Wir leben im Krieg – der Sieg ist schon errungen

Predigt über Offenbarung 12,7‑12 zum Michaelisfest

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Im Irak haben die Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren Verbündeten einen Krieg gewonnen, der eigentlich noch weiter geht. Immer wieder hören wir von Untergrund­kämpfern und Selbstmord-Atten­tätern, die dafür sorgen, dass das Land nicht zur Ruhe kommt. Vor 20 Jahren hatten die meisten Menschen nicht für möglich gehalten, dass aus dem Nährboden des Islam noch einmal solch brutaler Terrorismus empor­sprießen würde. Viele hielten den Islam für eine harmlose Welt­religion und meinten, es sei doch letztlich egal, ob jemand zu Gott oder zu Allah betet. Nur wenige haben damals schon warnend prophezeit, dass im 21. Jahrhundert aus dem Islam die größte Heraus­forderung für den Weltfrieden erwachsen würde. Aber genauso ist es gekommen. Der Marxismus-Leninismus ist eine harmlose Ideologie im Vergleich zu jenem radikalen Verständnis des Islam, das heute die Welt in Schrecken hält. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren ausgezogen, das Böse aus­zurotten. Den Krieg haben sie gewonnen, den islamischen Terror aber konnten sie nicht ausrotten.

Unser Predigttext berichtet von einem noch größeren Kampf gegen das Böse. Es ist freilich ein Kampf, von dem wir in den Fernseh­nachrichten nichts hören und von dem wir in der Zeitung nichts lesen. Dieser Krieg findet auch nicht in einem bestimmten Land statt, sondern in Bereichen, die uns Menschen un­zugänglich sind. Es ist ein Krieg, der in Gottes Ewigkeiten ausgetragen wird. Wir können ihn nur insoweit erfassen, wie die Heilige Schrift ihn in unser zeitliches und räumliches Vorstellungs­vermögen übersetzt. Gott hat es den Apostel Johannes schauen lassen, was es mit diesem Krieg auf sich hat, und er hat es im Buch der Offenbarung auf­geschrie­ben.

Wir lesen da: „Es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel.“ Michael ist der Engelfürst, der General der himmlischen Heer­scharen, der erste Minister in Gottes Hofstaat, der oberste und treuste Diener unter den dienstbaren Geistern, die Gott geschaffen und zu seinen Dienern gemacht hat. Michael und Gottes Heer kämpfen gegen Satan und dessen Heer. „Drache“ wird der Satan hier auch genannt, „Schlange“ und „Teufel“. Einst war auch er von Gott als Engel erschaffen worden, er hat dann aber dem Herrn den Gehorsam auf­gekündigt und eine Revolution gegen ihn ihn Gang gebracht. Viele Engel haben sich auf seine Seite gestellt – die bösen Geister, die zusammen mit ihm gegen Gott und sein Reich kämpfen. Satan gegen Michael, böse Geister gegen gute Geister, Gottes Diener gegen die Gottes Feinde: ein gewaltiger Krieg – zwar unsichtbar für uns, aber doch viel heftiger als alle irdischen Kriege.

Nun ist dieser Krieg allerdings bereits ent­schieden: Michael behält den Sieg mit Gottes Heer. „Und es wurde hinaus­geworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.“ Was ist das für ein Sieg? Es ist kein Sieg der Bomben und Raketen, sondern es ist ein Sieg des Blutes Jesu Christi. Johannes hörte zugleich mit dieser Vision den himmlischen Triumph­gesang: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserem Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut.“ Der eigentliche Sieger heißt also nicht Michael, sondern Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes.

Habt ihr gemerkt, dass in diesem Triumphlied noch ein weiterer Name für Satan auftaucht? Der „Verkläger“ wird er genannt. Es gehört zu seinen typischen Eigen­schaften, Menschen bei Gott anzuklagen, an­zuschwär­zen, zu verpetzen. Er will auf diese Weise möglichst viele Menschen in seine Revolution gegen Gott und damit auch in sein eigenes Verderben hinein­ziehen. Zu Hiobs Zeiten hat sich der Satan bei Gott im Himmel aus­drücklich noch die Genehmigung geholt, diesem frommen Mann alles zu nehmen außer sein Leben. Er wollte beweisen, dass Hiobs Glaube dann wie ein Kartenhaus zusammen­bricht. Es ist ihm nicht gelungen – nicht, weil Hiob selbst so stark war, sondern weil Jesus ihn stark gemacht hatte. Ja, Jesus, der zu der Zeit noch gar nicht auf die Welt gekommen war, aber den Hiob doch aus Gottes Ver­heißungen kannte und von dem er bekannte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Wieviel mehr als Hiob wissen wir uns geschützt durch das Blut des Erlösers, das auf Golgatha geflossen ist! Wir wissen, dass wir mit diesem Blut rein gewaschen sind von allen Sünden. Wir sind getauft, wir gehören zu ihm, er beschützt uns, der Teufel kann uns nichts mehr anhaben. Mag uns der Teufel verklagen, wie er will, mag er uns vorhalten: „Da warst du böse; da hast du versagt; da hast du die Liebe verfehlt; da warst du un­wahrhaftig; da hast du Gott nicht genügend geehrt“ – mag er uns verklagen, wie er will, wir können ihm entgegen­halten: „Stimmt, Satan, aber das kann mich nicht von Gott trennen, denn Jesus hat mit seinem Blut schon längst für das alles bezahlt.“ Das ist der Sieg Gottes, das ist der Sieg Christi, das ist der Sieg Michaels und aller Engel über den Teufel. Fortan hat der Teufel Hausverbot vor Gottes Thron: „Es wurde hinaus­geworfen der große Drache.“ Er kann und darf die Menschen bei Gott nicht mehr verklagen. Dieser Sieg des Herrn Jesus Christus ist einzig­artig, und nur durch ihn findet ein Mensch Frieden mit Gott. Das unter­scheidet unseren christ­lichen Glauben vom Islam und von allen anderen Religionen der Welt wie den Tag von der Nacht.

Nun stellen wir allerdings fest, dass der Teufel trotz dieses Sieges immer noch nicht aufgibt. Es ist so wie im Irak: Der Krieg ist gewonnen, aber die Kämpfe gehen weiter. Der Teufel ist sogar jetzt nach seiner Niederlage und seinem Hausverbot im Himmel noch wütender und versucht ver­zweifelt, so viel Unheil wie möglich an­zurichten. So lesen wir in der Offen­barung: „Weh euch, Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat eine großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.“ Im Himmel hat der Teufel nichts mehr zu suchen, da ist der Friede Jesu Christi eingekehrt. Alle Engel und alle Heiligen im Himmel haben Ruhe vor ihm und dem Heer der bösen Geister. Auf der Erde aber hat Gott ihm noch eine begrenzte Frist eingeräumt, nämlich bis Jesus in Herrlich­keit wieder­kommt. Satan weiß, dass er wenig Zeit hat, und verhält sich desto wütender.

Wer schon im Himmel ist, hat Friede. Wer noch auf der Erde ist, der erfährt noch die Angriffe und die Wut des Teufels, der wird verführt und geplagt. Wir, liebe Gemeinde, gehören in beide Bereiche: Mit der Taufe sind wir bereits Bürger des Himmel­reichs geworden und haben durch das Blut Christi Friede mit Gott. Weil wir aber noch auf der Erde leben, kriegen wir die Angriffe des Teufels zu spüren. Der Krieg ist gewonnen, wir gehören auf die Seite von Jesus, auf die Seite von Michael und seinen Engeln; aber es ist noch nicht in jeder Beziehung Friede geworden, wir leben noch unter dem Kreuz, wir leben noch im Kampf. Gott fordert uns auf, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Wir sollten uns nicht wundern, wenn unser Leben und unser Glaube immer noch massiven Angriffen ausgesetzt ist. Aber wir sollten deswegen auch nicht ver­zweifeln, denn wir dürfen wissen: Michael passt auf! Er stellt uns zur rechten Zeit den rechten Soldaten an die Seite, er sendet uns einen Schutz­engel, der macht, dass unsere Seele keine Schaden nimmt.

Es mag sein, dass Satan uns verführen will wie einst als Schlange die Eva im Paradies. Er kann uns von Gottes Wort und von der christ­lichen Gemeinde ablenken mit allerlei ver­lockenden Zer­streuungen und scheinbar wichtigen Geschäften. Christus und seine Engel aber öffnen uns dann die Augen für das Himmelreich – für das, was wirklich zählt. Der Satan kann uns verzweifeln lassen an dieser Welt und an ihren Menschen, an allem Unglück, an aller Bosheit und an aller schmutzigen Politik. Christus und seine Engel aber helfen uns, nicht zu verbittern, sondern die anderen Menschen trotz allem zu lieben. Der Satan kann uns in Zweifel bringen durch allerlei wissen­schaftliche Erkennt­nisse, die den Anschein erwecken, als sei unser Glaube eine überholte Sache. Christus und seine Engel aber weisen uns ans Wort und ans Heilige Abendmahl, wo der Glaube neue Kraft bekommt. Der Satan kann uns auch mit einer raffi­nierten Maske der Frömmigkeit von der rechten aposto­lischen Lehre abbringen und mit allerlei Menschen­frömmigkeit verführen, die heute vielerorts viel herrlicher strahlt als das Gemeinde­leben in der lutheri­schen Kirche und die trotzdem nicht mit dem überein­stimmt, was Gottes Wort lehrt. Christus und seine Engel aber lehren uns, nüchtern und wachsam zu sein, der Lehre und der Kirche treu zu bleiben, in die er uns hinein­gestellt hat und der wir Treue gelobt haben. Satan kann unseren Leib mit Fäusten schlagen, dass wir vor Schmerzen nicht ein noch aus wissen; Christus und seine Engel aber werden uns dann besonders nahe sein und machen, dass wir es ertragen können. Und dann wird auch einmal unser letzter irdischer Kampf kommen, der Kampf des letzten Atemzuges. Keiner von uns weiß, wie das Sterben wirklich ist, aber wir alle ahnen, dass es nicht leicht sein wird und dass Satan dann noch einmal alles dransetzen wird, um uns zu quälen und unsere Seele für sich zu gewinnen. Wir wären dann verloren, hätte nicht Christus den Sieg schon errungen. Michael und seine Engel werden auch in der letzten Stunde bei uns sein und uns den Klauen des alten Drachens entreißen. Und dann dürfen auch wir dahin kommen, wo Christi voll­kommener Sieg auch von voll­kommenem Frieden gekrönt ist. Amen.

Diese Predigt wurde erstmals gehalten im Jahre 2005.

Autor: Pastor Matthias Krieser

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