du bekommst neue Nachbarn und möchtest gern von Anfang an eine freundliche Beziehung zu ihnen haben. Auch in so einem Fall solltest du zuversichtlich und fröhlich an die Sache herangehen und etwas Mühe hineinstecken. Du wirst die neuen Nachbarn freundlich begrüßen, wirst ihnen vielleicht eine Blume oder ein anderes kleines Willkommensgeschenk überreichen, oder du wirst sie mal einladen. Die Chancen stehen dann gut, dass die neuen Nachbarn deine Freundlichkeit erwidern und sich ein posivites Verhältnis anbahnt. Hast du dann Glück gehabt? Nein, dann hast du Gott gehabt! Der meint es nämlich gut mit dir und mit allen Menschen, und darum lässt er dich sehr oft Gutes ernten. Du kannst dich daran freuen. Und du sollst dann auch dem danken, dem du es zu verdanken hast.
Noch manch anderes Beispiel ließe sich nennen. In vielen Bereichen ist ein gutes Ergebnis, eine gute Ernte, nicht selbstverständlich und auch nicht zu erzwingen; und doch beschenkt uns Gott sehr oft damit. Gott meint es gut mit dir und mit allen Menschen, erstaunlicherweise auch mit bösen Menschen, von denen wir uns leider oft enttäuscht abwenden. Wir können hier von Gott lernen: Wie er seine Liebe ohne Ansehen der Person walten lässt und selbst denen Gutes tut, die ihn dauernd nur enttäuschen, so sollen wir auch zu denen nett sein, die uns nicht so sympathisch sind. Jesus sagte sogar: „Habt eure Feinde lieb!“
Nun kommt es in unserer Zeit immer wieder vor, dass Menschen sich einbilden, sie haben selber alles in der Hand. Sie meinen, sie können unabhängig von Gott in ihrem Leben das Erwünschte erreichen, wenn sie's nur richtig anstellen. Geschäftsleute sind manchmal sehr überzeugt davon, dass sie durch ihre Leistungsfähigkeit und ihre Pfiffigkeit Erfolg haben werden. Auch Politiker bilden sich ein, es läge an ihnen, ob es dem Land gut geht oder nicht. Nun, wir wissen: Der Schöpfer, der das Wetter macht, der entscheidet auch über viele andere Bereiche. Und wenn wir Menschen ihn vergessen, wenn wir uns zu viel auf uns selbst einbilden oder wenn wir ihm den Dank schuldig bleiben für unsere gute Ernte, dann muss er uns eben daran erinnern, wer wirklich der Herr ist. Und dann geschieht es eben manchmal, dass er auch etwas misslingen lässt, dass er uns Misserfolge zumutet: vetrocknete Ernten, verhauene Klassenarbeiten oder enttäuschende Mitmenschen. Wir brauchen immer mal wieder so einen Dämpfer, um richtig danken zu lernen. Wenn uns alles Gute immer nur so sicher in den Schoß fiele wie das physikalische Fallgesetz, dann würden wir es selbstverständlich hinnehmen, keinen Gedanken und auch keinen Dank mehr an den Geber der Gaben verwenden.
Eine gute Gabe Gottes aber ist garantiert, die hat Gott uns mit feierlichen Eiden versprochen: Das ist die Erlösung durch Jesus Christus, das ist das ewige Leben. „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“, so lautet sein Versprechen (Markus 16,16). Darauf können wir uns hundertprozentig verlassen. Und darum sollten wir ihm für diese ewige Ernte am allermeisten danken. Das ewige Leben ist allen, die zu Jesus gehören, ebenso gewiss, wie es gewiss ist, dass ein schwerer Gegenstand nach unten fällt. Amen.
PREDIGTKASTEN |